Bottrop. Bei Arbeiten auf dem Gelände der alten Zentralkokerei stießen Bauarbeiter auf mehrere Skelette. Das ist jetzt genau 50 Jahre her. Wir blicken zurück.

Sechs Skelette auf dem Gelände der Prosper-Zentralkokerei gaben den Bottropern vor 50 Jahren zunächst Rätsel auf - und sorgten auch für Unruhe. Woher stammten die Knochenfunde, wie alt waren sie? Schnell stellte sich heraus, dass es sich um die sterblichen Überreste schon lange verstorbener Bottroper handeln musste, die schon damals gut 100 Jahre dort ruhten. Unmittelbar neben dem Kokereigelände befand sich einst die Deutschordens-Kommende Welheim.

Das Herrenhaus selbst war noch bis in die Jahre des Zweiten Weltkriegs bewohnt. Das, was ein Bombenangriff übrig ließ, wurde in den Jahren danach eingeebnet und teilte damit das Schicksal eines anderen wichtigen Bottroper Herrensitzes, der Knippenburg. Natürlich gehörte zur Kommende des Deutschen Ordens eine Kapelle, die bereits Anfang des 20. Jahrhunderts abgerissen wurde, und ein Friedhof. Auf oder unmittelbar bei diesem mussten die Toten bestattet worden sein, deren Gebeine nun 1966 bei Arbeiten im alten Kommende-Areal unbeabsichtigt ans Tageslicht kamen.

Ruhestätte alter Bottroper Familien

Damals nahm die WAZ die Ereignisse zum Anlass, um mit Hilfe des damaligen Stadtarchivars Dr. Rudolf Schetter, die Geschichte des Welheimer Friedhofs und einiger prominenter Verstorbener zu erzählen. Der Friedhof selbst wurde wohl seit 1847 nicht mehr genutzt.

Der Friedhof war bereits seit dem 13. Jahrhundert nachgewiesen und diente als Begräbnisort einmal der Ritter des Deutschen Ordens, aber auch der Familien der näheren Umgebung. Die Komture (Leiter) der Welheimer Kommende fanden dagegen ihre letzte Ruhestätte in der Kapelle. Einige Grabsteine - immerhin mit so prominenten Namen wie von Plettenberg, von Nagel oder von Haxthausen - kamen später mit dem Sandsteinportal von 1643 ins Essener Ruhlandmuseum, wo sie nach Bombenangriffen und dem nachfolgenden Feuerinferno buchstäblich zerbröselten. Auf dem Friedhof außerhalb der Kapelle fanden sich auch alte Bottroper Namen wie Batenbrock, Kraneburg, Bergermann, Eickholt, Scheuve, Hegermann oder Reidick.

Administrator der Kommende Welheim

Auch ein 1754 geborener Essener Stiftskanoniker Johann Bernhard Ignatius Devens , dem die letzte Essener Fürstäbtissin als Benefiziant die Knippenburger Vikarie übertragen hatte, war 1821 dort bestattet worden. Noch 1794 war er als Administrator der Kommende Welheim eingesetzt worden, die er bis zu deren Aufhebung 1809 vor allem auch wirtschaftlich sanierte. Später pachtete Devens das Kommende-Gut vom neuen Landesherrn, dem Herzog von Arenberg.

Nach dem Tod des Kanonikers 1821 übernahm dessen Neffe Friedrich Carl Devens, der erste Landrat des Vestes, das Gut. Seinem Onkel errichtete Friedrich Carl auf dem alten Kommende-Friedhof ein stattliches Grab. Die Erbgruft der Familie eröffnete er aber auf dem neuen Bottroper Friedhof an der Horster Straße. Der alte Welheimer Kirchhof durfte zu der Zeit nur noch mit ausdrücklicher Genehmigung des Pfarrers von St. Cyriakus belegt werden.

Steinerne Zeugnisse der alten Rittersitze sind verloren

An die Kommende aber auch die Knippenburg erinnern im heutigen Stadtgebiet nur noch Straßennamen im Süden Bottrops. Vielleicht erschien allen Beteiligten im 19. und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts die lokale Geschichte nicht wichtig oder noch nicht alt genug, um sie angemessen zu würdigen und vor allem die steinernen Zeugnisse für die Nachwelt zu erhalten.

Immerhin blieben von der Kommende-Kapelle zum Beispiel Figuren, Glocke, ein Hostiengefäß und die großen barocken Ölgemälde des Hauptaltars erhalten. Die können nun durch Privatinitiative als Dauerleihgabe vom Museum Recklinghausen, wohin sie in der 1920er Jahren kamen, wieder in Bottrop, in der Kulturkirche Heilig Kreuz, gezeigt werden. Zwei Tafeln wurden inzwischen Dank privater Spender und Stiftungsmittel restauriert und sind in Heilig Kreuz zu sehen. Demnächst soll mit der Restaurierung eines nicht zum Altar gehörendes Pietà-Gemäldes begonnen werden. Folgen wird - je nach Spendenaufkommen - das dritte Altarbild.