Bottrop. . Im Stadtarchiv an der Blumenstraße entdecken sie in Chroniken zum Beispiel, dass die Lutherschule mal eine Klasse mit 141 Schülern hatte
In letzter Zeit besuchen sehr viele Schulklassen das Stadtarchiv. Es sind zumeist Grundschüler, für die hier außerhalb der Öffnungszeiten unter dem Stichwort „Stadtgeschichte für Schüler“ ein spezielles Konzept angeboten wird.
Abgestimmt auf das Alter und die jeweiligen Vorkenntnisse erfahren sie viel Interessantes und Spannendes aus der Geschichte ihrer Heimatstadt und sind richtig fasziniert von den alten, handgeschriebenen Urkunden, Dokumenten und Fotos, die hier aufbewahrt werden. Und sie sehen auch, was die Menschen vor 100 Jahren in der Zeitung im wahrsten Sinne schwarz auf weiß lesen konnten. Farbige Illustrationen, so wie heute selbstverständlich, konnte man damals technisch nicht zu Papier bringen.
Wie haben die Menschen früher in Bottrop gelebt? Gerade alte Fotografien geben da oft gute Einblicke, auch in den Schulalltag. Wie sahen die Kinder damals aus? Wie erging es ihnen in der Schule? Ganz viele Fragen haben die Kinder im Kopf. Die Lehrer und Lehrerinnen machen auf den historischen Fotos meist einen sehr strengen Eindruck. War das wohl wirklich so? Was stand auf dem Stundenplan? Auch das kann man im Stadtarchiv erfahren.
Dokumente der Vergangenheit
Zu den Beständen des Stadtarchivs gehören auch Akten und Dokumente von verschiedenen Schulen, wie der heute nicht mehr bestehenden Lutherschule, der ersten evangelischen Schule in der Gemeinde. Hier ist besonders die Schulchronik interessant, die Einblicke in den Schulalltag seit der Gründung als konfessionelle Volksschule im Jahr 1884 gibt und auch einen Rückblick auf die Zeit davor, als die ersten 15 Schüler seit 1877 in einer Privatschule der Zeche Prosper unterrichtet wurden. In der Lutherschule zählte um die Jahrhundertwende keine der fünf Klassen weniger als 75 Schüler, eine hatte sogar 141 Schüler.
Früher endete das Schuljahr zu Ostern. Auch einige der ältesten Schulakten der heutigen Cyriakusschule, der ältesten Schule der Stadt, kann man im Stadtarchiv finden. Hier hat auch Josef Albers einst die Schulbank gedrückt. In einem zu Ostern 1902 angelegten Verzeichnis der Schulabgänger kann man sehen, dass der später weltberühmte Maler in allen Fächern gute Noten hatte, nicht nur in „Formenlehre und Zeichnen“.
Ein nicht so erfreuliches Zeugnis der Vergangenheit ist das „Verzeichnis der stattgehabten Züchtigungen von Schulkindern“ der Klasse Ia der Volksschule Eigen III, von 1912 .Einträge wie „2 Schläge auf die Hände wegen Trägheit“ oder „ 4 Schläge aufs Gesäß wegen Lügens“ sind hier nicht selten zu lesen. Die gute alte Zeit – sie war für viele gar nicht so gut!