bochum-Langendreer. . In St. Marien Langendreer werden christliche Werte gelebt: Ehrenamtliche richten Weihnachtsessen für alleinstehende oder einsame Menschen aus.

Der Gemeindesaal der St.-Marien-Kirche in Langendreer ist feierlich geschmückt. Schon von draußen sieht man die mit Tannen bestückte Bühne. Die festlich gedeckten Tische leuchten sanft in gedämmtem Licht. An diesem Heiligabend findet hier eine ganz besondere Feier statt. Sie richtet sich an Menschen, die einsam oder alleinstehend sind und bietet ihnen die Möglichkeit, Heiligabend in gewohnter Besinnlichkeit und Gesellschaft zu verbringen.

Eine Weihnachtstüte als Geschenk

Angelika Schäfer ist von Angang an beim Weihnachtsessen in St. Marien dabei. Sie singt mit großer Freude Weihnachtslieder und trägt später auch ein Gedicht vor.
Angelika Schäfer ist von Angang an beim Weihnachtsessen in St. Marien dabei. Sie singt mit großer Freude Weihnachtslieder und trägt später auch ein Gedicht vor. © Dietmar Wäsche

„Dieses Jahr feiern wir fünfjähriges Bestehen“, sagt Silvia Ufer, die in festlicher Kleidung die eintreffenden Gäste empfängt. Sie selbst ist schon das dritte Jahr in Folge an den Vorbereitungen beteiligt, die bereits im Oktober beginnen. Dieses Jahr kommen inklusive Helfern 40 Menschen zusammen. Nicht nur das Abendprogramm, auch das Drei-Gänge-Menü will sorgfältig geplant werden.

„Jedes Jahr wird etwas anderes serviert, vorher testen wir das Menü gemeinsam“, sagt Silvia Ufer und verweist auf das Ehepaar Hans und Christel Nowel, die beide über 80 sind und voller Energie zu zweit das Festtagsessen zubereiten. Für die Teilnehmenden ist „Der andere Heiligabend“ kostenlos, denn er wird mithilfe der Caritas aus Spenden finanziert. Am Ende bekommt zudem jeder eine kleine Weihnachtstüte als Geschenk.

Ehrenamtliche Helfer im vollen Einsatz

Mit vollem Einsatz bringen sich die ehrenamtlichen Helfer in die Abendgestaltung ein. Es wird gesungen, Geschichten gelesen und Gitarre und Geige gespielt. Dass die Helfer in dieser Zeit nicht mit ihren Familien feiern können, nehmen sie für die gute Sache gerne in Kauf. „Anfangs gab es ein bisschen Kampf in der Familie“, sagt Barbara Wiedemann, die seit der Gründung des Caritas-Kreises aktiv ist. Mittlerweile beziehen einige Helfer auch ihre erwachsenen Kinder in die Planung mit ein.

Die Menschen, die an der Veranstaltung teilnehmen, kommen aus unterschiedlichen Verhältnissen. Manche sind von Armut betroffen, „und Armut macht einsam“, sagt Silvia Ufer. Manch einer hat seine kranken Eltern über lange Zeit gepflegt und ist nach deren Tod plötzlich isoliert. Andere haben ihre sozialen Kontakte jahrzehntelang vernachlässigt. Im Alter können Unbeweglichkeit und Krankheit in die Einsamkeit führen. „Dieses Jahr sind alte Bekannte dabei“, sagt Silvia Ufer.

Caritas ging vor fünf Jahren auf die Gemeinde zu

Vor fünf Jahren ist die Caritas mit ihrer Idee auf die katholische Gemeinde St. Marien zugekommen. Seitdem findet „Der andere Heiligabend“ in dem Gemeindesaal statt.

In die musikalische Programmgestaltung haben sich auch Tim Linder und sein Sohn eingebracht. Linder ist Pastor der Freien evangelischen Gemeinde Bochum-Ost, die ihren Sitz an der Wittenbergstraße hat – nur ein paar hundert Meter entfernt von St. Marien.

Fester Bestandteil der Feiertage

Für einige Teilnehmende ist „Der andere Heiligabend“ mittlerweile ein fester Bestandteil der Feiertage. So auch für Angelika Schäfer, die von Anfang an dabei ist und durch die katholische Gemeinde in Altenbochum auf die Veranstaltung aufmerksam geworden ist. Besonders toll findet sie die Weihnachtsdekoration: „Hier werden sogar die Tische mit Tischdecken ausgelegt, das liebe ich.“ Mittlerweile bringt sich die 63-Jährige selbst in die Gestaltung des Programms ein. An diesem Abend trägt sie ein Weihnachtsgedicht vor. Sie schätzt die netten Stunden. „Später gehen wir zusammen in die Messe und dann ist der Abend leider auch schon vorbei. Von mir aus könnte er gerne länger dauern.“