Bottrop. Irmgard Klawinski war Konzertmeisterin nicht nur des Bottroper Kammerorchesters. Sie feiert am Mittwoch ihren 85. Geburtstag. Bereits im zarten Alter von zehn Jahren erlernte sie das Instrument. Der Rückblick auf ein Leben, in dem der Himmel nicht immer voller Geigen hing.

Die Behauptung, sie hätte in ihrem Leben die erste Geige gespielt, trifft auf Irmgard Klawinski in vollem Umfang zu. Die Bottroperin, lange Jahre Konzertmeisterin des Bottroper Kammerorchesters, feiert am Mittwoch im Kreis der Familie ihren 85. Geburtstag.

„In unserer Familie spielten alle Männer Violine”, erinnert sich die Jubilarin. Dass aber ein Mädchen Interesse zeigte am Geigenspiel, war im Haushalt ihrer Eltern - der Vater war Bergmann - ein Novum. Im Alter von zehn Jahren erhielt sie Unterricht bei einem Musiklehrer in ihrer Heimatstadt. Sie bestand die Aufnahmeprüfung an der Folkwang-Musikschule in Essen und konnte sich, nachdem ihr Können die Lehrer überzeugt hatte, auf ihr Wunschinstrument Violine konzentrieren. „Damals gab es nur zwei Mädchen an der Folkwang-Hochschule”, erinnert sich Irmgard Klawinski. Nach wenigen Jahren wurde sie zur Konzertmeisterin des Folkwang-Kammerorchesters ernannt - eine Aufgabe, der sie 13 Jahre lang treu blieb.

Himmel nicht immer voller Geigen

Nach dem Krieg lernte die 22-Jährige den Musiker Josef Klawinski kennen - in einem Orchester, versteht sich. Doch dem Oberhausener Ensemble war kein langes Leben beschieden, und für das seit 1946 verheiratete Musiker-Paar hing der Himmel zunächst nicht voller Geigen. „Wir haben uns als Musiklehrer durchgeschlagen”, berichtet Irmgard Klawinski. Das Essener Folkwang-Kammerorchester stellte ihren Ehemann schließlich als Solobratschisten ein, und fortan musizierte er gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Konzertmeistern.

Als 1964 der städtische Musikdirektor Franz Switing starb, der 1950 das Bottroper Kammerorchester gegründet und seither geleitet hatte, wurde ein Nachfolger gesucht. Die Wahl fiel auf Josef Klawinski, der das BKO zu einem angesehenen Streicherensemble mit beachtlichem Repertoire formte, wie es in der Chronik des Orchesters heißt. An seiner Seite stand von der ersten Stunde an die neue Konzertmeisterin des Orchesters - Irmgard Klawinski.

Musik spielt noch immer eine große Rolle

Nach 35 Jahren übergab Josef Klawinski 1999 den Taktstock an Kai Röhrig. Auch die Konzertmeisterin legte ihre Aufgaben in jüngere Hände. Josef Klawinski starb im Februar 2005, doch hält die Jubilarin heute Rückschau auf ein „reiches, sehr schönes Leben”, in dem die Musik immer noch eine große Rolle spielt.