Bottrop-Kirchhellen. . Am 27. März i945 verlief die Kriegsfront durch Kirchhellen. In einer Serie erinnert die WAZ an das Kriegsende in Kirchhellen und Bottrop.
Der Zweite Weltkrieg in Kirchhellen endete vor 70 Jahren, und er endete blutig. Vom 27. bis zum 29. März lieferten sich die Reste von drei deutschen Infanteriedivisionen und der erst 1944 aufgestellten 116. Panzerdivision „Windhund“ schwere Gefechte mit den Sherman-Panzern der 8. US-Panzerdivision und drei Infanteriedivisionen.
Wie viele Menschen dabei starben, lässt sich nur noch schätzen, sagt der Bochumer Historiker Ludger Tewes, der die Endkämpfe in Bottrop und Kirchhellen 1985 für die Historische Gesellschaft als „Beitrag zur Bottroper Geschichte“ aufgearbeitet hat.
Die Amerikaner kamen aus Gahlen an jenem Morgen des 27. März 1945. „Schwere Kämpfe dauerten den ganzen Tag an“, heißt es in den Unterlagen der Panzerdivision „Windhund“, die der Historiker im Militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg fand. „Es gelang dem Feind, bis zur Straße Dorsten - Bottrop durchzustoßen und Kirchhellen von Süden her zu bedrohen.“ Im Schutz der Nacht zogen sich die deutschen Truppen zurück .
„Es war ein Trümmerhaufen, was wir noch hatten“
Am nächsten Morgen griffen die US-Truppen erneut an und brachen im Norden durch bis Dorsten, marschierten in Kirchhellen ein und kamen im Süden bis Oberhausen-Königshardt. „Überhaupt sahen wir in diesen Tagen laufend die zurückflutende Wehrmacht“, berichtet ein Flugabwehrsoldat aus Kirchhellen: „Es war ein Trümmerhaufen, was wir noch hatten.“ Von der „Windhund“-Division seien noch sechs Tiger-Panzer übrig. 70 Deutsche, die den Abzweig zum Flugplatz Schwarze Heide bewachen sollten, hatten gerade noch 35 Gewehre, berichtet Tewes.
„Ein massierter Artillerieschlag deckt den amerikanischen Angriff. Unter einer Feuerglocke bewegt sich ein großes Aufgebot an Panzern auf den Dorfkern zu“, berichtet ein Augenzeuge über den Morgen des 28. März 1945 in Kirchhellen. „Einige Granaten schlagen in die Gebäude an der Peripherie Kirchhellens, die Gebäude fangen an zu brennen.“.
Die Wehrmacht versuchte noch die A 2 zu halten
„Mit dem 28. März 1945 war die Schlacht um den Rheinbrückenkopf vor Bottrop, Gladbeck, Kirchhellen und Dorsten zu Gunsten des amerikanischen Armeekorps entschieden, bilanziert Tewes die Kämpfe. Die Wehrmacht versuchte noch die Autobahn 2 zu halten, damit die US-Panzer nicht auf ihr nach Osten rollen konnten. Doch Panzer und schwere Waffen wurden schon an diesem Tag in den Süden der Autobahn gebracht, um sie vor überraschenden Vorstößen zu schützen.
Wie viele Menschen starben im Kampf um Kirchhellen? Mindestens 60 deutsche Soldaten wurden in Kirchhellen begraben, sagt Tewes. Insgesamt schätzt er die Zahl der gefallenen Wehrmachtssoldaten auf „über 100“, die Zahl der Verletzten auf deutlich höher. Genaue Angaben seien nicht möglich, weil Divisionsunterlagen verloren gegangen seien. Und die Zahl der zivilen Opfer? „Kann nicht überprüft werden“, sagt Tewes.