Essen. Mit der kalten Jahreszeit kommt die Ansteckungsgefahr. Aber welche Krankheit hat wann Saison? Und lassen sich Grippewellen vorhersagen?

Die Influenza-Welle startet jedes Jahr Anfang Januar in Süddeutschland und schwappt Ende Januar zu uns nach NRW. Mitte Februar ist sie überstanden. Schön wär's – aber so leicht sind Krankheitswellen leider nicht hervorzusagen. Klar ist nur, dass sie kommen. Aber wo geht es los? Wie stark wird die Epidemie? Und wann kommt der Scheitelpunkt in der eigenen Stadt an?

Vor allem in der regionalen Ausbreitung folgt Influenza keinem einheitlichen Muster, ebenso wenig wie Grippe, Erkältung, Noro, Rota oder Masern. Statistiken dienen eher dem Rückblick als der Vorhersage. Zudem helfen sie, die richtige Zusammensetzung für Impfstoffe zu finden – je nachdem, welche Virenstamm gerade dominiert. Daher ist zum Beispiel der Grippeimpfstoff, der meist im September für die nächste Grippesaison ausgeliefert wird, jedes Jahr ein anderer.

Gewisse Anhaltspunkte für die Ausbreitung von Krankheitswellen gebe es dennoch, erklärt Susanne Glasmacher, Sprecherin des Robert-Koch-Instituts in Berlin.

Erkältung/Schnupfen – Herbst und Winter:

Eine normale Erkältung kann uns (anders, als es die Grippe meist tut) das ganze Jahr über treffen. Aber auch die Schnupfenzeit hat ihre Höhepunkte. Sobald es im Herbst kälter wird, steigt die Gefahr einer Erkältung. Die wird man aber meist leicht los.

Noro – Herbst und Winter:

Der Norovirus (normaler Brechdurchfall) setzt uns gern ab Ende September außer Gefecht. Der Höhepunkt der Krankheitswelle liegt zwischen Januar und März. Im zweiten Quartal fällt die Erkrankungskurve dann wieder massiv ab. Aber auch im Sommer kann uns das Virus mal treffen.

Influenza (Grippe) – Januar bis März:

Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Die nächste Influenza-Welle kommt bestimmt. Meist steigt die Infektionsrate direkt nach dem Jahreswechsel – wobei die Grippeviren es eher trocken mögen als feucht. Hauptsache, es ist kalt. Dann spielt den Viren auch die trockene Heizungsluft zugute: Das Immunsystem leidet ohnehin schon unter der Kälte (oder unter starken Wetterschwankungen), und trockene Schleimhäute können die Viren schlechter abwehren. Ende März ist es meist überstanden. Das Beruhigende: Der deutsche Sommer gilt als grippefrei.

Rota – erste Jahreshälfte:

Anders als der Norovirus, der sich meist nach ein bis zwei Tagen erledigt hat, setzen Rotaviren dem Magen-Darm-Trakt heftiger und länger zu. Auch die Saison ist leicht verschoben. Die Fallzahlen steigen laut der RKI-Statistik nicht schon im Herbst merklich an, sondern erst nach dem Jahreswechsel. Wem sein Herbst-Noro also nicht genug war, der darf sich gern noch am Frühlings-Rota bedienen...

Masern – erste Jahreshälfte:

Auch Masern kennen (trotz der hohen Impfquote) eine Saison: Sie schlagen gern ab Winter in der ersten Jahreshälfte zu. Die Kälte kommt ihnen dabei zugute.

FSME – Frühling und Sommer:

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis trägt es schon im Namen: Sie tritt meist im Frühling und Sommer auf. Das liegt zum größten Teil am Übertragungsweg – Zecken kriechen erst ab 8 Grad aus ihren Löchern. Volle Sommerhitze mögen sie allerdings auch nicht. Der zweite Krankheitsklassiker, der vom Gemeinen Holzbock übertragen wird, ist Borreliose. Die Saison dieser Bakterienerkrankung ist daher die gleiche. Allerdings tritt FSME nur in bestimmten Risikogebieten auf. NRW gehört noch nicht dazu.

Hanta-Virus – Frühjahr und Sommer:

Hanta (Symptome wie Grippe) klingt exotisch, kommt aber öfter vor als man meint. Natürlich werden keine Fallzahlen wie bei der Grippe erreicht, aber in "guten" Hanta-Jahren kann die Zahl der gemeldeten Fälle leicht bei 3000 liegen. Das war zuletzt 2012 so. 2013 gab es deutschlandweit aber nur Dutzende Fälle. 2014 waren es rund 600. Von einer "Hantawelle" darf man strenggenommen nicht reden, denn das Virus überträgt sich nicht von Mensch zu Mensch. Dass es trotzdem eine Saison für die Infektion gibt, hat einen einfachen Grund: Übertragen wird das Virus durch Mäusekot im Staub – etwa beim Fegen von Gartenhäusern und Schuppen. Gartensaison ist also Hantasaison.