Bottrop. . Sonne und Wärme locken im wieder Zecken hervor. Die Tiere lieben schwüles, feuchtes Wetter. Ärzte raten, sich nach Spaziergängen gründlich abzusuchen.
Sonne und Wärme locken sie nun wieder hervor. Nur etwa vier Millimeter klein, lauern unzählige dieser Blutsauger in hohen Gräsern, Farnen, Gebüschen und im Garten und warten auf ihre Opfer. Zecken sind inzwischen auch in der Stadt immer häufiger und nach einem arglosen Spaziergang durch die Natur plötzlich auf der Haut zu entdecken.
FSME in NRW noch kein Thema – Borreliose schon
Durch ihren Biss können sie zum einen die so genannte Borreliose und zum anderen die gefürchtete Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. „Letzteres ist im Stadtgebiet aber kein Thema, FSME musste ich noch nie behandeln“, stellt Bottrops Ärztesprecher Dr. Gregor Postberg fest, rät aber dennoch zur Impfung.
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„Die Mobilität der Menschen hat stark zugenommen, man ist immer mal irgendwo unterwegs oder im Urlaub“, begründet der Mediziner. Beispielsweise in Bayern, Dänemark, Polen und Österreich sei die Übertragung von FSME durch Zecken weit verbreitet. „Wir sind umgeben von FSME-Endemiegebieten.“ Daher sei eine Impfung auch hierzulande sinnvoll, so Postberg und verweist auf die Impfempfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI).
Während die FSME-Erkrankung innerhalb Deutschlands bislang vor allem in Risikogebieten südlich der Mainlinie auftritt, ist die Gefahr, sich durch einen Zeckenbiss mit Borreliose zu infizieren, hingegen auch in NRW gegeben. Panikmache sei aber überflüssig: „Denn nicht jede Zecke ist infiziert! Nur etwa jede zehnte Zecke ist selbst mit Borreliose infiziert und auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese überträgt, liegt nur bei zehn Prozent“, stellt der Mediziner fest. „Am besten ist es, sich des Risikos bewusst sein, sich nach Spaziergängen abzusuchen und Zecken möglichst schnell zu entfernen.“
Zecken kann man einfach selbst ziehen
Aber wie? „Mit einer gebogenen Zeckenpinzette kann man das durchaus selbst machen“, meint Postberg. Zecke zwischen Kopf und Körper packen, dann mit kräftiger Drehbewegung rausziehen. „Ob mit oder gegen den Uhrzeigersinn ist egal“, meint der Mediziner schmunzelnd. Wer unsicher sei, könne aber auch seinen Arzt aufsuchen. Von „Foltermethoden“ mit einst üblichen Hausmitteln wie Öl oder Klebstoff rät der Ärztesprecher ab: „Bloß nicht!“ Denn das erzeuge Stress bei den Tieren, die dann erst recht die Krankheitserreger abgeben.
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Zeige sich um den Biss herum bereits eine Rötung, die auch nach zwei bis drei Tagen nicht verschwunden ist, „so ist das ein Alarmzeichen und der Besuch beim Hausarzt notwendig“, so der Mediziner. „Ein Bluttest gibt Aufschluss, ob es sich um eine Borreliose-Infektion handelt. Dann muss eine Antibiotika-Therapie erfolgen.“
Die Zeckenschutzimpfung erfolgt durch drei Spritzen entweder innerhalb von drei Wochen oder über drei Monate. „Dann hat man eine Grundimmunisierung, die man etwa alle zwei bis drei Jahre auffrischen muss“, erläutert Postberg. Gegen Borreliose schützt die Zeckenschutzimpfung aber nicht. „Viele lassen sich inzwischen prophylaktisch impfen“, berichtet der Allgemeinmediziner von seinen Erfahrungen. „Vor allem bei engagierten Spaziergängern, Joggern und Hundebesitzern ist die Impfbereitschaft hoch.“