Bottrop. . Gabriele Reers arbeitet als ehrenamtliche Helferin im Hospiz und fühlt sich durch die Tätigkeit sehr bereichert. „Hier wird viel gesungen und gelacht.“
Gabriele Reers macht ein Ehrenamt, eines, dass zumindest Außenstehenden besonders schwer und traurig vorkommt. Gabriele Reers hilft nämlich freiwillig im Hospiz. Und sie erzählt auch gleich von ihrem „schönsten Erlebnis“ bei dieser Arbeit: „Ich habe einem Gast geholfen, ein Buch zu schreiben.“ Das Buch heißt „Oma erzähl mal“ und Gabriele Reers hat es mit der schwerkranken Frau gemeinsam ausgefüllt für ihren noch ungeborenen Enkel, den sie möglicherweise nie kennenlernen wird. „Das war sehr anrührend“, erzählt sie.
Es war Zufall, der die Bottroperin in das vor gut zwei Jahren eröffnete Hospiz geführt hat. Bekannte hätten sie gefragt, ob sie jemanden kenne, der vielleicht Lust auf ehrenamtliche Mitarbeit dort habe. Und weil sie gerade in den Ruhestand gegangen war, habe sie sich selber beworben.
Obligatorischer Grundkurs
Erst einmal hat sie den obligatorischen Grundkurs besucht, der die Teilnehmer auf die bevorstehende Aufgabe vorbereitet. An sechs Abenden erfahren sie, was im Hospiz passiert, lernen, dass sie nichts persönlich nehmen dürfen und sich abgrenzen und ihre Professionalität wahren müssen. „Das meiste lernt man aber vor Ort“, hat Gabriele Reers festgestellt. „Der Vorbereitungskurs kann einem das nicht so nahe bringen“, ergänzt sie: „Man wächst mit seinen Aufgaben.“
„Der Einsatz ist sehr weiblich“, sagt sie und erzählt von ihrem Dienst in der Küche, vom Brote schmieren und Kuchen backen, vom Bügeln und Dekorieren der Räume. Sie reicht den Gästen das Frühstück und füttert manchmal Schwerkranke. Der Gast steht im Hospiz im Mittelpunkt, er entscheidet, wieviel Nähe er möchtet. Und die Ehrenamtlichen entscheiden, ob sie auch zu den Gästen in die Zimmer gehen.
Warum die Freiwilligen im Hospiz so wichtig sind, erklärt Geschäftsführer Münnich: „Sie bringen ein Stück Normalität ins Haus“, sagt er, „bringen Dinge und Ideen von außen mit rein. Denn hier wird gelebt und teilweise sehr intensiv gelebt.“ Die Zusammenarbeit mit Freiwilligen ist Teil des Konzeptes, auch ein entschieden notwendiger, weil die gemeinnützige GmbH, die das Hospiz trägt, jedes Jahr eine fünfstellige Summe aufbringen muss.
35 Ehrenamtliche seien im Hospiz tätig. „Aber wir haben nur einen Quotenmann“, erklärt Münnich. aber auch bei den Hauptamtlichen gebe es nur einen Mann. Männer fingen schon mal mit den Kurs an, blieben aber nie bei der Stange. Den Ehrenamtlichen werde im Haus eine große Wertschätzung entgegengebracht. Darüber freut sich Gabriele Reers immer wenn sie zum Dienst kommt. Als erstes sei immer „Übergabe“, bei der die Helfer über die Gäste informiert werden. „Das ist ein schönes Team hier“, lobt die Bottroperin die große Harmonie.
Genauso wie die angestellten Mitarbeiter bekommen auch die ehrenamtlichen Gelegenheit, sich zu verabschieden, wenn ein Gast verstorben ist. Alle sechs Wochen findet ein Info-Café für die Ehrenamtlichen statt, bei dem sie Fragen stellen, Probleme bereden, sich austauschen können. Einmal im Jahr gibt es eine Supervision, bei Gesprächsbedarf auch öfter.
In Frieden einschlafen
Gabriele Reers fühlt sich bereichert durch ihre Arbeit: „Ich fahre morgens mit guten Gedanken hierher. Es ist mein Alltag geworden“, sagt sie. „Hier wird viel gelacht und gesungen.“ Sie habe einen anderen Blick auf den Tod bekommen. „Er ist jetzt vielleicht nicht mehr ganz so fremd. Der richtig große Schrecken ist weg.“ Das sieht auch Margot Krettek so, die Verwaltungsangestellte im Hospiz ist: „Es ist gut zu sehen, dass die Menschen hier in Frieden einschlafen können. Man lernt hier, dass es nicht so schlimm ist, zu sterben.“
Hospiz freut sich über weitere ehrenamtliche Mitarbeiter
Zum Konzept des Hospiz gehört es, sich nach außen zu öffnen. Der Vorstand des Beirates hält hier etwa seine Sitzungen ab, es gibt auch Tage der offenen Tür, an denen jeder Interesssierte kommen kann. Dazu werden regelmäßig Gedenkgottesdienste für die Verstorbenen abgehalten. Dann werden auch die Steine gesegnet, die den Namen Verstorbener tragen und ihren Platz im Garten des Hospiz finden, erzählt Geschäftsführer Jürgen Münnich. Auch Stammtische des Vereins finden manchmal in den Räumen des Hospiz statt oder Konzerte. Ein Kaffeetrinken nach einer Beisetzung habe es hier ebenfalls schon einmal gegeben.
Das Leben von außen bringen auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter ins Haus, von denen noch mehr gebraucht würden, um das Angebot vergrößern zu können. Bisher gebe es eine breite Palette durch alle Berufe, die jüngste Freiwillige sei erst 17 oder 18 Jahre alt, sagt Münnich. So wie es unter den Ehrenamtlichen nur einen Mann gebe, sei aber auch nur ein Pfleger unter den Hauptamtlichen.
Wer sich für die ehrenamtliche Mitarbeit interessiert, kann sich mit Hospizleiter Christoph Voegelin in Verbindung setzen.
Kontakt zu Christoph Voegelin vom Hospiz: Tel. 02041 779050