Bochum. Bochum beklagt drei weitere Corona-Tote. Damit sind nun zehn Menschen gestorben. Derweil wurden die Corona-Tests am Harpener Feld ausgeweitet.
Schwarzer Donnerstag in Bochum: Binnen weniger Stunden sind drei weitere Menschen an den Folgen des Coronavirus gestorben. Damit sind nun zehn Tote zu beklagen.
Ein 75-jähriger Corona-Patient starb in der Nacht zum Donnerstag im St.-Josef-Hospital. Nach Angaben der Stadt hatte er sich mutmaßlich im Urlaub in der Schweiz angesteckt. Am Donnerstagabend musste der Krisenstab eine weitere Hiobsbotschaft verkünden: Zwei Seniorinnen (79 und 97), die infiziert waren, sind gleichsam im St.-Josef-Hospital gestorben.
Insgesamt verzeichnen die Gesundheitsbehörden seit Beginn der Pandemie 301 positiv getestete Bochumer. 241 sind aktuell infiziert (einer mehr als am Mittwoch). 50 Frauen und Männer gelten als genesen. Hinzu kommen die zehn Todesfälle.
75-Jähriger war kein Heimbewohner
Wie die Stadt mitteilt, lebten die drei nun verstorbenen Senioren daheim und nicht in einem Altenheim. Sechs Tote waren Heimbewohner - allein fünf im Heinrich-König-Seniorenzentrum in Weitmar, das unter Quarantäne steht. Das erste Bochumer Corona-Opfer - ein 55-jähriger Familienvater - war gleichfalls ein Urlaubs-Rückkehrer. Er hatte Ferien in Österreich gemacht.
Zusätzliche Tests am Harpener Feld
Am Harpener Feld hat derweil das Behandlungszentrum der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) die Arbeit aufgenommen. Bochumer Hausärzte und Medizinische Fachangestellte leisten dort freiwillig und über ihre reguläre Arbeitszeit hinaus Dienst. "Die Bereitschaft zur Hilfe ist überaus groß. 40 Kollegen, 30 Angestellte und 150 Studenten haben sich auf unseren Aufruf gemeldet", sagt KVWL-Bezirksstellenleiter Dr. Eckhard Kampe (63).
Das neue Zentrum, unter Medizinern auch "Fieberzentrum" genannt, hat vor allem ein Ziel: die 212 Hausärzte in Bochum zu entlasten und mutmaßlich infizierte Patienten aus den Praxen fernzuhalten. Wie wichtig das ist, zeigen die inzwischen ne un Arztpraxen in Bochum, die nach bestätigten Corona-Fällen geschlossen sind. Betroffene Ärzte, Mitarbeiter und Patienten sind in häuslicher Quarantäne.
Ärzte arbeiten Hand in Hand
Dazu soll es möglichst nicht mehr kommen. Anrufer, die bei ihrem Hausarzt über Erkältungssymptome und Erkrankungen der Atemwege klagen, werden nach einer ersten ärztlichen Einschätzung nicht mehr in die Praxis gebeten. Sie erhalten nun einen Termin im Harpener Behandlungszentrum. "Hier klären wir ab, ob es sich um einen harmlosen Infekt handelt oder ein Corona-Test bis hin zur stationären Behandlung erforderlich ist", erklärt Dr. Annette Düsterhaus (63), die das Zentrum leitet. Auch Rezepte und Krankenscheine gibt es vor Ort.
Die Kassenärzte setzen mit ihrer "Fieber-Strategie" damit vor dem Gesundheitsamt an, das Abstrich-Tests nur bei begründetem Corona-Verdacht an der Stadt-Hotline 0234/910 55 55 anordnet. Dabei bleibt es selbstverständlich - ebenso wie bei den Drive-in-Tests am Harpener Feld. Kassen- und Amtsärzte arbeiten hier nun Hand in Hand. Hausarzt oder Hotline: Beide Wege führen nach Harpen.
Täglich 500 Untersuchungen möglich
Zwar ist das Behandlungszentrum noch im Aufbau. 76 Patienten wurden in den ersten drei Tagen untersucht, 47 Tests vorgenommen. Alle bislang vorliegenden Ergebnisse seien negativ, schildert Annette Düsterhaus. Überhaupt seien die Corona-Zahlen in Bochum derzeit vergleichsweise moderat.
Genau dies sei wichtig, um Zeit zu gewinnen. "Denn es wird härter werden", sagt Eckhard Kampe voraus. Deshalb sei das Zentrum darauf ausgerichtet, täglich bis zu 500 Menschen zu untersuchen. "Wir können nur hoffen, dass es zu diesen Massentests niemals kommen muss. Aber wir müssen dafür gewappnet sein", so Kampe.
Schnupfen nicht verharmlosen
Bei welchem Symptomen unbedingt gehandelt werden sollte? Der Kassenarzt-Chef hat eine klare Antwort: "Bei Husten, Halsschmerzen und Fieber." Aber auch ein Schnupfen könne verhängnisvoll sein. Kampe: "Eigentlich gehört er nicht zu den klassischen Corona-Symptomen. Ich habe aber eine Patientin, die ausschließlich Schnupfen hat - und trotzdem infiziert ist."
Ein Warnsignal sei auch der komplette Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns. "Immer mehr unserer Corona-Patienten in Bochum schildern genau dies. Es scheint also in der Tat auf den Virus hinzudeuten", sagt Annette Düsterhaus.