Bottrop-Kirchhellen. Während des Ausfalls der Kohlenwäsche wurden 160 000 Tonnen mit Lastern transportiert. Werksleiter Wolfram Zilligen in den Ruhestand verabschiedet. Nachfolger Jürgen Kroker stellt sich vor

Wenn Bergleute über Kohle sprechen, kann auch Geld gemeint sein. Der Tarifabschluss und ein neues Prämiensystem waren große Themen auf der Betriebsversammlung des Bergwerkes Prosper-Haniel im Saalbau - und der Abschied von Werksleiter Wolfram Zilligen.

Zilligens Verabschiedung in den Ruhestand war „hoch emotional“, sagt Betriebsratschef Mirko Skela. Die Entscheidung des RAG-Vorstandes, den Werksleiter des Bergwerks Auguste Victoria in Marl auch zum Chef von Prosper-Haniel zu machen, „kam für mich überraschend“, sagt Jürgen Kroker (58), der seit dem 9. März im neuen Amt ist und sich in seine Doppelfunktion noch finden muss. Radikale Veränderungen werde es vorerst nicht geben, kündigte der neue Werksleiter in der Betriebsversammlung an: „Ich bin kein Freund von Schnellschüssen. Ich werde mir alle Bereiche in Ruhe ansehen.“ Zumal Prosper-Haniel im Prinzip sehr gut laufe: „Man stelle sich vor, wie das Bergwerk da stünde, wenn es die Havarie in der Kohleaufbereitung nicht gegeben hätte.“

Die ist inzwischen behoben, die zwischengelagerten Rohkohlenberge sind abgebaut. 160 000 Tonnen Rohkohle, sagte Produktionsdirektor Thomas Telsemeyer, seien von Prosper II aus mit Lastwagen bewegt worden, was etwa an der Prosperstraße zu heftigen Staubbelastungen geführt hatte. „Wir können uns nur bedanken für das Verständnis der Bottroper Bürger“, sagen Telsemeyer und Skela. Mit Blick auf die Debatte über Schmierstoffe, die unter Tage eingesetzt wurden und mit PCB belastet waren, verwies Telsemeyer auf Untersuchungen im Bergwerk in Marl: Die PCB-Belastung sei dort „unter der Nachweisgrenze“ geblieben. Telsemeyer berichtete auch über das Projekt „Flöz Zollverein“, wo der Abbau von bis zu 2,7 Millionen Tonnen aus drei Bauhöhen im Baufeld Prosper-Nord im November begonnen hat (die WAZ berichtete). Vier Jahre lang ist der Abbau vorbereitet worden. Geübt wurde unter anderem auf einer Teststrecke an der Zentralwerkstatt Prosper.

„Auch wir werden zur Zeit gebeutelt von der Grippewelle“, sagt Personaldirektor Bernd Beier. So liegt der Krankenstand auf dem Bergwerk derzeit bei fast neun Prozent, der Durchschnitt 2014 lag bei sieben Prozent. Stolz ist das Bergwerk darauf, dass 97 Prozent der Azubis ihre Abschlussprüfung bestanden haben und darunter erneut Bestnoten waren.

3395 Mitarbeiter zählt das Bergwerk derzeit. 630 Mitarbeiter wird Jürgen Kroker als Werksleiter von Auguste Victoria in diesem Jahr nach Bottrop abgeben und gleichzeitig als Werksleiter von Prosper-Haniel dennoch dafür sorgen müssen, dass auch hier die Belegschaft weiter abgebaut wird: Ins Jahr 2016, wenn Auguste Victoria geschlossen und Prosper-Haniel das letzte Bergwerk im Ruhrgebiet sein wird, soll das Bergwerk nach Plan mit nur noch rund 3000 Mitarbeitern starten.