Bottrop. . Zuletzt musste die Ortswehr Vonderort einen Großbrand in einem Einfamilienhaus an der Armeler Straße löschen. Ihr Einsatzgebiet umfasst Autobahn, Gewerbegebiete und Bahnstrecken.

Als im Dezember an der Armeler Straße ein großes Einfamilienhaus in Flammen aufging, war das ein Großeinsatz für die Freiwilligen Feuerwehrleute aus Vonderort. Neun Stunden lang kämpften sie mit den Kollegen der Berufsfeuerwehr gegen das Feuer. „Das war einer der großen, eindrucksvollen Einsätze. Ich habe bisher noch nie erlebt, dass ein Haus so brennt“, erinnert sich Bernd Adolphi. Zusammen mit den Kameraden der Ortswehr Vonderort war er am Einsatzort für die Wasserversorgung und auch für Löscharbeiten zuständig.

Von den 44 Einsätzen, die die Vonderorter im vergangenen Jahr gefahren sind, war das sicher der größte. „Einige Kameraden kommen aus Ebel, die sind auf dem Weg zum Gerätehaus ja schon an der Einsatzstelle vorbei gekommen. Daher hatten wir eine Ahnung, was uns erwartet“, erinnert sich Adolphi. Trotzdem müsse man sich beim Eintreffen am Einsatzort erst einmal orientieren und organisieren. Vor allem, wenn der Alarm wie bei diesem Einsatz mitten in der Nacht losgeht. „Um 2.15 Uhr ist man ja normalerweise in der Tiefschlafphase, wenn dann der Melder losgeht muss man sofort da sein.“

Und für manchen, der in der Nacht noch im Einsatz war, ging es dann direkt weiter an den Arbeitsplatz. Denn nicht jeder könne sich nach so einer Nacht freischaufeln, sagt Ortswehrführer Christian Kewitsch. Der Zahnarzt weiß wovon er spricht. „Als Freiberufler muss ich auch jedesmal überlegen und muss auch wirtschaftlich denken. Die Arbeit geht vor.“ Für ihn und die Kameraden war diese Nacht wieder ein Beleg dafür, dass „Feuerwehr deutlich mehr ist als das klassische Ehrenamt“. Die 44 Einsätze 2015 haben im Schnitt rund anderthalb Stunden gedauert und acht Leute waren im Einsatz. Rund 25 Personen engagieren sich bei der Vonder­orter Feuerwehr. Mit seinen 43 Jahren ist Kewitsch inzwischen der fünftälteste der Truppe. Heißt also: Die Vonderorter Feuerwehr ist noch verhältnismäßig jung.

Zuständig für Ebel und Lehmkuhle

Zuständig ist die Ortswehr selbstverständlich längst nicht nur für den Stadtteil Vonderort. Auch Ebel oder Lehmkuhle zählen zum Ausrückegebiet der Vonderorter, ebenso die Gewerbegebiete Knippenburg und Kruppwald. „Wir haben bei uns im Gebiet Gleisanlagen, Gewerbeflächen und die Autobahn. Das ist ein hohes Gefahrenpotenzial“, sagt Kewitsch. Immer wieder müssen er und seine Leute zur Autobahn 42 ausrücken und dort nach Unfällen bei Bergungsarbeiten helfen oder Einsatzstellen absichern. Dazu kommt das Knappschaftskrankenhaus, das ebenfalls zum Gebiet der Vonderorter gehört. Dort und in vielen Betrieben in den Gewerbegebieten gibt es automatische Brandmeldeanlagen. Der Alarm ist in der Leiststelle der Feuerwehr aufgeschaltet, von dort wird dann auch die Ortswehr benachrichtigt.

„Etwa die Hälfte der Einsätze 2015 waren solche ausgelösten Brandmeldeanlagen“, erinnert sich Kewitsch – und meist Fehlalarme. Wenn also auf dem Melder das Stichwort „Brandmeldeanlage“ erscheint, sei es nicht immer einfach, sich zu motivieren, gibt er zu. Aber bisher klappt das sehr gut.

Gleiches gilt auch für den Pflichttermin unter der Woche. Immer freitags ist Übungsabend in Vonderort. Dann wird der Ernstfall trainiert. Weil Feuerwehr bedeutet, als Team zu funktionieren und zusammen zu arbeiten, steht beim WAZ-Besuch Teambuilding auf dem Programm. Zwei Teams treten gegeneinander an, ihre Aufgabe: Eine Tischplatte hochzuheben, ohne dass die Flaschen, die darauf stehen umkippen. Klingt einfach?

