Bottrop. Im Notfall müssen sie nicht allein agieren. Arbeiter-Samariterbund, Rotes Kreuz, Malteser und Johanniter bieten der Feuerwehr ihre Unterstützung an.

Vier Wohlfahrtsverbände aus Bottrop, Essen und Mülheim wollen die Feuerwehr im Rettungsdienst unterstützen. Zwei von ihnen haben den WAZ-Bericht über den schlechter gewordenen Erreichungsgrad in der Notfallrettung zum Anlass genommen, ihre Bewerbung öffentlich zu machen.

Der Rat der Stadt hat am Dienstag die Neufassung des Rettungsdienstbedarfsplanes für die nächsten Jahre verschiedet. Eine zentrale Zielvorgabe darin ist die „Verbesserung des Erreichungsrades in der Notfallrettung“: In 90 Prozent der Rettungseinsätze müssen die Rettungswagen innerhalb von acht, in ländlichen Gebieten in zwölf Minuten am Einsatzort sein.

Das schafft der Rettungsdienst der Feuerwehr nicht mehr, weil die Zahl der Einsätze immer weiter steigt und die Fahrten zu den Krankenhäusern immer länger dauern. Deshalb will die Feuerwehr zum Jahreswechsel 2015/16 einen zusätzlichen Rettungswagen plus Besatzung in Dienst stellen.

"Wir wären gerne eingebunden in den öffentlichen Rettungsdienst der Stadt Bottrop"

Das kann die Stadt deutlich schneller haben, sagt Jens Ohligschläger, Dienststellenleiter Mülheim/Bottrop der Johanniter-Unfallhilfe (JUH): „Einen Wagen mit Personal können wir in wenigen Tagen zur Verfügung stellen. Wir wären gerne eingebunden in den öffentlichen Rettungsdienst der Stadt Bottrop.“ Das Gleiche sagen Arbeiter-Samariterbund (ASB) und Malteser. Das Rote Kreuz (DRK) habe mündlich sein Interesse bekundet, sagt Feuerwehrsprecher Christoph Lang.

Es geht auch um Geld

Die Rettungswagen in Bottrop sind überlastet? Kein Problem, sagen die Wohlfahrtsverbände. Wir helfen sehr gerne aus. Allerdings tun sie das nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit, sondern weil sie in das Geschäft einsteigen wollen. Das wollen übrigens auch noch andere Anbieter, die nicht wie die Verbände gemeinnützig organisiert sind.

Welches Volumen dieses Geschäft hat, belegen drei Zahlen. Die Stadt kalkuliert für den Rettungs- und Krankentransportdienst in Bottrop mit Einnahmen in einer Größenordnung von rund 5,4 Millionen Euro. Für jede Fahrt im Rettungsdienst berechnet die Feuerwehr den Krankenkassen 423, ab Januar 450 Euro. Das lässt sich rechnen, zumal wenn man beim Personal günstiger kalkulieren kann, als es die Feuerwehr tut. Wohl verstanden: Die Qualität der Verbände steht außer Frage. Dennoch gibt es Argumente dafür, dass die Feuerwehr den Rettungsdienst weiter mit eigenen Bordmitteln fährt.

Kai Süselbeck

Johanniter und ASB haben hilfsweise eine eigene Konzession für den Rettungsdienst beantragt. Damit könnten sie eine Infrastruktur mit eigener Notrufzentrale aufbauen. Das wäre aber nicht der beste Plan, sagen die Verbände. Sagt auch Lang: „Es macht mehr Sinn, den Rettungsdienst zentral über unsere Leitstelle mit der Notrufnummer 112 abzuwickeln.“

In Sachen Qualifikation bekommen die Verbände Bestnoten aus Essen

Einen Rettungs-Notstand, der einen sofortigen Einsatz der Verbände erfordert, gibt es in Bottrop nicht. Wenn der Rettungsdienst überlastet ist, schickt die Feuerwehr ein Löschfahrzeug mit Rettungssanitätern. In Sachen Qualifikation bekommen die Verbände Bestnoten aus Essen, wo sie schon lange eingebunden sind. Essens Feuerwehrsprecher Mike Filzen: „Bei uns läuft das 1A.“