Seit Eröffnung der Kinderschutzambulanz im August haben die Ärzte schon zehn Fälle untersucht: Opfer der schlimmsten Tat war ein Säugling mit Hirnblutung
- Seit Eröffnung der Kinderschutzambulanz haben die Ärzte schon zehn Fälle untersucht
- Am schlimmsten zugerichtet war ein drei Monate alter Säugling mit Brüchen und Hirnblutung
- Manche Verdachtsfälle klären die Mediziner auch als falsche Alarme auf
Zwei Monate nach Eröffnung der Kinderschutzambulanz haben die Ärzte am Marienhospital schon zehn Verdachtsfälle auf Missbrauch oder Misshandlung untersucht. Der schlimmste Fall sei ein drei Monate alter Säugling gewesen, bei dem durch Misshandlung eine Hirnblutung und Knochenbrüche festgestellt worden seien, berichten Martin Günther, Chef der Kinderklinik, und Oberarzt Oliver Hendricks. „Die gemeldete Fallzahl steigt“, sagt Günther und führt das zurück auf die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Die Entwicklung zeige aber auch, wie notwendig die neue Ambulanz sei.
Den Fall des misshandelten Säuglings hatte ein niedergelassener Arzt der Kinderklinik gemeldet. Andere Fälle, in denen Kinder auffällige blaue Flecken aufgewiesen hätten, seien von Erziehern dem Jugendamt gemeldet worden, das dann die Kinderklinik eingeschaltet hatte.
Die Ärzte untersuchen die Fälle nach standardisierten Verfahren, sagt Hendricks: „Wir wollen nichts übersehen - in beide Richtungen.“ So konnte er in einem Fall schnell Entwarnung geben: Es habe sich um so genannte Mongolenflecken gehandelt, wie sie bei Menschen asiatischer Herkunft häufiger vorkämen, sagt Hendricks. Auch die angebliche Vergewaltigung einer Schülerin durch einen „dunkelhäutigen Mann“ hat sich schnell als Ausrede heraus gestellt: „Das Mädchen hatte bei einer Freundin übernachtet“, sagt Hendricks. Allerdings haben die Ärzte auch mehrere Fälle sexuellen Missbrauchs diagnostiziert und mit Hilfe eines neuen Gerätes auch gerichtsfest dokumentiert, was den Opfern weitere Untersuchungen erspart. „Die sind jedes Mal eine weitere Traumatisierung“, sagt der Facharzt.
Die Zahlen zeigen nach Einschätzung des Chefarztes der Kinderklinik die Notwendigkeit der Kinderambulanz mit einem extrem niederschwelligem Angebot, seinem Raum für intensive Gespräche in geschützter Atmosphäre und den Handpuppen, die schon mehrfach Kinder leichter zum Sprechen gebracht hätten, als dies ein Arzt es geschafft hätte. In der Ambulanz der Kinderklinik seien die Mediziner inzwischen geschult darin, Alarmsignale für Missbrauch, Misshandlung oder Vernachlässigung zu erkennen. Hendricks: „Wir wollen noch mehr bisher unbemerkte Fälle herausfischen.“