Bottrop. . Bottroper Josef Bucksteg erinnert sich an die Bombenangriffe, die von den amerikanischen Verbänden geflogen wurden. Leben zwischen Angst und Neugier.
105 Luftangriffe hat es nachweislich von 1940 bis 1945 auf Bottrop gegeben. Der heute 80-jährige Josef Bucksteg erinnert sich noch gut an die Angriffe, die von amerikanischen Verbänden geflogen wurden: „Wir saßen damals oft stundenlang im Bunker, haben entweder gesungen, gebetet oder geweint.“
Eine der ersten Bomben, die große Schäden anrichtete und auch vier Tote forderte, ging im Bereich der Straße Am Lamperfeld nieder. „Diese Toten wurden 1942 auf einer Lafette zum alten Bottroper Friedhof gebracht.“ Diese Szene hat sich im Gedächtnis des gebürtigen Bottropers festgebrannt. „Danach hat man die Bombentoten nur noch heimlich, ohne jedes Aufsehen beigesetzt. Man wollte den Bombenkrieg nämlich einfach verdrängen.“
Als Kind kauerte der spätere Verwaltungsfachmann und Kommunalpolitiker während der Angriffe auch oft im heimatlichen Keller. „Die Familie hockte auf Kohlen, zwischen Einkellerungskartoffeln und Einmachgläsern. Und wir hatten Todesangst“, so Bucksteg weiter. Aber wenn der Angriff vorüber war, zog die Jungenschar los, um Granatensplitter zu sammeln. „Wir haben uns einfach nichts dabei gedacht“, betont Bucksteg, der in dieser Zeit auch vollkommen angezogen abends ins Bett geschickt wurde, damit, wenn es Fliegeralarm gab, alles sehr schnell gehen konnte.
Ein Behelfsbunker war an der heutigen Hans-Böckler-Straße
Im Bereich des heutigen Heinrich-Heine-Gymnasiums lag früher die Ziegelei Heiermann. In die Lehnwände hatten einige Bergleute entsprechende Stollen gegraben. Hier konnten sich dann Anwohner aus dem nahen Umfeld in Sicherheit bringen. Auch einen Behelfsbunker gab es in den 1940er-Jahren im Bereich der heutigen Hans-Böckler-Straße. Dort hatte man, so erinnert sich Bucksteg weiter, deponiertes Straßenbaumaterial zum Bau eines kleines Schutzbunkers verwendet.
Notoperation beim Bombenangriff
Magisch angezogen wurden die Kinder damals auch von einer Scheinwerferbatterie, die in der Nähe der Gustav-Ohm-Straße im Einsatz war.
„Damals lebten wir in einem ständigen Wechsel zwischen Angst und Neugier“, betont Josef Bucksteg, der einmal, als wieder einmal Bomben auf Bottrop fielen, in einem Bunker auf dem Heiermannschen Gelände eine Notoperation miterlebte. „Grauenhaft und faszinierend zugleich“, erinnert sich der Bottroper.
Lazarett war in der Martinskirche
Tage später, als sich das Ende des Krieges abzeichnete, versuchten deutsche Soldaten, die sich auf dem Parkfriedhof verschanzt hatten, die anrückenden GIs mit leichter Artillerie aufzuhalten, was ihnen aber misslang. Die Amerikaner nahmen die Deutschen sofort unter Beschuss. Als Ruhe einkehrte und Josef Bucksteg mit seiner Familie nach Hause zurückkehrte, stellte er fest: „Dort, wo vorher mein Bett gestanden hatte, war ein großes Loch in der Hauswand – eine amerikanische Granate hatte mein Zimmer voll getroffen. Da hatte ich wohl einen Schutzengel gehabt.“
Die Kirche war monatelang Lazarett
Ebenfalls an ihre Einsätze in Bottrop kann sich die 95-jährige ehemalige Krankenschwester Maria Henkemeyer erinnern. Sie war damals, über Belgrad und Baden bei Wien nach Bottrop gelangt, denn sie stammte aus dem benachbarten Osterfeld. „Jeden Tag ging ich zu Fuß von dort nach Bottrop-Mitte, wo sich in der Martinskirche unser Lazarett befand“, erzählt Maria Henkemeyer. An den 28. März 1945 kann sie sich noch gut erinnern. „Mein Vorgesetzter, ein Stabsarzt, drückte mir ein Schreiben in Hand und verschwand. Mir war es vorbehalten, die Kirche, die monatelang als Lazarett gedient hatte, abzuschließen. Den Schlüssel warf ich danach in den Briefkasten des Pfarrhauses oder Pfarrheimes“, erzählt die Seniorin.