Bottrop-Kirchhellen. . In Kirchhellen sind die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr in der Nacht schneller vor Ortals die Berufsfeuerwehr. Beide teilen sich eine Wache.

Die enge Zusammenarbeit von Freiwilliger und Berufsfeuerwehr, nirgendwo wird sie deutlicher als in Kirchhellen. Denn hier teilen sie sich sogar ein Wache – und teilweise den Fuhrpark. Tagsüber ist die Kirchhellener Wache von Kräften der Berufsfeuerwehr besetzt, die unter anderem auch für den Rettungsdienst zuständig ist; nach Dienstschluss übernimmt die Freiwillige die Fahrzeuge. Tagsüber kann es passieren, dass die Freiwilligen – wenn es der Zeitplan erlaubt – die Besatzung eines Löschfahrzeugs ergänzen. Dann rückt ein gemeinsames Team aus.

Ausbildung zum Drehleitermaschinisten

Das bedeutet aber auch, dass die ehrenamtlichen Kräfte hier einige Aufgaben übernehmen, die es bei anderen Ortswehren der Stadt nicht gibt. So gehört zum Fuhrpark in Kirchhellen auch eine Drehleiter. Übernehmen die freiwilligen Kräfte die Wagen, müssen sie auch in der Lage sein, die Drehleiter zu bedienen. Deshalb werden einige Kräfte zu Drehleitermaschinisten ausgebildet.

Überhaupt, so Feuerwehrsprecher Christoph Lang, „deckt die Ortswehr Kirchhellen das Schutzziel 1 ab.“ Schutzziel 1 bedeutet: Innerhalb von acht Minuten müssen die Einsatzkräfte vor Ort sein. In der Regel leistet die Berufsfeuerwehr diese Anforderung, weil sie ja die Wache im Stadtteil besetzt. Nachts jedoch stellt sie die Freiwillige Feuerwehr sicher. In aller Regel ist sie dann als erste am Einsatzort und beginnt mit den Lösch- oder Bergungsarbeiten. Andernorts ist der „Erstangriff“ Sache der Berufsfeuerwehr, weil sie grundsätzlich schneller zur Stelle ist – außer eben in Kirchhellen oder Feldhausen.

Kosten für Berufsfeuerwehr würden steigen

Hier komme ein Vorteil der Freiwilligen Feuerwehr klar zum Tragen, sagt Christoph Lang, Sprecher der Berufsfeuerwehr. Gebe es sie nämlich nicht, müsste die Stadt in Kirchhellen rund um die Uhr die Wache besetzen. Als Folge würden mehr Kräfte benötigt, die Kosten für die Berufsfeuerwehr würden steigen.

Im vergangenen Jahr mussten die ehrenamtlichen Helfer 74mal ausrücken, 2013 waren es 59 Einsätze. Vor allem die Zahl der „technischen Hilfeleistungen“ ist stark gestiegen auf 32 im vergangenen Jahr. Dahinter verbergen sich unter anderem Einsätze bei Unfällen, etwa das Bergen von Verletzten. „Bei den Einsätzen verschiebt sich etwas. Es geht inzwischen immer häufiger um solche Hilfeleistungen“, sagt Ortswehrführer Dieter Heidemann.

Auf der A 31 wird ziemlich schnell gefahren

Zum Einsatzgebiet der Kirchhellener gehört auch die Autobahn 31. Immer wieder kommt es dort zu schweren Unfällen. Das erklärt möglicherweise auch den Anstieg der technischen Hilfeleistungen. Auf dieser Autobahn wird im Vergleich zu den anderen umliegenden verhältnismäßig schnell gefahren, Unfälle haben also schnell schlimmere Folgen. Alfred Schmitz, der ehemalige Ortswehrführer, erinnert sich an einen besonders verheerenden. „Ich weiß noch genau, es war am 21. August 2006. Da wurden wir alarmiert und sind ausgerückt zu einem Unfall mit mehreren Toten.“

Besonders wichtig bei Einsätzen auf der Autobahn sei die Eigensicherung, sagt Schmitz’ Nachfolger, Heidemann. „Wir üben das regelmäßig, schließlich begeben wir uns bei Arbeiten auf der Autobahn immer auch in Gefahr.“ Die Absicherung der Unfallstellen – in Theorie und Praxis – sei deshalb ein stetiges Thema bei Übungen.

Bei diesen Dienstabenden profitieren die aktiven Kräfte immer wieder von der großen Ehrenabteilung. In ihre engagieren sich viele Männer nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst und geben so auch immer wieder ihr Wissen an die Nachfolger weiter.

Wenn der Vater mit den Söhnen... 
Marco Fockenberg, sein Vater Dirk und sein Bruder Lukas (v. re.) sind gemeinsam bei der Ortswehr Kirchhellen im Einsatz.
Marco Fockenberg, sein Vater Dirk und sein Bruder Lukas (v. re.) sind gemeinsam bei der Ortswehr Kirchhellen im Einsatz. © FUNKE FotoServices

Wenn bei Dirk Fockenberg der Melder Alarm schlug und er zum Einsatz musste, dann standen seine Söhne Lukas und Marco schon parat. „Wir haben dann immer schon die Tür geöffnet oder das Garagentor“, erinnert sich Lukas. Das sich die beiden nun gemeinsam mit ihrem Vater bei der Freiwilligen Feuerwehr engagieren – bei dieser frühen Prägung eigentlich nicht verwunderlich.

Seit einem Jahr dabei

Der 19-jährige Marco ist seit einem Jahr dabei. Veranstaltungen der Feuerwehr habe er immer schon besucht. „So bin ich dann da reingekommen“, erinnert er sich. Bei der Jugendfeuerwehr war er nie. Dabei ist das – vor allem in Alt-Bottrop – der typische Weg zur Freiwilligen Feuerwehr.

Doch wie ist das eigentlich, wenn man als Familie bei der Feuerwehr zusammenarbeiten muss? „Im Einsatzgeschehen spielt so etwas überhaupt keine Rolle. Im Trupp hat jeder seine Aufgabe, die gilt es zu erfüllen“, sagt Lukas (22). Familiäre Diskussionen gibt es da nicht. Und auch zu Hause sind die Einsätze eher keine Thema, ergänzt Dirk Fockenberg. „Es gibt ja im Anschluss daran immer die Nachbesprechung mit allen im Gerätehaus. Da ist dann eigentlich alles gesagt.“ Dass seine Söhne sich ebenfalls bei der Feuerwehr einbringen, freut den 47-Jährigen. „Klar ist man als Vater stolz, wenn die Kinder einem nacheifern.“ Doch verlangt habe das nie.

Schwierig sei es manchmal für seine Frau. Statt eines Melders gehen jetzt sofort drei los, statt eines Mannes sind inzwischen immer sofort drei unterwegs. Das sei nicht immer einfach schließlich machten sich Angehörige immer auch Sorgen, weiß Dirk Fockenberg.