Bottrop. . In Welheim liegt der Kohlenstaub in Gärten, auf Autos und Fensterscheiben. Die Anwohner haben die Kokerei Prosper als Verursacher in Verdacht.

  • Anwohner fühlen sich von Verwaltung und Politik im Stich gelassen
  • Seit Arceolor Mittal die Kokerei von der RAG übernommen hat, hätten die Probleme zugenommen
  • Unternehmen will prüfen, wer tatsächlich Verursacher des Staubs ist

Das, was Ingelore Falcone mit ihren Putzlappen aufwischt und was ihre Nachbarn Lydia Hünselar und Reinhold Swoboda auffegen, sieht aus wie das Ruhrgebiet der 1950er-Jahre. So dick liegt der Kohlenstaub in ihren Gärten, auf ihren Autos, Fensterscheiben und sogar im Haus. Denn der feine Staub kriecht durch alle Ritzen und setzt sich fest. Aus Sicht der Welheimer kann dafür nur die Kokerei Prosper verantwortlich sein.

Ingelore Falcone zeigt einen Putzlappen mit dem sie zuvor ihre Außenfensterbank abgewischt hat.
Ingelore Falcone zeigt einen Putzlappen mit dem sie zuvor ihre Außenfensterbank abgewischt hat. © Matthias Düngelhoff

„Ich war eine Woche im Urlaub, als ich wieder hier war, dachte ich, mich trifft der Schlag“, sagt Ingelore Falcone. Schon seit längerem leben die Anwohner mit diesen sichtbaren Auswirkungen der Kokerei.

So schlimm war es lange nicht

Doch so schlimm wie aktuell sei es lange nicht gewesen. „Ich habe Pfingsten im Garten gearbeitet, abends habe ich geduscht und hatte den Eindruck, ich sei Untertage gewesen“, berichtet Peter Hünselar.

SPD-Ratsherr Werner Kamratowski unterstützt die Anwohner. Die fühlen sich ansonsten von der Stadt im Stich gelassen. Wobei: Zuletzt waren die zu hohen Schadstoffbelastungen, die von der Kokerei ausgehen, Thema im Ausschuss für Umweltschutz. Geschäftsführer Markus Masuth musste sich vor den Kommunalpolitikern rechtfertigen und erntete parteiübergreifend Kritik. Doch die Aufsicht über die Kokerei liegt bei der Bezirksregierung Münster.

Anwohner glauben, Kokerei argumentiert mit Arbeitsplätzen

Die Anwohner jedenfalls haben den Eindruck, dass seitens der Kokerei immer wieder die über 500 Arbeitsplätze ins Feld geführt werden. Die sind auch den Welheimern nicht egal. Keiner der jetzt betroffenen Anwohner fordert das Aus der Anlage. „Wir wollen mit unseren Nachbarn gut auskommen. Dazu gehört auch die Kokerei. Doch die muss die Vorschriften einhalten“, fordert Peter Hünselar.

In die gleiche Richtung geht auch die Forderung des SPD-Ratsherrn: „Arcelor Mittal muss investieren und entsprechende Filter einbauen. Anders geht es nicht.“

Geduld der Welheimer geht zu Ende

Die Bürger würden immer dazu angehalten, Umwelt und Klima zu schützen, möglichst aufs Auto zu verzichten und dann gebe es solche Fälle wie die Kokerei, sagt Ingelore Falcone.

Die Geduld der Welheimer mit ihrem großen Nachbarn geht langsam zu Ende. Ihr Eindruck: Seitdem Arcelor Mittal die Kokerei von der RAG übernommen habe, hätten Probleme mit Schadstoffen und Staub zugenommen – vor allem an den Wochenenden.

Kokerei will Verursacher ermitteln

Von der Kokerei war Sprecher Michael Gruner vor Ort. Gemeinsam mit einem Kollegen nahm er Proben des Staubs. Sein Verdacht: Der könnte bei dem starken Wind der letzten Tage vom Kohlenlager hinüber geweht worden sein. Doch neben Arcelor Mittal lagere dort auch die RAG Kohle. Man werde nun prüfen, um welche Art Staub es sich handelt und so den Verursacher ermitteln, versprach Gruner.

Er versprach, mit der Geschäftsleitung zu sprechen und sagte den Anwohnern zu, sich in der kommenden Woche zu melden, wenn klar ist, wer tatsächlich Verursacher sei. Auch ein Gespräch mit der Geschäftsführung stellt Gruner den Anwohnern in Aussicht. Auch der Kokerei sei daran gelegen, gut mit den Nachbarn auszukommen.