Bottrop. . Nuria Hansen ist ausgebildeter Klinikclown. Nun ist sie auch bei Bestattungen im Einsatz. Die Idee dafür hat sie aus den Niederlanden.

  • Nuria Hansen geht als Clown auf Beerdigungen
  • Einsatz fordert viel Empathie von der ausgebildeten Klinikclownin
  • Wichtig ist der Wille des Verstorbenen

Clown und Beerdigung – das mag für viele Menschen zunächst nach einem Widerspruch klingen. Vor allem für diejenigen, die beim Begriff Clown sofort den klassischen Dummen August vor Augen haben. Nuria Hansen will diesen vermeintlichen Widerspruch überwinden. Sie ist ausgebildete Klinikclownin, und als Geleitclownin ist sie auch auf Beerdigungen aktiv.

In den Niederlanden sind Clowns auf Beerdigungen schon länger üblich

Eine Idee, so sagt sie selbst, die noch in den Kinderschuhen stecke. Nichtsdestotrotz befasse sie persönlich sich schon lange mit diesem Thema. „Ich war 2008 auf einer Fortbildung in den Niederlanden.

Nuria Hansen ist Klinik-Clown und nun auch auf Beerdigungen als Geleit-Clown im Einsatz.
Nuria Hansen ist Klinik-Clown und nun auch auf Beerdigungen als Geleit-Clown im Einsatz. © Heinrich Jung

Da ist es schon länger üblich, dass Clowns auch auf Beerdigungen anwesend sind.“ Seither schwirrte der Bottroperin die Idee im Kopf herum, und Anfang des Jahres hatte sie ihren ersten Einsatz – gemeinsam mit ihrer Tochter.

„Der Verstorbene hatte sich zwei Clowns auf seiner Beerdigung gewünscht“, sagt die 58-Jährige. Über eine Clownschule in Hannover – dort war auch die Bestattung – kam der Kontakt zustande. „Es gab genaue Vorgaben. Wir sollten einen dunklen Anzug tragen und eine große rote Fliege.

Der verstorbene Richter hat auch gern rote Fliegen getragen

Denn der Verstorbene, ein Richter, war dafür bekannt, auch rote Fliegen zu tragen.“ Reden sollten die Clowns nicht. Ihre Kommunikation mit den Trauergästen lief über Gestik und Mimik. „Selbstverständlich waren die zunächst irritiert als sie uns gesehen haben“, schildert Nuria Hansen die Reaktionen.

Drei Stunden habe die Beerdigung gedauert, sie und ihre Tochter hatten Plätze vorne neben dem Sarg. Und Nuria Hansens Aufgabe war es, den Verstorbenen aus clownesker Sicht zu verabschieden. „Am Ende habe ich ihm die Fliege auf den Sarg gelegt.“ Und auch die Irritation der Trauergäste habe sich gelegt, zum Schluss hätten sich alle von ihnen verabschiedet und sich bedankt, dass sie da gewesen sind. „Die Stimmung hat sich während der Feier gedreht, weil die Gäste gemerkt haben, es geht nicht um Ulk und Komik.“

Klinikclowns improvisieren und gehen auf Menschen zu

Und das sei eben die Herangehensweise eines Klinikclowns. Auch der habe keine fertige Nummer, kein festes Programm, bei dem es darum gehe, Lacher zu ernten. „Wir improvisieren, gehen auf unser Gegenüber ein, auf die Stimmung im jeweiligen Zimmer“, sagt die 58-Jährige. Dabei spiele Empathie eine große Rolle. Seit zwölf Jahren macht die Bottroperin das nun schon und sagt über Klinikclowns: „Wir stülpen nichts über, wir begegnen Menschen und holen sie da ab, wo sie sind.“

Und diese Empathie sei eben auch auf Beerdigungen gefragt. Zumal „ein Clown ja auch ein Ventil für Emotionen ist.“ Selbstverständlich sei ein Auftritt auf einer Beerdigung immer abhängig von demjenigen, der verstorben ist, sagt Nuria Hansen.

Auf einer Bestattungsmesse hat Nuria Hansen für ihre Idee geworben

Doch Klinikclowns bauten ja auch eine Bindung zu Patienten auf begleiteten sie zum Teil über längere Zeit, etwa auch in Altenheimen. Als Clown dann auch bei der Beerdigung dabei zu sein, sei letztlich ein weiterer Schritt, so Nuria Hansen. Denkbar sei, dass der Verstorbene im Vorfeld schon festlegt, dass ein Clown bei der Trauerfeier dabei sein soll. Oder aber dass Angehörige, die um eine so enge Beziehung wissen, den Clown hinzu bitten.

Auf einer Bestattungsmesse hat Nuria Hansen für ihre Geleitclown-Idee geworben, über Kontakte zu Hospizen hofft sie auf weitere Anregungen. Denn es gebe auch Klinikclowns, die in Hospizen auftreten. Allerdings reagierten Erwachsene häufig noch zurückhaltend auf Klinikclowns.