Bottrop. . “Täter am Ort“ - Dieses Stichwort macht die Polizeibeamtei ganz besonders flott.. In unter fünf Minuten sind im Durschnitt Beamte am Tatort, wenn der Täter noch dort vermutet wird. Und die Beamten vom Polizeipräsidium Recklinghausen, die sollen sogar schneller als der Landesdurchschnitt sein.

Ist die Polizei schnell genug am Tatort? Diese Frage wird immer wieder heiß diskutiert. Einige Antworten gibt die Einsatzstatistik. Und danach sind die Beamten des Präsidiums Recklinghausen schneller als im Landesdurchschnitt, wenn die Chance besteht, Täter auf frischer Tat zu stellen. Im Durchschnitt ist die Polizei beim Alarmstichwort „Täter am Ort“ in knapp unter fünf Minuten an einem Tatort.

Zum Vergleich: Im NRW-Durchschnitt brauchte die Polizei im vergangenen Jahr fünf Minuten und 41 Sekunden, in diesem Jahr sank der Schnitt auf 5:25 Minuten.

Auf eine Kleine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Ralf Witzel hat NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) Mitte August erstmals seit Jahren Angaben über die so genannten Einsatzreaktionszeiten der Polizei in Essen und Mülheim gemacht. Prompt folgten Kleine Anfragen für andere Ruhrgebietsstädte. Weil die derzeit noch nicht beantwortet sind, hat das Präsidium Recklinghausen die Zahlen, die der WAZ vorliegen, nicht bestätigt: Die Behörde will der Antwort des Ministers nicht vorgreifen.

Statistik: So schnell ist die Polizei

Im Schnitt aller Einsätze dauerte es im vergangenen Jahr 14 Minuten und 38 Sekunden vom Hilferuf an die Polizei bis zum Eintreffen der Beamten. Damit sind die Beamten im Bereich des Präsidiums Recklinghausen schneller als die Kollegen in Essen (14:51) und Mülheim (15:45 Minuten).

Im NRW-Schnitt betrug die Einsatzreaktionszeit im vergangenen Jahr 14:26 Minuten.

Alle Hilferufe an die Polizei werden in der Leitstelle nach Vorrang sortiert und die Streifenwagen nach Priorität eingesetzt. Was das bedeutet, erklärt Hans-Bernd Tekotte, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizei an einem Beispiel: „Wenn ich morgens zu meinem Auto komme und feststelle, dass mir jemand die Scheibe eingeschlagen und das Navigationsgerät gestohlen hat, muss ich mich auf eine Wartezeit einrichten. Denn selbst wenn schon Kollegen zu mir unterwegs sind, wird die Leitstelle sie umdirigieren, wenn in der Nähe ein Unfall mit Verletzten gemeldet wird. Dieser Einsatz ist dann dringender als mein Autoaufbruch, bei dem der Täter längst über alle Berge ist.“

Die Fahndung nach dem Täter hat Vorrang vor der Aufnahme der Tat

Höchste Priorität hat das Einsatzstichwort „Täter am Ort“. Dabei hat im Zweifel die Fahndung nach den Tätern Vorrang vor der Aufnahme etwa eines Einbruches. Tekotte: „Manchmal hat der Bürger den Eindruck, die Polizei kommt nicht. Dabei ist sie längst da und sucht im Umfeld nach den Tätern.“ Ebenfalls mit Vorrang gefahren werden Einsätze bei Unfällen mit Verletzten. In solchen Fällen braucht die Polizei im Schnitt 8:28 Minuten und liegt damit Kopf an Kopf mit der Feuerwehr; deren Rettungsdienst hat die Vorgabe, in 90 Prozent der Fälle binnen acht Minuten mit dem ersten Rettungswagen am Unfallort zu sein (die WAZ berichtete). Bei einem Unfall der Kategorie fünf dagegen (geringer Sachschaden), sagt Tekotte, kann das Eintreffen der Polizei „auch schon mal eine Dreiviertelstunde dauern“.