Bottrop. . Die Stadt will das Gebäude ab Mitte Januar für die Unterbringung von bis zu 600 Menschen nutzen. Die Turnhalle an der Paßstraße wird Zwischenlösung.

Im städtischen Saalbau sollen ab Mitte Januar Flüchtlinge untergebracht werden. Dies gaben am Dienstag Oberbürgermeister Bernd Tischler und Sozialdezernent Willi Loeven bekannt. „Die mögliche weitere Entwicklung erfordert eine Korrektur unserer bisherigen Strategie“, erklärte Tischler. Dazu gehört auch, dass zumindest vorübergehend auch eine Turnhalle genutzt werden soll: die der Gustav-Heinemann-Realschule an der Paßstraße.

2000 Flüchtlinge hat die Stadt bisher aufgenommen (inklusive der Asylbewerber in den Notunterkünften des Landes). 200 weitere werden ihr bis Jahresende wohl noch zugewiesen. Die Kapazität des „Spielraums“, der erst seit kurzem belegt wird, ist schon in der nächsten Woche erschöpft. Weil der Stadt dann nur noch ein kleiner „Puffer“ bleibe, müsse man mit der Turnhalle vorbeugen. „Wir müssen über Weihnachten und zum Jahreswechsel Plätze vorhalten, wenn dann plötzlich weitere Flüchtlinge vor der Tür stehen“, erklärt der Sozialdezernent.

Stadt rechnet mit deutlich stärkeren Zuweisungen

Ab Januar rechnet man – wie schon im November und Dezember – mit höheren Zuweisungen, weil Flüchtlinge aus den Landesunterkünften inzwischen schneller verteilt würden. „Der Registrierungsvorgang des Landes geht jetzt geordneter über die Bühne. Damit sind dann aber anschließend auch deutlich stärkere Zuweisungen zu erwarten“, so Loeven. Deshalb seien „auf einen Schlag“ innerhalb von zwei Wochen alle Kapazitäten der Stadt erschöpft gewesen. Im übrigen blickt die Stadt auf Land und Bund: „Eine weitere Zuwanderung wird besser zu bewältigen sein, wenn sie erheblich wirkungsvoller gesteuert und reduziert wird durch schnellere Asylverfahren, mehr Plätze in Erstaufnahmeeinrichtungen und effektivere Rückführung von Menschen ohne Bleibeperspektive“, so Tischler.

Bis zu 600 Plätze

Mit dem Saalbau könnte die Stadt ein großes Heim mit Platz für bis zu 600 Menschen schaffen. Die kleinen Räume könnten für alleinreisenden Frauen sein. Der große Saal soll mit Stellwänden unterteilt werden. Die Bauverwaltung prüft bereits die Möglichkeiten. Den entscheidenden Beschluss muss allerdings noch der Sozialausschuss fassen, zuvor berät die Bezirksvertretung Mitte. Im Saalbau würden die Flüchtlinge rund um die Uhr betreut und versorgt, auch ein Sicherheitsdienst müsste engagiert werden. Die Stadt will dafür einen Betreuungsvertrag mit einem Sozialverband abschließen.

Eine Reihe bereits gebuchter Veranstaltungen im Saalbau muss die Stadt ab Mitte Dezember absagen und den Veranstaltern Alternativen vorschlagen. Auch die Verwaltung könnte betroffen sein, weil der Saalbau während des Rathaus-Umbaus Ausweichquartier sein sollte. Andere Lösungen könnten aber nur schlechter sein: Turnhallen und Zeltstädte für Flüchtlinge.