Langendreer. . Das Angebot des Caritas-Kreises St. Marien in Langendreer wird rege in Anspruch genommen. Die Helfer haben für jeden Bedürftigen ein offenes Ohr.

Die Not ist groß. Und das bei mehr Menschen, als man glaubt. Zu diesem Schluss kamen 2011 einige Mitglieder der katholischen Gemeinde St. Marien, als sie den Sozialbericht für Langendreer studierten: viele Arbeitslose, Hartz-IV-Empfänger, alleinerzeihende Frauen . . . „Denen muss geholfen“, dachten sie und gründeten den Caritaskreis.

Das Helferteam besteht aktuell aus rund 14 Personen, die im Wechsel hilfesuchenden Menschen jeden Mittwochabend ein offenes Ohr bieten. Bewusst nicht im Gemeindehaus. „Das könnte Menschen anderer Konfessionen abschrecken“, erklärt Martin Wiedemann vom Caritaskreis. Nein, in einem Bauwagen, der 200 Meter vor der St.-Marien-Kirche steht.

„Das war eine Schnapsidee“, sagt Martin Wiedemann, „allerdings ohne Einfluss von Alkohol. Wir wollen mit unserem Angebot ja auffallen im Stadtteil.“ Dafür wurde der Bauwagen auch mit Graffiti besprüht – unter anderem mit dem Logo des Caritaskreises – drei Figuren im Gespräch. Motto: „Nah. Am Nächsten.“ Passend für das, was sich im Innern abspielt.

„Dienst“ immer zu zweit

Barbara und Martin Wiedemann vom Caritaskreis in einer nachgestellten Gesprächssituation.
Barbara und Martin Wiedemann vom Caritaskreis in einer nachgestellten Gesprächssituation. © FUNKE Foto Services

Gemütlich ist es dort. Die Wände sind in freundlichem Gelb gestrichen, die Heizung sorgt für wohlige Wärme, es duftet nach Kaffee, Kekse stehen auf dem Tisch – der Caritaskreis gibt sich große Mühe, eine Wohlfühlatmosphäre zu erzeugen. Gerade auch, weil die, die zur Sprechstunde erscheinen, sich alles andere als wohl fühlen. „Viele kommen nur, um uns ihr Herz auszuschütten“, weiß Barbara Wiedemann. Andere wiederum haben ernsthafte Probleme. „Meistens sind es Geldsorgen“, erzählt Hans Nowel. Deswegen ist der Betrieb im Bauwagen zum Ende eines Monats auch höher – wenn das Geld knapp wird.

Drei bis sechs Hilfesuchende im Schnitt nehmen das Angebot im Bauwagen Woche für Woche in Anspruch. „Und es sind die unterschiedlichsten Menschen, die sich in ausweglosen Situationen befinden“, sagt Barbara Wiedemann: Senioren, die mit ihrer Rente nicht auskommen, Familien, denen der Strom abgeschaltet wird oder die überschuldet sind.

Jeden Mittwoch und über Handy erreichbar

Die Sprechstunde im Bauwagen, Alte Bahnhofstraße 182, findet jeden Mittwoch von 17.30 bis 18.30 Uhr statt. Außerhalb dieser Zeit ist der Caritaskreis über Handy erreichbar: Tel. 0157/ 34 39 08 40.

Da sich die Sprechstunde komplett über Spenden finanziert, ist Unterstützung immer willkommen. Näheres per Mail an caritas-st.marien@gmx.de

Direkte Hilfe gibt es in Form von Lebensmittelgutscheinen und Fahrscheinen. Oft geht es aber auch darüber hin­aus. Bei der Begleitung zum Amt, wenn Menschen beim Umzug geholfen wird. „Oder zuletzt bei der Witwe, für die wir im Internet eine neue Küche gefunden haben“, erzählt Barbara Wiedemann.

Sie und ihr Mann Martin, Hans Nowel und all die anderen Helfer wurden eigens vom Caritasverband geschult, um auf die unterschiedlichen Situationen, mit denen sie konfrontiert werden, vorbereitet zu sein. „Wir sitzen auch immer zu zweit hier“, sagt Nowel. Nicht nur zur Sicherheit. Der eine führt das Gespräch, der andere hört zu und fertigt ein Protokoll an. Einmal im Monat besteht bei einem Helfertreffen die Möglichkeit zum Austausch.

Warum sie das alles machen, ist für die Wiedemanns und Hans Nowel keine Frage. „Wir drei sind alle auch in der Kolpingsfamilie aktiv und christlich geprägt“, sagt Barbara Wiedemann. „Ich bin sehr dankbar, nicht selbst in einer Lebenskrise zu stecken, und froh, dass es uns gut geht. Von daher gebe ich gern etwas von diesem Glück zurück.“