Nur noch in 79,9 Prozent der Fälle ist der Rettungsdienst in der gesetzlich vorgesehenen Frist zur Stelle. Deshalb helfen Löschfahrzeuge im Rettungsdienst aus, nächstes Jahr gibt es einen neuen Rettungswagen und ein Fahrzeug mit Allradantrieb
Die rechtliche Vorgabe für den Rettungsdienst ist klar definiert: In städtischen Gebieten soll der Rettungsdienst binnen acht Minuten am Einsatzort sein, in ländlichen Gebieten in zwölf. Diese Frist sollte bei 90 Prozent der Einsätze eingehalten werden. Das schafft die Bottroper Feuerwehr nicht mehr: Die Quote rechtzeitigen Eintreffens ist auf 79,9 Prozent gesunken. Und: „Es würde noch schlechter werden, wenn wir nicht gegensteuern“, sagt Feuerwehr-Sprecher Christoph Lang.
Die Zahl der Rettungseinsätze in Bottrop steigt seit Jahren aus einer Vielzahl von Gründen. Das hat damit zu tun, dass die Bottroper immer älter werden und damit, dass immer wieder Menschen die 112 anrufen, obwohl sich später zeigt, dass es sich keineswegs um einen Notfall gehandelt hat (die WAZ berichtete). Zudem werden die Fahrten immer länger, wenn sich Knappschaftskrankenhaus und Marienhospital aufgrund fehlender Aufnahmekapazitäten aus dem Rettungsdienst abmelden und der Rettungswagen die Patienten in die Nachbarstädte fahren müssen.
Die Feuerwehr hat auf das Verpassen der zeitlichen Zielvorgaben bereits reagiert. Von einem neuen Einsatzleitrechner verspricht sie sich eine Optimierung der Ausrückzeit. Außerdem setzt sie auf das First-Responder-System: Wenn die Rettungswagen im Dauereinsatz sind, rückt im Notfall zuerst ein Löschfahrzeug aus der nächsten Wache aus. Christoph Lang: „Darauf sitzen ausgebildete Rettungsassistenten mit Notfallkoffern und Rettungsgerät wie Defibrillatoren. Damit ist schon eine qualifizierte Ersthilfe möglich.“
Dieses Provisorium soll zum Jahreswechsel 2015/16 ersetzt werden durch einen weiteren Rettungswagen, der täglich zwischen 7.30 und 19.30 Uhr im Einsatz sein soll und gut 200 000 Euro kosten wird. In den Rettungsdienstbedarfsplan, den der Rat am nächsten Dienstag zusammen mit der neuen Gebührensatzung für Rettungs- und Krankenfahrdienst beschließen soll, hat die Feuerwehr noch weitere Verbesserungsvorschläge formuliert. Weil immer mehr Verlegungsfahrten zu Spezialkliniken in anderen Städten anfallen, will die Feuerwehr einen Hintergrunddienst-Notarzt für Verlegungstransporte einführen, damit die beiden Bottroper Notärzte für den Rettungsdienst frei bleiben. Außerdem soll ein Krankenwagen mit einer Notfallverlegungs-Ausrüstung ausgestattet werden. Und wenn demnächst der VW Bulli aus dem Jahr 1983 ausgemustert wird, bekommt der Nachfolger Allradantrieb und ein Gestell für eine Spezialtrage: zum Einsatz auf Halden und in Kiesgruben.