Bottrop. 15 Jahre alten Pläne für die Vollendung des Kulturzentrums könnten bei der Suche nach einer Lösung für den aufgegebenen Saalbau eine Rolle spielen.
Bottrop. Wo trifft sich eine Stadt? Dass damit angesichts der neu aufflammenden Nachfolge-Diskussion um den Saalbau nicht eine Gastro-Meile oder Ausflugsziele gemeint sind, ist klar. Eine - wenn auch kleine - Großstadt braucht einen angemessenen und sinnvollen Ort zur Pflege ihrer Kultur, für Feste oder Empfänge aber auch einen Saal, mit dem sie zeigt: hier ist unsere Mitte, dorthin können wir gehen. Kurz: einen angemessen großen Raum, der im Idealfall ästhetischen wie praktischen Ansprüchen genügt.
Da dies auf Dauer weder eine Schul-Aula, ein Museum oder ein Pfarrsaal leisten kann, denkt man in Bottrop nicht zuletzt auch durch die von der CDU jetzt angestoßene Diskussion fast automatisch an das Kulturzentrum. Nicht zuletzt auch deshalb, da das Ensemble, das bislang sämtliche wesentliche kulturelle Einrichtungen der Stadt beherbergt, immer noch ein Torso ist. Denn dem Komplex, der unter dem Namen „August Everding“ und damit dem wohl international bekanntesten Bottroper Theatermacher firmiert, fehlt bis heute der bereits damals mitgeplante große Saal.
„Groß“ ist dabei relativ. Die gut 1000 Plätze des Saalbaus erweisen sich oft genug als zu üppig dimensioniert. Demgegenüber scheint ein 600- bis 700-Plätze-Saal so bemessen, dass er für diverse Funktionen ausreichend Raum böte.
Ein Schlussstein
Diesen Saal plante der frühere städtische Beigeordnete Bernhard Küppers bereits vor 15 Jahren ein. Damals entwarf er, der das hochgelobte „Quadrat“ ebenso schuf, wie den im Vergleich dazu qualitativ abfallenden Saalbau, den Raum, der nun so etwas wie der Schlussstein eines Gesamt-Ensembles am Kulturhof sein könnte.
Der Charme dieses Planes schiebt sich heute beinahe noch stärker als damals in den Vordergrund. Denn in den 80er oder 90er Jahren dachte so mancher in Bottrop auch noch über einen eigenen Theaterneubau am Gleiwitzer Platz nach. Aus heutiger Sicht zwar ein schöner Plan, der allerdings angesichts der gewachsenen Theater- und Konzerthausdichte der Region und der Finanzlage der Stadt auf jeden Fall in der Archiv-Schublade besser aufgehoben ist. Ohnehin scheint der Gleiwitzer Platz mit seiner vorhandenen Bebauung auch eher prädestiniert als Verwaltungsstandort.
Will also die Stadtgesellschaft ihr Zentrum nicht ganz aus dem Bereich der Innenstadt verlagern, kreisen die Gedanken immer wieder um den Kulturhof, dessen Aufwertung eine ausgemachte Sache ist.
Die Nähe zum neuen Martinszentrum und vor allem zum Rathaus, die vorhandenen Parkmöglichkeiten und die Konzentration des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens sprechen für die abschließende Erweiterung des Kulturzentrums. Eine Verdichtung, die sicherlich auch den Bildungseinrichtungen wie Musikschule und VHS ideal entgegen käme.
Keine Stadt ohne Saal - Bottrop wärer sonst das Schilda des Reviers
Vieles geht, wenn viele es wollen. Natürlich muss auch ein städtischer Saal - heißt er nun Bürgersaal, Theatersaal oder ein fach nur „Großer Saal im Kulturzentrum“ - von den Verantwortlichen gewollt sein. Dass viele Gruppen oder die Besucher von Kulturveranstaltungen, Betriebsversammlungen, Barbarafeiern, Chortagen und Tagungen einen Ort brauchen, steht fest. „Bottrop hat keinen Saal!“ - damit stünde die Stadt als Schilda des Reviers da.
Entscheiden wird das letztlich der Stadtrat. Dort muss in Diskussion mit den Bürgern - den Steuerzahlern - ein Konzept entstehen, das tragfähig ist, die Stadt weiterbringt und dann mit der Verwaltung entwickelt wird. Das Saalbau-Areal und das Kulturzentrum sind derzeit kaum voneinander zu trennen: weder aus stadtplanerischer, kultureller oder sozialer Sicht. Entwickelte Bottrop hier einen großen Wurf, stellte dies auch die Weichen für die eine Steigerung der Attraktivität der Innenstadt. Mit dem ausgebauten Kulturzentrum ergäbe sich eine fast natürliche Achse von der Bildung (HRW), Polititk und Verwaltung (Rathaus) und Kultur, gut angebunden an das Geschäftszentrum. Eine Belebung der City durch Verdichtung verschiedener Einrichtungen, die viele unterschiedliche Gruppen in die Innenstadt brächten.
Gäbe es schon einmal einen Beschluss für einen guten und realistischen Wurf, ließen sich sicher auch Geldquellen außerhalb der Stadt erschließen. Bei anderen Projekten hat Bottrop doch immer wieder Willen und Kreativität bewiesen. Und auch private Geldgeber würden sich sicher gegenüber attraktiven Plänen nicht verschließen. Ein 600-Plätze-Saal für eine Großstadt ist schließlich kein Wolkenkuckucksheim. Warum also nicht die Planungen zur Chefsache machen?