Bottrop. . Ehrenamtliche betreten bei der Begleitung von Flüchtlingen immer wieder Neuland. Das evangelische Projekt ermöglicht die Begegnung.

„Offensichtlich erleben das alle Menschen als Bereicherung. So wie ich“, sagt Sabine Brill. Gut 60 Menschen zählen inzwischen zum Unterstützerkreis rund um das „Café Miteinander“ im Martinszentrum, wo Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer zueinander finden. „Das war wie ein Schnellballsystem“, erzählt Sabine Brill. Durch Mund-Propaganda kamen immer mehr Menschen zusammen.

Im Februar 2015 hat sich das bereits bestehende „Café Miteinander“ der evangelischen Kirche auf Initiative von Sabine Brill auch für die Flüchtlinge geöffnet. Schnell trafen sich hier so viele Leute, dass der Platz nicht mehr ausreichte. Das Flüchtlingscafé wurde dann auf Mittwoch (10 bis 12 Uhr) verlegt.

Viele Flüchtlinge kommen mit konkreten Fragen

„Meistens kommen so um die 100 Flüchtlinge und zehn bis zwölf Helfer“, erzählt Sabine Brill. „In einer Ecke werden die Kinder betreut. In einer anderen stricken die Frauen. Und überall sitzen Gruppen im Gespräch zusammen.“ Viele Flüchtlinge kommen mit konkreten Fragen: Da gibt es Schreiben von Behörden, die sie nicht verstehen oder sie hoffen auf Hilfe bei der Wohnungssuche oder auf Hilfe, ihre Anhörung beim Bundesamt zu beschleunigen.

„Am Ende ist man immer ganz erschlagen, aber auch froh“, sagt Sabine Brill. Erschlagen von den vielen Fragen, die auf einen einstürmen, aber eben auch froh über die vielen Kontakte zu so vielen unterschiedlichen Menschen. Das „Café Miteinander“ ist halt ein Ort der Begegnung.

Nicht immer kann geholfen werden. „Wir sind ja keine Wohnungsvermittlung“, sagt Sabine Brill beispielsweise und Einfluss auf das Bundesamt und die Anhörungen habe man schon gar nicht. „Das dauert mindest drei Monate. Manchmal auch ein Jahr. Auch zwei Jahre haben wir schon erlebt. Die arbeiten eben ihre Anträge ab.“ Das erkläre man auch den Asylsuchenden, die endlich wissen wollen woran sie sind, die bleiben wollen, arbeiten und endlich auf eigenen Füßen stehen.

Kontakte über das Kirchenasyl

Sabine Brill arbeitet schon seit rund acht Jahren mit Flüchtlingen. Die Psychologin hat sich wie viele andere auch beim Kirchenasyl engagiert und ist in Kontakt mit Marinella Maltese von der Flüchtlingsberatung der ev. Kirche. Einige Flüchtlinge hat sie inzwischen auch in ihrer Praxis für Psychotherapie wiedergetroffen. „Viele sind schwer traumatisiert von den Erlebnissen in ihrer Heimat und auf der Flucht.“ Manche bräuchten eine Therapie, doch das ist erst mit gesichertem Status möglich.

Sie freut sich über die vielen Helfer, die sich in so vielen unterschiedlichen Bereichen engagieren. Für die meisten sei es am Anfang ein „Sprung ins kalte Wasser“, weil man immer wieder mit neuen, unerwarteten Fragen konfrontiert werde. Man unterstütze sich gegenseitig. Und habe auch viele neue Freunde gefunden.

Für die Zukunft hofft die Mitgründerin der Flüchtlingshilfe auf eigene Räume als Lager und Treffpunkt, in dem man dann vielleicht auch 1,50-Euro-Kräfte beschäftigen könnte.

„Café Miteinander“, Treffpunkt für Flüchtlinge und UnterstützerInnen: jeden Mittwoch von 10 bis 12 Uhr. Kontakt zu Sabine Brill: Tel. 02041/762741