Bottrop. . WAZ-Redakteure schrieben die dramatischen Kriegserlebnisse in einer Serie auf. Daraus entstand das Buch mit dem Titel „Feuersturm an der Ruhr“.

In diesem Herbst vor 70 Jahren tobte über dem Ruhrgebiet die zweite Luftschlacht, die letzte verheerende Serie von Bombardierungen folgt im Frühjahr 1945. Die WAZ hat in diesem Jahr in einer Serie Erinnerungen von WAZ-Lesern an die Bombennächte im Revier vorgestellt. Heraus gekommen sind erschütternde Berichte, die der Klartext Verlag unter der Überschrift „Feuersturm an der Ruhr“ zu einem Buch zusammengebunden hat.

Die Zahlen sind im Wortsinn unvorstellbar, erst die Einzelschicksale lassen das Grauen des Krieges lebendig werden. Die Zahlen: 1939 gab es erstmals Fliegeralarm über Bottrop, 1940 die ersten Bombeneinschläge an der Johannesstraße, die eine Art Katastrophentourismus auslösten, wie Stadtinspektor Karl Mende in seiner Kriegschronik schreibt: „Am Nachmittag ergoss sich eine wahre Völkerwanderung zu den Bombeneinschlagstellen hin. Die Polizei hatte alle Mühe, den Verkehr aufrecht zu erhalten.“ Die ersten Todesopfer waren zwei Kinder und ein Feuerwehrmann bei einem Angriff auf Ruhröl, das wurde aber noch streng geheim gehalten. Nicht mehr verheimlichen ließ sich der Angriff am 29. Juli 1940 mittags um zwölf: Ein einzelner Flieger, von der Luftabwehr zunächst für einen deutschen gehalten, warf fünf Bomben ab auf Johannes- und Horster Straße, den Bahndamm und die Zechenbahn. Dabei starben zwei Bergleute, ein Kind und ein Mieter im Haus Horster-/Robert-Brenner-Straße.

In den nächsten Jahren wurden die Bombenangriffe immer häufiger. Im Mai 1943 rief die britische Royal Air Force die erste „Battle Of The Ruhr“ aus mit massiven Angriffen auf Krupp in Essen und die Bottroper Innenstadt. Ab April 1944 flogen britische und amerikanische Bomber Angriffsserien auf Bahnanlagen im Ruhrgebiet, um die Nachschublinien zu stören und so die Invasion in der Normandie vorzubereiten.

Danach konzentrierten sich die Angriffe immer mehr auf die kriegswichtige Anlage Ruhröl im Bottroper Süden, die im Juli schwer getroffen wurde. Es folgte die „Second Battle Of The Ruhr“ und die „Operation Ramrod“, an deren Opfer heute ein Gedenkstein an der Paulschule erinnert. Am Ende des Krieges zählen Chronisten 105 Luftangriffe, 40 000 Bomben, 719 Kriegstote und 75 Prozent Zerstörung etwa in der Boy.

Das Buch der Zeitzeugenberichte

„Feuersturm an der Ruhr - Leserinnen und Leser der WAZ erinnern sich an den Bombenkrieg im Ruhrgebiet“ ist im November im Essener Klartext Verlag erschienen.

Zeitzeugen aus Bochum, Duisburg, Essen. Gelsenkirchen, Gladbeck, Hattingen, Herne, Mülheim, Oberhausen, Velbert und Witten erinnern sich an die Zeit der Bombennächte. Rolf Potthoff hat die Zeit von 1940 bis zur Kapitulation 1945 zusammen gefasst, eine Zeittafel zum Zweiten Weltkrieg ergänzt die Augenzeugenberichte.

304 Seiten gebunden, Vorwort von WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock. ISBN 978-3-8375-1269-4. Das Buch ist zum Preis von 17,95 Euro im Buchhandel oder beim Klartext Verlag zu haben.

Das sind die Zahlen, doch das Buch erzählt Geschichten. Die von Gerhard Hönes zum Beispiel. Er überlebte in der Essener Straße 28 den schweren Bombenangriff in der Nacht zum 13. März 1943, seine Mutter starb dabei. Oder die von Friedhelm Müller. Er überlebte wie durch ein Wunder den Einschlag Luftmine, die in der Nacht zum 11. April 1942 den Westflügel des Marienhospitals traf.