Bottrop. . Die Stadt, so Laumann, habe sofort alle belieferten Ärzte über den Fall informiert. Eine direkte Info an die Patienten verbiete der Datenschutz.

  • Die Stadtspitze hat auf die Erklärung des Ministers mit großer Genugtuung reagiert
  • 1234 Patientengespräche hat die Stadt bis Dienstag auf der Hotline geführt
  • Mediziner und Apothekerkammer: Patientenvertrauen in Arzneimittelsicherheit schwer erschüttert

Kurz vor Beginn des Prozesses gegen den Bottroper Apotheker Peter S. wegen des Skandals um unterdosierte Krebsmedikamente hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann den Bottroper Behörden attestiert: Ihr habt alles richtig gemacht.

„Die Stadt Bottrop hat als zuständige Behörde unmittelbar nach Bekanntwerden des Falls wichtige Schritte eingeleitet. Sie hat bundesweit alle belieferten Ärzte mehrfach informiert. Und sie hat eine Hotline für verunsicherte Patienten eingerichtet“, so Gesundheitsminister Laumann.

Die direkte Information der Patienten verbietet der Datenschutz

Die von Betroffenen immer wieder geforderte direkte Information der Patienten sei aus Datenschutzgründen nicht möglich gewesen, sagt Laumann: „Ich habe das mehrfach prüfen lassen.“

NRW-Gesundheitsminister Laumann: Die Stadt Bottrop hat richtig gehandelt im Apotheker-Skandal.
NRW-Gesundheitsminister Laumann: Die Stadt Bottrop hat richtig gehandelt im Apotheker-Skandal. © Volker Hartmann

Die Datenschutzbeauftragte des Landes Helga Block und der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, weisen hin auf das grundgesetzlich geschützte „Recht auf Nichtwissen“. Die Information der Betroffenen sei nur möglich im Arzt-Patientengespräch.

Die Stadtspitze hat auf eine Ehrenerklärung des Ministers gewartet und sie mit großer Genugtuung zur Kenntnis genommen. „Das freut uns besonders, weil wir mehrfach dem Vorwurf ausgesetzt waren, wir hätten uns weggeduckt“, sagt Stadt-Sprecher Andreas Pläsken. „Davon kann bei aktuell 1234 Patientengesprächen, die wir bis Dienstag an unserer Hotline geführt haben, nun wirklich keine Rede sein.“

Das Vertrauen der Patienten in die Arzneimittelsicherheit ist erschüttert

Laumann und die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe teilen die Bottroper Einschätzung, der Skandal habe das Vertrauen der Patienten in die Arzneimittelsicherheit erschüttert. „Ich stehe vor einem Scherbenhaufen von Vertrauen“, sagt Chefarzt Hans-Christian Kolberg, Leiter des Brustzentrums im Marienhospital. Apothekerpräsidentin Gabriele Overwiening kündigt an, die Apothekerkammern würden mit der Ärzteschaft zusätzliche Kontrollen erarbeiten, „wie das Vertrauen in eine ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung wieder hergestellt werden kann“.

Demo nach Apothekerskandal

weitere Videos

    Kolberg und Dr. Christian Marga, der Leiter des Gesundheitsamtes, haben neben der bereits angekündigten Kontrolle von nicht genutzten Infusionsbeuteln weitere Maßnahmen vorgeschlagen. „Wir wissen aus eigener Erfahrung: Das Kontrollsystem funktioniert nicht“, sagt Marga.

    Künftig soll es klare Vorgaben zum Inspektionsumfang geben

    Deshalb werde es weitere Kontrollen geben, sagt der Minister: „Als weiteren Schritt werde ich nun klare Vorgaben zum Inspektionsumfang sowie zu den Schwerpunkten machen.“ Die Ergebnisse der Kontrollen sollen im Internet nachzulesen sein, sagt Laumann: „Vertrauen kann nur durch Transparenz entstehen.“