Bottrop. . Es geht um Müllvermeidung. Mutter und Sohn Metzgen eröffnen im Juni ein verpackungsfreies Geschäft. Kunden bringen Gefäße oder Stoffbeutel mit.

  • Mitte Juni öffnet das Geschäft „Allerlei Verpackungsfrei“ an der Gladbecker Straße
  • Lebensmittel und mehr werden dort aus Spendersystemen in mitgebrachte Gefäße umgefüllt
  • Gründer wollen über Schwarmfinanzierung zusätzliches Kapital gewinnen

Noch wird in dem Ladenlokal an der Gladbecker Straße 19 renoviert. Aber schon Mitte Juni eröffnet dort ein Geschäft, in dem es Lebensmittel und mehr unverpackt zu kaufen gibt.

Sebastian Metzgen (26) und seine Mutter Annette (58) bieten dort unter dem Motto „Allerlei verpackungsfrei“ Waren an, die die Kunden in mitgebrachten Gefäßen oder Stoffbeuteln mit nach Hause nehmen können. „Was dahinter steckt, ist die Zero-Waste-Idee“, sagt Sebastian Metzgen. Also das Ziel, Müll so gut es geht zu vermeiden.

Sebastian und Annette Metzgen zeigen in ihrem Büro Glasgefäße als Alternative zu Plastikverpackungen.
Sebastian und Annette Metzgen zeigen in ihrem Büro Glasgefäße als Alternative zu Plastikverpackungen. © DIANA ROOS

Das ist gar nicht so einfach, wissen die beiden Bottroper aus eigener Erfahrung. „Ich war gestern im Supermarkt für einen Salat einkaufen. Zwei Paprikaschoten waren das einzige, das ich unverpackt bekommen habe“, erzählt Annette Metzgen. „Mittlerweile gibt es geschälte Orangen in Kunststoff gepackt“, ergänzt ihr Sohn. „Gurken und Bananen haben von Natur aus eine Schale – und werden trotzdem noch verpackt.“

Waren werden in Spendersystemen angeboten

Die beiden zitieren Zahlen des Statistischen Bundesamtes, wonach der Durchschnittswert bei rund 600 Kilogramm Müll pro Kopf und Jahr liege. Sie wollen daran etwas ändern – und glauben, dass es immer mehr Menschen ebenso geht. In vielen größeren Städten gibt es längst Läden, die Waren unverpackt anbieten. Und nun bald auch in Bottrop, immerhin Hochschulstandort und eine Stadt, die gerade modernisiert wird, wie Annette Metzgen es formuliert.

Das Ganze funktioniert über Spendersysteme, in denen zum Beispiel Hülsenfrüchte, Getreide, Öle, Essige im Laden angeboten werden. „Der Kunde bringt etwa ein Glas mit. Das wird vor dem Einkauf gewogen und das Leergewicht notiert. Er füllt sein Glas dann, womit er will. Dann wird wieder gewogen und berechnet“, erläutert Sebastian Metzgen.

Mengen können ganz nach Bedarf eingekauft werden

Neben dem Einsparen von Verpackungsmüll habe der Kunde den Vorteil, Mengen genau nach Bedarf einkaufen zu können. Was die Hygiene angeht, sind die Metzgens mit der Lebensmittelüberwachung in Kontakt. Da gebe es keine Probleme, versichern beide. Und wer zu einem Spontaneinkauf vorbeikommt, bekommt auch Gefäße zum Mitnehmen vor Ort.

Zum Sortiment gehören werden auch Obst, Gemüse, Gewürze, Kaffee, Tee, Milch in Mehrweg-Glasflaschen, Käse an der Frischetheke, Backwaren, Schreibbedarf wie Stifte aus Holz, Tierfutter, Drogerieartikel wie Körper- und Haarseifen sowie Zahnputztabletten oder Waschmittel zum Abfüllen. „Unser Ziel ist, dass man bei uns seinen kompletten Einkauf erledigen kann“, sagt Sebastian Metzgen.

Bieten wollen die Bottroper möglichst regionale Produkte und gute Bio-Qualität. Sie selber kaufen in Großgebinden ein. Und das Toilettenpapier etwa ist nicht nur samt Verpackung zu 100 Prozent recycelt, versichert der gelernte Rettungsassistent. „Wenn bei uns im Laden Papiermüll anfällt, nimmt die Firma den mit und macht wieder etwas daraus.“ Auf den 120 Quadratmetern Verkaufsfläche wollen die Metzgens auch eine kleine Gastro-Ecke einrichten.

Über Crowdfunding können Bürger sich beteiligen

„Wir möchten die Bürger erreichen und ihnen die Möglichkeit geben, sich an dem Konzept zu beteiligen“, unterstreicht der 26-Jährige. Daher wurde eine Crowdfunding-Aktion, also eine Schwarmfinanzierung gestartet, die noch bis zum 22. Mai läuft. Jeder kann einen selbst gewählten, auch kleinen Betrag in „Allerlei Verpackungsfrei“ stecken – und sich dafür ein Dankeschön wie z.B. Einkaufsgutscheine aussuchen.

130 000 Euro stecken die Gründer sowieso in den Laden, den sie seit rund zwei Jahren planen. Mit dem Crowdfunding wollen sie zusätzliches Kapital in Höhe von 35 000 Euro erzielen. „Das würde helfen, mehr ins Sortiment aufzunehmen“, erklärt Annette Metzgen, die schon als Inhaberin eines Pflegedienstes Erfahrungen mit der Selbstständigkeit sammelte. Gleichzeitig fördert so eine Schwarmfinanzierung ohne Frage die Identifikation mit der Idee.

>> Weitere Informationen, auch zum Crowdfunding, gibt es im Internet auf www.allerlei-verpackungsfrei.de