Bottrop-Kirchhellen. Stark belastet hatten die Schmauchspuren den Landwirt, der seine Ehefrau erschossen haben soll. Aber am Dienstag wurde dieses Indiz abgeschwächt.

Das stärkste Indiz gegen den Landwirt Thomas S. (40), der auf seinem Hof in Feldhausen laut Anklage seine Ehefrau Andrea (35) erschossen hat, ist am Dienstag abgeschwächt worden. Ein Gutachter des Landeskriminalamtes räumte vor dem Essener Schwurgericht ein, dass die an S. sichergestellten Schmauchspuren nicht zwangsläufig vom Abfeuern einer Waffe stammen müssen. Nicht auszuschließen sei, dass er die Rückstände des Schießpulvers übertragen bekam, als er die Leiche berührte. Das hatte der Angeklagte am zweiten Prozesstag behauptet.

Thomas S., Werkstattleiter bei der Caritas in Gladbeck, wird vorgeworfen, seiner auf schlafenden Ehefrau am Vormittag des 18. Februar in den Kopf geschossen zu haben. Hintergrund sei, dass sie sich von ihm trennen wollte und er die Unterhaltszahlungen von rund 2000 Euro für sie und die drei Kinder scheute. Thomas S. hatte immer bestritten. Eindeutige Beweise gegen ihn gibt es nicht, allerdings eine Reihe von Indizien. Die Tatwaffe wurde nie gefunden.

Winzig kleine Glassplitter an der Jeans

Ein weiterer LKA-Gutachter berichtete von einem anderen Indiz. Winzig kleine Glassplitter an der Jeans des Angeklagten könnten zu zwei Flaschen passen, die am Tattag in der Wohnung des Ehepaares am Boden lagen. Dies passe nicht zu der Aussage, Thomas S. sei über Glasscherben gelaufen, weil in diesem Fall die Scherben nicht auf die Jeans gelangt wären. Laut Anklage hatte Thomas S. nach dem Mord an seiner Frau einen Einbruch vorgetäuscht, indem er Schubladen aufriss und Flaschen auf den Boden schmiss.

Belastend bleibt auch die Arbeit von „Emil”, „Quincy” und „Hannes”. Die speziell auf Geruchsspuren ausgebildeten Hunde hatten nach der Tat die Witterung aufgenommen, nachdem sie täterrelevante Spuren auf der Kugel erschnüffelten. Sie liefen los und folgten genau seinen Schritten Tage zuvor.

Er bleibe nur wegen der Kinder bei seiner Frau

Heute wird die Ex-Geliebte von Thomas S. gehört. Bei der Polizei hatte sie ausgesagt: Im Herbst hätte sie schon einmal kurz vor der Trennung von ihrem Mann gestanden und eine eigene Wohnung angemietet. Thomas S. hätte dann aber doch seiner Ehe eine Chance geben wollen. Das sexuelle Verhältnis hätten sie danach beendet. Im Januar hätte er ihr aber versichert, er werde den Absprung schaffen. Er bleibe nur wegen der Kinder und fürchte, dass seine Ehefrau ihm bei einer Trennung die Hölle heiß machen werde.