Feuerwehr funktioniert nur als Team

Deshalb folgt die zusätzliche Schwierigkeit: Die Retter dürfen die Platte nicht mit der Hand berühren. Nach der Beratung wird getüftelt. Eine Konstruktion aus Seilen, Knoten und Leitern bringt dann den Erfolg, die Tischplatte liegt nicht länger auf dem Boden. „Das fördert nicht nur den Zusammenhalt, sondern auch die Improvisationsfertigkeiten. Und auch die sind bei der Feuerwehr immens wichtig", sagt Kewitsch.

Jede Qualifikation hilft den Rettern 

Jede Freiwillige Feuerwehr lebt von ihren Mitgliedern und deren Fähigkeiten. Deshalb ist es gut, dass sich hier die unterschiedlichsten Berufe und Talente versammeln. Logisch, dass je nach Einsatzart ein Mitarbeiter eines Stromanbieters hilfreich sein kann, wenn es gilt Gebäude stromlos zu schalten.

Anästhesist Christian Möllenbeck engagiert sich bei der Feuerwehr.
Anästhesist Christian Möllenbeck engagiert sich bei der Feuerwehr. © FUNKE Foto Services

Und auch ein Arzt kann in bestimmten Situationen hilfreich sein. Wie Christian Möllenbeck. Der 38-Jährige ist Anästhesist und seit zwei Jahren Mitglied der Ortswehr Vonderort. „Und ich bin sicher ein Beispiel dafür, wie schlecht sich manchmal Feuerwehr und Beruf vereinbaren lassen“, sagt er mit Blick auf seine Schichtdienste und die Einsatz- und Übungszeiten. Andererseits schult der Mediziner seine Kameraden inzwischen in erster Hilfe. Insofern nützt seine besondere Qualifikation der Ortswehr.

Als Quereinsteiger hat er den Weg zur Feuerwehr gefunden, nachdem die Familie nach Vonderort gezogen ist. Die Einladung zum alljährlichen Osterfeuer hat ihn letztlich zu der Truppe gebracht. „Hätte mir jemand vor zwei Jahren gesagt, dass ich da mit Atemschutz stehe und übe, ins Feuer zu gehen, ich hätte ihn ausgelacht“, erinnert sich Möllenbeck. Inzwischen mache er Dinge, die er vorher schon gesehen habe und aus Sicht des Arztes kenne. „Nur stehe ich jetzt auf der anderen Seite, schneide im Extremfall Verletzte aus Unfallautos.“ Wohlgemerkt, für die medizinische Versorgung sind in solchen Fällen Notärzte und Sanitäter zuständig, nicht die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr. Trotzdem helfe ihm sein Wissen in manchen Dingen weiter.

Die Feuerwehr ist für ihn eine Verpflichtung, die ihm Freude mache, die aber aufgrund der vielen Lehrgänge und Ausbildungen auch sehr zeitintensiv sei.

Bei gefährlichen Stoffen und Gütern sind die Vonderorter gefragt 

Wie die anderen Ortswehren der Stadt hat auch die Vonderorter eine Spezialaufgabe. Die Mitglieder werden ausgebildet für den Einsatz mit gefährlichen Stoffen und Gütern. Kommt es irgendwo im Stadtgebiet zu derartigen Einsätzen, werden künftig die Vonderorter alarmiert. „Das haben wir bewusst so entschieden“, sagt Feuerwehrsprecher Christoph Lang mit Blick auf das Ausrückegebiet der Vonderorter. Schließlich gehört das Gewerbegebiet Kruppwald dazu und mit der MC Bauchemie sitzt dort eines der Unternehmen, die mit solchen Stoffen arbeiten. Dazu kommen die Autobahn und die Gleisstrecken. Auch dort sind immer wieder Gefahrguttransporte unterwegs und es kann theoretisch zu Unfällen kommen.

Das Gerätehaus der Vonderorter Feuerwehr am Wienberg
Das Gerätehaus der Vonderorter Feuerwehr am Wienberg © FUNKE Foto Services

Aktuell werden die Vonderorter Feuerwehrleute für solche Spezial-Einsätze ausgebildet. Dazu gehört auch der Umgang mit der dafür nötigen Ausrüstung. Wie in solchen Fällen üblich, ist die an der Wache der Berufsfeuerwehr deponiert. Ein entsprechender Container ist vorbereitet und wird im Notfall dann zur Einsatzstelle transportiert.

Ursprünglich hieß es in dem Text, der Dienstabend der Vonderorter sei am Dienstag. Er ist jedoch immer freitags, wir haben diesen Fehler im Text korrigiert. Die Red.