Bottrop. . Krebspatienten und Angehörige ziehen durch die City. Sie fordern Aufklärung und bessere Kontrollen im Fall der zu gering dosierten Medikamente.
- 150 Teilnehmer und damit dreimal so viele wie ursprünglich gemeldet zogen durch die Bottroper Innenstad
- Demonstranten ziehen still durch die Straßen und entzünden Kerzen an der Cyriakuskirche
- Unter den Teilnehmern war auch der Hinweisgeber, der die Ermittlungen ins Rollen brachte
Gut 150 Menschen – Krebspatienten und deren Angehörige – zogen am Mittwochabend durch die Bottroper Innenstadt. Sie demonstrierten für mehr Sicherheit und bessere Kontrollen bei der Herstellung von Krebsmedikamenten. Eine Reaktion auf den Skandal um Peter S., der beschuldigt wird, in seiner Apotheke Krebsmittel zu gering dosiert zu haben und so die Krankenkassen um mehr als 50 Millionen Euro betrogen zu haben.
Doch den Demonstranten ging es darum, zu zeigen, dass hinter diesem vermeintlichen Betrug Menschen stehen. Einige von ihnen sind inzwischen verstorben. Ob sie mit richtig dosierten Medikamenten hätten überleben können, diese Frage stellen sich viele Angehörige. „Meine Mutter ist tot. Peter, welches Recht hattest Du, Gott zu spielen“, stand auf einem Plakat, das sich eine Teilnehmerin vor die Brust gebunden hatte. Andere trugen Kerzen durch die Stadt und entzündeten sie an der Cyriakuskirche.
Still zog die Gruppe durch die Straßen, genau so, wie es sich Heike Benedetti vorgestellt hatte. Sie hatte die Demo angemeldet und war selbst überrascht, wie viele Menschen ihrem Aufruf gefolgt waren und erstmals nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Peter S. auf die Straße gegangen sind. „Ich bin so stolz darauf, dass so viele Menschen da sind. Ich könnte jeden hier umarmen.“ Ausdrücklich bedankte sie sich zu Beginn bei Martin Porwoll und Marie Klein. Die beiden ehemaligen Mitarbeiter der Apotheke hatten den Fall durch ihre Anzeige erst ins Rollen gebracht.
Porwoll war auch selbst unter den Teilnehmern der Demo. Viele Menschen nutzten die Gelegenheit, um sich bei ihm zu bedanken. Er wisse gar nicht genau, wie viele es am Ende waren. Doch wichtig sei, dass sich so viele an der Demonstration beteiligt haben. „Das hat mich schon überrascht, damit hätte ich nicht gerechnet.“
Viele Teilnehmer sprachen auch Heike Benedetti an, bedankten sich, dass sie die Initiative ergriffen hat. So wie Karina Gieschenhagen: „Meine Mutter ist gestorben. Nichts kann sie mir wiederbringen. Aber mir geht es darum, dass so etwas nie wieder passiert.“
Es gab aber auch Kritik, mehrfach tauchte die Frage auf, wo denn die Stadtspitze sei oder die Politiker. Wobei Vertreter von Grünen, ÖDP und Linken da waren. Hans-Jürgen Fischer wünschte sich, dass NRW-Gesundheitsminister Laumann nach Bottrop kommt und sich des Themas annimmt.
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Ginge es nach den Grünen, hätte der Medikamentenskandal in der Bezirksvertretung Mitte behandelt werden sollen. Die Mehrheit der Bezirksvertreter jedoch setzte den Punkt von der Tagesordnung ab. Die Bezirksvertretung sei in dem Fall nicht zuständig, da das Thema die gesamte Stadt betrifft, nicht nur den Bezirk Mitte, lautete ihre Begründung.
- ÖDP-Vertreter Markus Stamm kündigte an, seine Partei habe den Antrag gestellt, das Thema im Ausschuss für Gesundheit zu behandeln. Ein Schreiben auch mit Fragen an das Gesundheitsamt ist bereits verschickt.