Bottrop. . Anders einkaufen und vieles selber machen: Manuela Amante verrät, wie sie mit Mann und zwei Kindern Kunststoff in ihrem Alltag vermeidet.
- Manuela Amante versucht mit ihrer Familie so konsequent wie möglich, plastikfrei zu leben
- Zum Einkaufen werden Dosen oder Stoffbeutel mitgenommen, um die Waren darin abzufüllen
- Das Selbermachen von Frischkäse bis Waschmittel ist für die Bottroperin zum Hobby geworden
An einem Tag im August 2016 kam Manuela Amante (44) von einem klassischen Discounter-Einkauf nach Hause – und fasste den Entschluss, das Leben ihrer Familie umzukrempeln.
Denn mit dem Einkauf einher gingen jede Menge Verpackungen, „bestimmt zwei Gelbe Säcke Müll“. Seither versucht sie mit Mann und zwei Kindern, so konsequent es geht plastikfrei zu leben. Dazu hat Manuela Amante ihr Einkaufsverhalten geändert – und das Selbermachen von Frischkäse bis Reiniger zu ihrem Hobby gemacht.
„Ich möchte kein Weltverbesserer sein“, sagt sie. „Ich möchte für mich das Bestmögliche daraus machen und meinen Kindern das vorleben.“ Der Gedanke, Plastik zu vermeiden, kam nicht aus heiterem Himmel. Mit ihrem Mann Ignazio betreibt sie die Weinhandlung Enopolio. „Im Grunde kam es durch den Wein“, sagt die 44-Jährige. 80 bis 90 Prozent des Sortiments sei aus biologischem oder biodynamischem Anbau; statt Plastik- werden Kunden bei Bedarf Papiertüten oder Kartons mitgegeben. „Ich habe gedacht: Für andere schaffen wir es und für uns nicht? Das kann nicht sein.“
Die Umstellung erfolgte nicht von jetzt auf gleich
Bei ihrer Recherche stieß sie auf den Film „Plastic Planet“. „Er zeigt, welche Auswirkungen Plastik auf uns hat. Kein Fisch im Meer ist mehr sauber von Plastikpartikeln.“ Mehr Argumente brauchte sie nicht.
„Wir haben nicht von jetzt auf gleich alles umgestellt und erstmal alles aufgebraucht, was noch im Haus war.“ Sie fertigte eine Liste, ganz oben: Butter selbst machen. Auch den Frischkäse, den es im Laden nur in Plastik verpackt gebe, setzt sie aus Joghurt plus Salz selbst an. Mittlerweile gibt’s sogar Gummibärchen in Eigenproduktion.
Feste Seifen für Körper und Kopf
„Am konsequentesten sind wir in der Hygiene.“ Als erstes besorgte sie feste Seifen für Körper und Kopf. Deo und Zahncreme etwa werden selbst gemacht, Waschmittel aus Kastanien ebenso. Tipps dafür gibt es online und gedruckt. Die Zutaten bestelle sie inzwischen in Großpackungen, um Plastik zu sparen. Manches funktioniere für ihren Mann nicht gut. Weil die selbst gemachte Zahncreme nicht schäume, gebe es für ihn Zahnputz-Tabletten. Die Zahnbürsten sind heute aus Holz, der Besen pure Natur, der Eimer aus Blech. „Es wird ein bisschen vintage.“ Frischhaltefolie ersetze sie durch Bienenwachstücher. Servietten und Taschentücher sind aus Stoff.
Zum Einkaufen werden Dosen und Stoffbeutel mitgenommen
Der Einkauf hat sich verändert. „Ich gehe mit Dosen los – auch mit alten aus Plastik, die ich nicht einfach wegwerfen will.“ In großen Supermärkten werde ihr Käse oder Wurst allerdings nicht dort reingefüllt, „das machen nur die Kleinen oder Markthändler“. Für Obst, Gemüse und Brot gibt es Stoffbeutel. Darüber hinaus lässt sie sich Bio-Kisten liefern. Qualitativ hochwertiges Fleisch ist für Amantes schon lange ein Thema.
Milch, Joghurt und Sahne werden in Gläsern gekauft. Einige lose Waren wie Nüsse, Linsen, Müsli besorgte sie im Supermarkt Veganz in Essen, Seifen bei Lush gleich dazu. Die Eröffnung des Unverpackt-Supermarktes in Bottrop unterstützt sie.
Keine Fragen: Ein Leben (fast) ohne Plastik ist aufwändig. „Es ist ein Hobby. Andere stricken – ich gehe in meine Hexenküche.“ Bei allen Bemühungen: Kompromisse geht Manuela Amante ein. Wie bei den Frühstücksflocken und dem Lieblingsminikäse ihres Nachwuchses, drei und sieben Jahre alt. Oder beim Lego im Kinderzimmer – „es wird ja auch weitervererbt“.