Bottrop. . Im Windtunnel an der Prosperstraße wird der freie Fall beim Fallschirmsprung simuliert. Im April findet dort die deutsche Meisterschaft statt.
Robby lässt sich nach vorne fallen, der Wind greift zu, und Robby fliegt. Im Hintergrund dröhnen die vier Ventilatoren, die ihm in dem Windtunnel die nötige Luft entgegenpusten. Die Motoren leisten 2170 PS, die Windgeschwindigkeit liegt bei gut 215 Stundenkilometern, und Robby fängt nun an, Kunststücke zu machen. Beim Salto wirbelt er durch die Flugkammer beim Indoor Skydiving, das einem vom Zusehen schon schwindelig wird.
Seit sieben Jahren arbeitet er hier nun schon als Instrukteur für die Gäste und hat, wie er sagt, sein Hobby zum Beruf gemacht. Klar, dass er im April auch bei der ersten Deutschen Meisterschaft im Indoor Skydiving in Bottrop antritt. Rund 100 Athleten hätten sich dafür schon gemeldet, sagt Corinna Graudenz, die Betriebsleiterin des Bottroper Flugtunnels. Zwei Wochen lang können sich die Teilnehmer noch anmelden, am Ende würden wohl 110 bis 120 Teilnehmer in vier Disziplinen um den Sieg kämpfen.
Ein Jury urteilt über die Sportler
Für die Zuschauer wird es sicher faszinierende Bilder geben, wenn die Sportler in der Glaskammer schweben und Figuren und Küren zeigen. Dabei ist in einigen Disziplinen exakt vorgegeben, welche Figuren geflogen werden müssen, sagt Corinna Graudenz. Eine Jury hat das genau im Blick. Eigens für die Meisterschaft lassen die Verantwortlichen im April ein 150 Quadratmeter großes Zelt vor dem Eingang aufbauen. Dort finden auch Zuschauer Platz.
Spezialeinheiten und Schalke-Stars
Am 6. und 7. April findet die erste deutsche Meisterschaft im Indoor Skydiving in Bottrop statt.
Die Bottroper Anlage wird nicht nur zu Freizeitzwecken genutzt. Auch Einheiten von Polizei und Bundeswehr trainieren in ihr. Im November waren zum Beispiel die Schalker Bundesligaprofis für eine Teambuilding-Maßnahme da.
Im Prinzip simuliert der Windtunnel den freien Fall bei einem Fallschirmsprung. Außer dass der eigentlich nur rund 50 Sekunden dauere, so Bastian Dicke, Marketingleiter beim Indoor Skydiving Bottrop. Hier kann der Flug beliebig lange ausgedehnt werden. Wobei sich die meisten Besucher für zwei Flüge á zwei Minuten entscheiden. Dafür müsste man fünfmal mit dem Flugzeug starten.
Kleinste Bewegungen haben Auswirkungen
Robbys Job ist es, den Besuchern das Fliegen beizubringen. In weiten Anzügen kommen sie zur gläsernen Flugkammer. Vorher hat Robby ihnen die wichtigsten Handzeichen beigebracht, denn anders kann man sich in der Kammer nicht mehr verständigen. Die Gäste lassen sich fallen, Robby steht daneben, hält sie fest, greift ein und korrigiert es wenn nötig wird. Erst einmal muss jeder seine Lage im Wind finden. Durch Anwinkeln oder Strecken der Beine wird die Angriffsfläche vergrößert und die Höhe reguliert. Schon kleine Bewegungen können einen in der Kammer aus dem Gleichgewicht bringen. Tatsächlich stößt dann auch prompt ein Teilnehmer mit dem Kopf gegen die Glaswand. Doch dafür gibt es ja Schutzhelme.
Die 14-jährige Ann-Cathrine ist total begeistert. „Es war megacool. Es ist ein richtig tolles Gefühl, so zu schweben. Das muss man unbedingt ausprobieren.“ Sie strahlt und möchte am liebsten sofort den nächsten Flug antreten. Das ist wohl damit gemeint, wenn Robby sagt: „Es macht süchtig.“
Hobby wird zum Beruf
Er ist übers Fallschirmspringen zu der Indoor-Variante gekommen. „Wir sind damals mit unserem Trainer dafür nach England geflogen“, erinnert er sich. Zum Glück habe kurz darauf im Jahr 2009 die Bottroper Fluganlage eröffnet. „Da bin ich jedes Wochenende von Bayern aus hochgefahren – hin und zurück 1500 Kilometer.“ Und irgendwann sei dann die Chance gekommen, das Hobby zum Beruf zu machen.