Bochum. Ausgehtreff zwischen Rathaus und Christuskirche gilt nach 15 Jahren noch immer als Geheimtipp. Doch die Stammgäste wissen die entspannte Stimmung an traditionsreicher Stätte zu schätzen
„Wir sind bald 15 Jahre alt – und noch immer ein Geheimtipp.“ Sebastian Roncero-Helfenbein verzichtet auf teure Werbung: „Wir stecken das Geld lieber in die Preise.“ Der Standort am abends kaum belebten Willy-Brandt-Platz gilt als wenig attraktiv. Der Chef kann dennoch auf viele treue Stammkunden zählen. Das „Game“ ist gut im Spiel.
Koch, Techniker, Diskjockey und Animateur u.a. im Robinson-Club: Sebastian Roncero-Helfenbein hat beruflich einige Stationen hinter sich. Seine Berufung hat das Multitalent als Gastronom gefunden. „Als Vollblut-Gastronom“, wie der 43-Jährige ergänzt.
Beliebtes Gasthaus und Tanzlokal
1999 eröffnete er das „Game food & fun“. Die Lage zwischen Rathaus und Christuskirche ist traditionsreich, atmet Bochumer Geschichte. Ab 1841 wurde hier im Gasthaus Hasselkuss aufgetischt. Zehn Jahre später nahm die Schlegel-Brauerei im Keller des Gebäudes den Braubetrieb auf. „Und in den 1950er Jahren war es das beliebteste Tanzlokal der Stadt. Das Gebäude ist bis heute, in dritter Generation, im Besitz von Familie Hasselkuss“, berichtet Sebastian Roncero-Helfenbein.
Musikalisch knüpft der Wirt regelmäßig an seine berühmten Vorgänger an. Live-Bands spielen auf (dafür gibt’s eine eigene Bühne), Diskjockeys legen auf. Neben dem „fun“ im Untertitel wurde das „food“ im Laufe der Jahre aber stetig ausgebaut. Besonders gefragt sind die All-you-can-eat-Aktionstage mit Chickenwings oder Currywurst mit Pommes (aktueller Rekord: acht Portionen) bis zum Abwinken. Als „Größte Cocktailbar im Sektor“ offerieren Sebastian Roncero-Helfenbein und seine 35 Mitarbeiter zudem ein bemerkenswerte Getränkeauswahl. Schüler, Studenten, Junggebliebene und ältere Semester: Das Publikum ist wie die Cocktails bunt gemixt. Auf 400 qm herrscht bis 1 Uhr nachts entspannte, kommunikative Plauderstimmung ohne lärmende TV-Apparate.
Premiere am Rosenmontag
Die Karnevalisten schätzen das Haus seit Jahren in besonderer Weise. Rosenmontag 2014 steigt eine Premiere: Die Zunft der kleinen Meister zieht ihre närrische Party erstmals im „Game“ auf.
„Im Gegensatz zum Bermuda-Dreieck oder Ehrenfeld fehlt die Laufkundschaft. Wir haben keine Lobby“, bedauert Sebastian Roncero-Helfenbein, der sich mit seiner Rolle als ewiger Geheimtipp gleichwohl angefreundet hat.
Game over? Noch lange nicht!