Bottrop. Zum Jahresende werden in Bottrop erstmals weniger als 3000 Mitarbeiter beschäftigt sein. Allein 600 Mitarbeiter gehen im nächsten Jahr in Rente.
Die Belegschaft des Bergwerks Prosper-Haniel ist von 4500 auf 3267 Mitarbeiter geschrumpft. Zum Jahresende werden es weniger als 3000 sein. Nach der Verlegung der letzten Kumpel vom Bergwerk Auguste Viktoria im Marl wird die Zahl noch einmal ansteigen, um bis Ende 2016 wieder unter die Marke von 3000 zu sinken. Allein 600 Mitarbeiter werden 2016 in Rente gehen.
Diese Zahlen werfen ein Schlaglicht auf die enorme Fluktuation, mit der das Ende der deutschen Steinkohleförderung 2018 einhergeht. „Der richtige Mann am richtigen Platz wird immer wichtiger“, sagt Personaldirektor Bernd Beier.
"Die Herausforderungen nehmen zu"
Die Personalsteuerung ist vor diesem Hintergrund eine der wichtigsten Aufgabe der RAG geworden. Die Verrentungen müssen begleitet, für die ausscheidenden Mitarbeiter müssen Nachfolger gefunden und qualifiziert werden. Die Bereitschaft der Belegschaft zum Wechsel und die Motivation seien trotz des Blicks auf 2018 „ungeheuer hoch“, berichten Werksleiter Jürgen Kroker und Betriebsratschef Mirko Skela. Bei der gestrigen Betriebsversammlung des Bergwerks im Saalbau gab es dafür „einfach mal ein Dankeschön“, sagt Skela. Personaldirektor Bernd Beier warnt aber auch: „Die Herausforderungen nehmen zu - und werden weiter zunehmen.“
Abgeschlossen sind inzwischen die Reparatur- und Aufräumarbeiten in der Kohleaufbereitung, die Anfang des Jahres vor allem die Anwohner der Prosperstraße mit ungezählten zusätzlichen Lkw-Transportfahrten mit Rohkohle belastet hatte (die WAZ berichtete). „Den Gesamtschaden können wir noch gar nicht absehen“, sagt Kroker, „er geht in die Millionen.“ Unter Tage dagegen seien die „Produktionsziele voll erreicht worden“, sowohl bei der Förderung als auch bei der Streckenauffahrung.
"Auch das ist ein Anzeichen hoher Motivation"
Gute Zahlen gibt es auch beim Arbeitsschutz, berichtet Beier. Der Bereich Ausbildung sei nunmehr unfallfrei, ein Jahr unfallfrei sei auch die Instandsetzung unter Tage, eine der verletzungsträchtigsten Tätigkeiten im Bergwerk. Sieben Reviere haben in Sachen Unfallfreiheit Betriebsrekorde gebrochen: „Auch das ist ein Anzeichen hoher Motivation.“
Betriebsratschef Mirko Skela informierte die Belegschaft über die Ergebnisse der aktuellen Tarifverhandlungen und über die Regelungen zum Deputat: Wer bis 2018 Hausbrand, also Kohle oder Koks, haben möchte, werde ihn auch bekommen. Wer auf andere Heiztechniken umsteige, bekomme auf Wunsch Energiebeihilfe.
Ebenfalls ein Thema: die Verzögerungen im Genehmigungsverfahren beim neuen Konzept der Wasserhaltung. Die RAG will das Grubenwasser ansteigen lassen und künftig zentral entwässern (die WAZ berichtete). Den finanziellen Schaden durch die Verzögerungen bei der Umstellung beziffert Skela auf jährlich 15 Millionen Euro.