Essen. . Im Apothekerprozess geht es um die Schuldfähigkeit des Bottroper Angeklagten. Zeugen berichten vor dem Landgericht Essen aus seinem Leben.
Das Gericht hatte schon vor vielen Wochen signalisiert, dass aus seiner Sicht alle Beweise ausreichend geprüft worden sind. Doch von einem Ende des Prozesses gegen den Bottroper Apotheker Peter Stadtmann (47), dem die Anklage unterdosierte Krebsmedikamente vorwirft, ist aktuell keine Rede. Am Freitag ging es um die Schuldfähigkeit des seit mehr als eineinhalb Jahren in U-Haft sitzenden Angeklagten.
Weil die Verteidigung behauptet hatte, Stadtmann habe seit einem Unfall mit Kopfverletzungen Erinnerungslücken, hatte die XXI. Wirtschaftsstrafkammer den Psychiater Boris Schiffer eingeschaltet. Er soll prüfen, ob Stadtmann tatsächlich unter Stress nicht mehr wisse, was er gerade gemacht habe.
Auch der Whistle-Blower sagt aus
So werden Zeugen gehört, die das Gericht in den vergangenen Monaten bereits vernommen hatte. Sie sollen in Anwesenheit des Psychiaters über Stadtmanns Verhalten in früheren Jahren Auskunft geben. Etwa Martin Porwoll (46), der als Whistle-Blower und leitender Mitarbeiter der Alten Apotheke die Ermittlungen gegen Stadtmann ausgelöst hatte.
Porwoll spricht positiv über den Mann, den er bei der Medikamentenpanscherei mit unwirksamen Chemotherapien so schwer belastet hatte. Die beiden Ur-Bottroper kennen sich seit der Kindergartenzeit, erzählt Porwoll. Sie hätten auch das gleiche Gymnasium besucht. Sie seien zwar nicht eng befreundet gewesen, hätten aber immer losen Kontakt gehabt.
Keine Verhaltensänderung nach dem Unfall
Bei der Arbeit habe er Stadtmann als konzentriert und fleißig erlebt. Dass es nach dem Schädelbasisbruch eine Änderung in dessen Verhalten gegeben habe, könne er nicht sagen.
Stadtmann habe aber über Kopfschmerzen geklagt und Probleme mit dem Geruchs- und Geschmackssinn gehabt. Auch andere Zeugen erzählen dem Gericht, sie hätten bei Stadtmann nach dem Unfall 2008 keine Änderung gesehen.