Langendreer. Bewegende letzte Predigt in der Pauluskirche in Langendreer. Nach Luther und Markus schließt die evangelische Gemeinde nun auch diesen Standort.

Abschied nehmen von der Pauluskirche hieß es für die evangelische Ortsgemeinde. Rund 400 Gemeindemitglieder begleiteten die Presbyter und Pfarrer dabei – bei Liturgie, Predigt und Abschiedsworten, und auch bei symbolischen Handlungen wie dem Löschen der Altarkerzen und dem Wegtragen der Bibel vom Altar.

Pfarrer Wilfried Geldmacher bekommt für seine bewegende Predigt im letzten Gottesdienst in der Pauluskirche viel Anerkennung.
Pfarrer Wilfried Geldmacher bekommt für seine bewegende Predigt im letzten Gottesdienst in der Pauluskirche viel Anerkennung. © Vladimir Wegener

„Heute ist ein schwerer Tag für die Gemeinde: Wir nehmen Abschied von unserer Pauluskirche, in der 114 Jahre lang Christen in hellen und dunklen Tagen zusammenkamen“, bringt der Presbyteriumsvorsitzende Pfarrer Jörg-Martin Höner die Stimmung auf den Punkt. Für seine anschließende bewegende Predigt erhält Wilfried Geldmacher im Gottesdienst viel Beifall. Der 64-Jährige erinnert darin, dass der Kindergarten und die Frauenhilfe schon vor der Kirche da waren. Geldmacher: „Beide werden auch zukünftig bleiben.“ Er dankt dem Förderverein, der die Kirche 20 Jahre lang mit viel Einsatz und Geld instand hielt.

Ab sofort geschlossen: die Pauluskirche an der Langendreerstraße 74 in Langendreer.
Ab sofort geschlossen: die Pauluskirche an der Langendreerstraße 74 in Langendreer. © Frank Oppitz

Doch Geldmacher kommt auch auf die Gemeindemitgliederzahlen zu sprechen, die Auslöser für den Schließungsbeschluss des Presbyteriums sind: „Als wir die Gemeinde Langendreer 2002 gründeten, hatten wir 16.000 Mitglieder. Heute sind es 9600. Tendenz fallend.“

Das Presbyterium hatte am 16. Dezember 2014 die Schließung der Standorte Luther, Markus und Paulus beschlossen. Als letzte traf es nun die Pauluskirche. Bis Februar hofften alle, dass sie die erste Kinder-Kunst-Kirche in Deutschland wird. Doch die beiden Initiatoren Myriam und Daniel Jarackas mussten ihre Pläne aufgeben – die nötigen Sponsoren fehlten.

Einweihung am  30. April 1905

Die Gemeinde errichtete die Pauluskirche in den Jahren 1904/1905. Einweihung am 30. Mai 1905. Anfang der 60er Jahre bekam die Kirche ein neues Dach, der neugotisch gestaltete Innenraum erhielt eine nüchterne künstlerische Ausgestaltung.

Ab Frühjahr 2008 begann mit Hilfe des Fördervereins ein erneuter Umbau der Kirche.

Gemeindemitglied Christian Radelt ist „sehr traurig, dass die Kirche zu ist, denn sie hat mich mein ganzes Leben begleitet. Hier wurde ich getauft und konfirmiert. Auch meine Kinder wurden hier getauft, gingen in den Kindergarten und sind nun ebenfalls konfirmiert“. Doch für Radelt war es „ein schöner, festlicher Abschied“.

Traurig ist auch Annegret Rafhöfer, die mit Mutter Anne Dore gekommen ist. „Ich finde es erschreckend, dass in unserem Lande christliche Kirchen geschlossen werden“, sagt sie. „Wir werden weiterhin in die Kirche gehen, dann eben an einem anderen Ort, so wie es Pfarrer Geldmacher in seiner Predigt gesagt hat.“