Langendreer. . Mit 60 Jahren ist Schluss in der evangelischen Gemeinde Langendreer. Für den Ruhestand hat er schon Pläne. Keine großen, aber viele kleine . . .
Offiziell verabschiedet wird Wilfried Geldmacher erst am kommenden Sonntag. Seinen vorgezogenen Ruhestand trat der Pfarrer der evangelischen Gemeinde Langendreer aber schon mit dem Jahreswechsel an. „Es gab so viele Adventsfeiern, dazu die Verabschiedung von meiner Kollegin Bärbel Vogtmann. Daher habe ich mit Superintendent Gerald Hagmann einen späteren Termin vereinbart“, sagt er. Zeit hat Geldmacher ab diesem Jahr ja genug.
Wilfried Geldmacher ist einer der letzten Pfarrer, die noch in den Genuss des kirchlichen Frühpensionierungsprogramms gekommen sind. „Dieses ist zum Jahresende ausgelaufen. Ich hätte sonst noch drei Jahre länger für die gleiche Pension arbeiten müssen“, sagt der 60-Jährige, dessen vorzeitiger Übergang in den Ruhestand auch mit den Veränderungen innerhalb der Gemeinde zu tun hat. Eineinhalb Stellen mussten eingespart werden. Da passte Geldmachers Überlegung, nach mehr als 30 Jahren „Dienst“ in Langendreer in Rente zu gehen, zeitlich ganz gut.
Mit seiner Frau Renate (62), die noch ein halbes Jahr als Gymnasiallehrerin in Witten arbeitet, hatte Wilfried Geldmacher zuvor entschieden, weiterhin in Langendreer wohnen zu bleiben. „Früher wurde Pfarrern empfohlen, wegzuziehen, um Abstand zu gewinnen, aber auch, um den Nachfolgern nicht ins Handwerk zu pfuschen“, erzählt Geldmacher lachend. Nach Distanz zu „seiner“ Gemeinde sehnt er sich aber gar nicht. Und auch seine verbliebenen Kollegen wird er wirken lassen. Und manchmal auch noch unterstützen: „Ich stehe noch im Predigtplan und werde weiterhin monatlich einen Gottesdienst abhalten.“
750 Konfirmationen und 900 Taufen
Etwa 750 Jugendliche hat Wilfried Geldmacher in seinen 30 Jahren in Langendreer konfirmiert. Dazu kamen ca. 30 Taufen pro Jahr. „Beerdigungen waren es leider doppelt so viele“, sagt Geldmacher.
Die Verabschiedung mit anschließendem Empfang ist am Sonntag um 10 Uhr in der Pauluskirche, Langendreerstr. 74.
So ganz ist Pfarrer Geldmacher also nicht aus der Welt. „Das beruhigt mich auch“, sagt er, denn so ganz leicht fällt der Abschied nicht. Da ist natürlich zum einen das Gefühl, nicht mehr richtig dazu zu gehören. „Obwohl meine Frau und ich weiter im Kirchenchor singen werden.“ Aber es schwingt auch Erleichterung mit, keine Verantwortung mehr zu tragen. „Es drehte sich ja zuletzt sehr viel um Abbau. Das ging mir schon an die Substanz“, gesteht Geldmacher. Vor allem der Entschluss, „seine“ Pauluskirche demnächst zu schließen, habe ihn, der in Weitmar-Mark aufwuchs und nach dem Studium und ein paar Jahren in Minden 1984 in Langendreer landete, sehr belastet. Froh ist Geldmacher, dass für sein Büro an der Langendreerstraße eine „schöne Nachnutzung“ gefunden wurde: „Der Kindergarten hat dort seit Oktober eine U3-Gruppe.“
Bald wieder öfter zum VfL Bochum in die Ostkurve
Ein Kind ist es auch, das in Wilfried Geldmachers Planungen für den Ruhestand eine große Rolle spielt: „Einmal die Woche ist jetzt Opa-Tag, dann fahre ich nach Köln zu meinem einjährigen Enkel Ben und betreue den Kleinen“, freut sich der Vater dreier erwachsener Kinder. Ansonsten hat Geldmacher für seine freie Zeit weniger große, sondern eher viele kleine Pläne: Öfter joggen, gemeinsame Radtouren mit seiner Frau, lesen, Musik hören und ab sofort wieder regelmäßiger zum VfL Bochum gehen. „Meine Tochter und ihr Mann haben eine Dauerkarte. Wir stehen immer im Block Q in der Ostkurve und feuern den VfL an.“