Bochum-Stiepel. Mit einer neuen Ausstellung ehren die Stiepeler Heimatforscher vergessene Künstler. Die Werke des ersten sind im Stadtteil bis heute sichtbar.
Auch manch eingefleischter Stiepeler wird nicht mehr wissen, wer sich hinter dem Namen Emil Becker verbarg. Dabei war Becker (1903-1978) einer der bedeutendsten Kreativen, die im Bochumer Süden gewirkt haben. Mit einer neuen Ausstellungsreihe widmet sich der Stiepeler Verein für Heimatforschung vergessenen Künstlern und ihren Werken aus Stiepel, die in lockerer Reihenfolge im Pfingstblümchen an der Brockhauser Straße präsentiert werden. Zum Auftakt schauten sich rund 50 Besucher einen Querschnitt aus Emil Beckers Arbeiten an und lernten die Lebensgeschichte eines Mannes kennen, dessen Spuren im Stadtteil bis heute sichtbar sind.
Wer war Emil Becker? Gerd Hagenkötter, der die Ausstellung für die Stiepeler Heimatforscher auf den Weg brachte, lernte den Künstler einige Jahre vor dessen Tod kennen und erinnert sich an einen älteren Herrn mit leicht gebeugtem Gang und einem freundlichen Wesen. „Bei den Stiepelern war er vor allem für seine Kupfertreibarbeiten bekannt, die so manche Wohnzimmer zierten“, sagt Hagenkötter. Wer seine gute Stube wie damals gern üblich mit „Eiche-Rustikal“ verschönerte, griff dafür nicht selten auf die Arbeiten des Stiepeler Handwerkers zurück, der dafür einen guten Ruf genoss. Und: „Bei ihm daheim an der Haarholzer Straße gab es immer leckeren Kuchen“, erinnert sich Hagenkötter. „Seine Frau Marie und er waren überaus gastfreundlich.“
Ausstellung geöffnet bis 8. September
Die Ausstellung „Emil Becker – Ein Leben zwischen Handwerk und Kunst“ ist bis 8. September sonntags von 15 bis 17 Uhr in der Pfingstblume (Brockhauser Straße 126) geöffnet. Eintritt frei.
Der Stiepeler Verein für Heimatforschung will künftig jährlich mit neuen Ausstellungen an Stiepeler Künstler erinnern. Wer im nächsten Jahr an der Reihe ist, ist noch nicht bekannt.
Schulzeit während des Ersten Weltkriegs
Becker wuchs auf einem kleinen Kotten in der Bauernschaft Haar auf. Seine Schulzeit verbrachte er in der Schrick-Schule, was während des Ersten Weltkriegs keine unbeschwerte Zeit gewesen sein muss. Danach trat er eine Lehre als Zechenschmied auf der gerade neu aufgelassenen Zeche Klosterbusch an. „Da sein Vater Bergmann war, wollte man ihm den schweren Beruf des Bergmanns ersparen“, so Hagenkötter. „Auch war Klosterbusch gut fußläufig erreichbar.“
Kurz nach Fertigstellung der Kemnader Brücke im Jahr 1928 wechselte Becker zur Metallverarbeitungsfirma Pleiger ins Hammertal, die für ihn jetzt gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar war, statt die Fähre über die Ruhr nehmen zu müssen. Hier eröffnete sich ihm auch die Möglichkeit zum Besuch der damaligen Handwerker- und Kunstgewerbeschule, der heutigen Folkwang-Werkkunstschule in Essen-Werden.
Kleine Schmiede im heimischen Kotten
Die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg blieb Becker erspart: Ob Glück oder gute Beziehungen seines Arbeitgebers Pleiger dahinter standen, ist nicht genau überliefert. Nach dem Krieg baute er sich am heimischen Kotten eine kleine Schmiede. Mit dem Wirtschaftsaufschwung nahm die Nachfrage nach schmiedeeisernen Kunstwerken zu – und Becker war bestens im Geschäft.
Kupferabdeckung auf dem Taufstein
Bis heute sind einige seiner Werke in Stiepel zu finden. Zum Höhepunkt seines Schaffens gehörte 1966 die Kupferabdeckung auf dem alten Gotischen Taufstein in der Dorfkirche, die während der Ausstellung gelegentlich in der Pfingstblume zu sehen sein wird. Einigen Stiepelern sind auch die kunstvollen Tür- und Fenstergitter am Steinern-Haus in Erinnerung, die aber mittlerweile abmontiert sind. „Ähnlich verzierte Fenster- und Torgitter von Emil Becker findet man noch an der Haarholzer Straße“, sagt Hagenkötter.
Auch in vielen Gaststätten und Kellerbars hängen Beckers Kupferbilder: Wer sie für die Ausstellung zur Verfügung stellen möchte, kann sich gern beim Stiepeler Verein für Heimatforschung melden.
Info und Kontakt: www.hvb-stiepel.de