Bottrop. . Bottrops Oberbürgermeister schätzt ihn und auch der SPD-Chef. Doch 2018 schließt als letzter Pütt Prosper-Haniel. Was wird dann aus dem Gruß?
„Glückauf“ ist auf das Heck des Omnibusses gesprüht, der in Richtung Kirchhellen rollt. Der Schwarzbus bringt Bergleute von Schacht 9 in Grafenwald zur Zeche Prosper V am Alten Postweg. Auf Schacht 10 werden die Kumpel gleich zur Schicht anfahren. „Glückauf“ sagen auch die Männer im Morianheim am anderen Ende der Stadt. Die Ausbilder und Betriebsräte begrüßten im Schatten von Prosper II an der Knappenstraße ihre letzten Auszubildenden.
Spätestens Ende 2018 wird für sie Schicht im Schacht sein. Dann endet die Ära des Steinkohlenbergbaus. Bottrop gilt als letzte deutsche Kohlestadt. Doch in drei Jahren schließt auch das Bergwerk Prosper-Haniel. Was wird dann aus dem Gruß der Bergleute? Wünscht außerhalb des Pütts überhaupt noch jemand „Glückauf“?
Wie der Bergbau Bottrop prägt
Bottrop ist die letzte deutsche Steinkohle-Stadt. Als letzte Zeche muss und will die Ruhrkohle 2018 das Bergwerk Prosper-Haniel schließen. Noch aber arbeiten hier tausende Bergleute unter und über Tage. Fünf Zechen gab es bestimmt einmal hier. Der Bergbau hat die Stadt wie kein anderer Industriezweig geprägt.
Unsere neue Serie stellt dies in den Mittelpunkt und zeigt welche Spuren der Bergbau im Leben der Stadt hinterlassen hat und hinterlassen wird.
Oberbürgermeister Bernd Tischler jedenfalls grüßt aus Überzeugung so. „Wie es in unserer Stadt gute Tradition ist, schließe ich mit einem kräftigen Glückauf“, pflegt der Oberbürgermeister seine offiziellen Reden zu beenden. Daran hielten sich schon seine Amtsvorgänger.
„Die Bottroper Oberbürgermeister haben das alle so gemacht, ob nun Ernst Löchelt oder Peter Noetzel“, sagt Ulrich Schulze, stellvertretender Sprecher der Stadt. „Bottrop ist ohne Bergbau doch gar nicht denkbar. Der Bergbau ist hier immer der größte Arbeitgeber gewesen“, erklärt er, und die vielen Bergleute hätten das Leben in der Stadt selbstredend geprägt, und ganz in der Nähe von Prosper II gibt es ja auch die Glückaufstraße.
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Wie die Bergleute grüßt sonst aber kaum noch jemand. „Im alltäglichen Umgang hier im Rathaus oder in anderen Verwaltungsstellen sagt keiner Glückauf. Auch wenn man in der Stadt unterwegs ist, hört man den Bergmannsgruß nur noch selten“, meint der Stadtsprecher. Das beobachtet auch Werner Boschmann. „Glück auf gehört ja eigentlich auch nicht zum Ruhrdialekt“, meint der Verleger.
Einer wie Boschmann sollte es wissen, brachte er doch schon vor Jahren mit Schülern am Josef-Albers-Gymnasium den Sprachführer „1000 Worte Bottropisch“ heraus. Die Sprache der Bergleute sei immer eine Fachsprache geblieben, erklärt der Bottroper.
Im Bottroper Lexikon taucht das Wort nicht auf
„Teilweise wird behauptet, dass die kurze, knappe, eindeutige Sprache unter Tage die Sprache über Tage beeinflusst hätte. Ich bezweifle das und glaube, dass das Bergmannsdeutsch mit dem Ruhrdeutsch nur sehr wenig zu tun hat“, sagt Boschmann. Im Lexikon der Ruhrgebietsprache, das der Verleger in elfter Auflage herausgibt, taucht der Bergmannsgruß auch gar nicht erst auf. „Glückauf wird auch in anderen Sprachregionen reichlich genutzt“, begründet Boschmann.
In Berlin hält Michael Gerdes als gelernter Bergmann diese Tradition bewusst hoch. „Ich beende jede meiner Reden im Bundestag mit Glückauf, und in meinen Briefen grüße ich auch so“, sagt der SPD-Abgeordnete. „Ich glaube ja, dass das bei den Leuten geschätzt wird“, meint er. Eine Rückbesinnung auf alte Werte und Bräuche macht der örtliche SPD-Chef aus. „Glückauf war früher auch in den meisten Siedlungen ein klassischer Gruß“, sagt er. Auch jetzt noch wünschten ja zum Beispiel die Führer der Historischen Gesellschaft bei Besichtigungen des Malakoffturms den Besuchern „Glückauf“. Und prangt der Gruß nicht auch im schönsten Saal der Stadt an der Wand? In der alten Lohnhalle im Blankenfeld ist er unübersehbar: Glückauf!