Bottrop. . Hotel und Restaurant sind mittlerweile ein Familienbetrieb in der vierten Generation. Dabei wollte die Bottroperin eigentlich Psychologie studieren.
Einen Chefsessel hat Tina Große-Wilde nicht, aber als Geschäftsführerin und Inhaberin des Hotel-Restaurants Große-Wilde an der Gladbecker Straße packt sie überall mit an. Seit 1998 leitet sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Carlos Rempert das Familienunternehmen, das bereits 1900 als Bergmannskneipe an den Start ging. „Es war und ist eine große und wunderbare Aufgabe, ein Haus in die vierte Generation zu tragen, ohne verstaubte Anhängsel mitzuschleppen, aber der Tradition Rechnung zu tragen“, stellt die 43-Jährige fest.
"Und eigentlich war das nie mein Plan"
Sie war erst 25 Jahre jung, als sie den elterlichen Betrieb übernahm. „Und eigentlich war das nie mein Plan“, gibt Tina Große-Wilde lachend zu. Denn nach dem Abitur habe sie Psychologie studieren wollen – „liegt ja nahe, wenn man in solch offenem Haus und mit so vielen Menschen drumherum aufwächst. “
Trotzdem habe sie damals dann spontan entschieden, doch die Hotelfachschule in Dortmund zu besuchen. Die Ausbildung zur Hotelfachfrau im Frankfurter Mariott sowie Berufsjahre in der Schweiz, in Frankreich und auf der MS Europa folgten.
„Das war eine tolle Zeit“, erinnert sich die Bottroperin. „Aber obwohl die große weite Welt immer mein Traum war, packte mich dann doch der Drang mich selbstständig zu machen.
"Denn das war meine Chance"
Trotz der Warnung ihrer Mutter - „Kind, hast du dir das auch gut überlegt“ - tat sie das, was sie nie tun wollte und ging zurück nach Bottrop und in den elterlichen Betrieb. „Denn das war meine Chance!“ In der Übergangsphase habe sie den Erfahrungsschatz des Vaters geschätzt, er respektierte, dass frischer Wind durchs Haus wehte: Das einst gutbürgerliche Ambiente mit Holzmöbeln und Tiffanylampen wich schnell einer modernen, hellen, luftigen und lockeren Atmosphäre, Teamgeist prägt den Arbeitalltag mit den 16 Mitarbeitern und im A-la-carte-Restaurant verwöhnt Ehemann und Küchenchef Carlos Rempert die Gäste mit Speisen der neuen deutschen Küche, frisch und kreativ zubereitet. „Wir haben das Haus unserer Geschäftsidee angepasst. Hier fühlen sich sowohl Geschäftsleute mit ihren ausländischen Gästen wohl, wie auch Familien bei Geburtstagsfeiern.“ Natürlich gibt’s viele Stammgäste. „Die kannten mich schon als Kind“, meint Tina Große-Wilde.
Beruf und Familie will sie grundsätzlich trennen
Während sie und ihre Schwestern in jungen Jahren oft in Restaurantbetrieb eingespannt wurden, vermeidet Tina Große-Wilde das bei ihren Söhnen Luis (13) und Esteban (11). „Wenn sie mögen, können sie mit 16 gerne hier im Nebenjob mitarbeiten, aber grundsätzlich trenne ich Beruf und Familie.“
Das sei natürlich schwer, denn eigentlich ist immer etwas zu tun. „Es ist täglich eine Herausforderung, das Haus auf dem von den Gästen gelobten Niveau zu halten und immer wieder Neues einzubringen.“
Immer wieder neue Impulse
Der Arbeitsalltag von Tina Große-Wilde ist stets anstrengend, aber auch bunt und vielseitig. Morgens stehen meist administrative Arbeiten auf dem Plan, wie Buchführung, Schreiben von Rechnungen, Bearbeitung von Reservierungen. Obwohl das Restaurant in der Regel erst abends ab 18 Uhr öffnet, bedeutet das jedoch nicht, dass tagsüber keine Gäste im Haus sind. „Da gibt’s immer wieder Beerdigungen, Familienfeiern und Bankette“, so Tina Große-Wilde. Und gerade das ist es, was die 43-Jährige so sehr an ihrem Beruf liebt - den täglichen und vielseitigen Kontakt mit den Menschen. „Ich drehe mich um die eigene Achse und sehe so viele verschiedene Menschen. Und jedem versuchen wir auf seine Art gerecht zu werden.“
Ihre Entscheidung doch in die Hotellaufbahn zu schwenken, hat Tina Große-Wilde - der Bindestrich im Namen kam übrigens erst in zweiter Generation dazu - bislang nicht bereut. „Es macht so viel Spaß, dem Haus immer wieder neue Impulse zu geben, und wenn es den Gästen hier gefällt, ist das eine wunderbare Bestätigung unserer Arbeit.“