Langendreer. . Nachbarn der Straßenbahnlinie in Langendreer klagen über Erschütterungen, wenn die Bahnen an ihren Häusern vorbeifahren. Bogestra will prüfen.
- Nachbarn der Straßenbahnlinie 302 in Langendreer klagen über Erschütterungen
- Bogestra versichert, nach dem aktuellen Stand der Technik gebaut zu haben
- Bei einem Termin vor Ort wollen sich die Experten des Problems annehmen
Seit zwei Wochen fährt die Straßenbahnlinie 302 nun auch den S-Bahnhof in Langendreer an. Brigitte und Peter Steiner, die nur einen Steinwurf von der Endhaltestelle an der Hauptstraße wohnen, haben jetzt schon die Nase voll. „Die neue Verbindung entspricht der neuesten Technik, wurde uns im Vorfeld versprochen“, sagt Peter Steiner. „Wir würden nichts hören und auch nichts spüren.“
Doch seinen Angaben zufolge ist genau das Gegenteil der Fall. Steiner und seine Frau sprechen von „deutlichen Erschütterungen“, die sie in ihrer Wohnung wahrnehmen, wenn eine der neuen Variobahnen über eine der insgesamt vier Weichen auf Höhe ihres Hauses rollt.
Viele Anwohner klagen über Erschütterungen
Die Steiners stehen mit ihrem Empfinden nicht alleine da. Karin Skodszinski, die über ihnen wohnt, wird regelmäßig morgens um 6 Uhr wach, „weil die Straßenbahn das Haus beben lässt“. Es geht nicht nur um die Erschütterungen. „Einige der Bahnen pfeifen und quietschen enorm“, schildert Karin Skodszinski ihre Eindrücke. „Die hätte die Bogestra zur Eröffnungsfeier vor zwei Wochen einsetzen sollen“, sagt Peter Steiner sarkastisch, „dann hätten sie sich das Betriebsorchester sparen können“. Steiner hörte sich auch in der Nachbarschaft um; in der Pizzeria nebenan werde geklagt, dass in der Küche alles wackelt, wenn die Straßenbahn kommt. Und auch in der Apotheke würde man es spüren.
Unser Leser Werner Mücher hatte sich schon am Mittwoch in einem Brief an die Redaktion beschwert, durch die Bahn sei „es für uns Anwohner lauter geworden“. Bei der Bogestra gingen noch eine Handvoll ähnlicher Beschwerden ein, denen man nun nachgehen will.
Bogestra: neuester Stand der Technik
Die Steiners wählten den Weg über die Bezirksvertretung Ost, deren Einwohnerfragestunde sie für ihre Beschwerde nutzten. Dort gab es auch direkt eine erste Antwort von Vertretern der Bogestra. Projekt- und Bauleiter Volker Böhm versicherte, dass der Bau der Straßenbahnlinie vorschriftsmäßig erfolgt sei und sich auf dem neuesten Stand der Technik befinde.
Gleichwohl räumt Böhm ein, dass „im Zusammenspiel von Rad und Schiene insbesondere im Bereich von Weichen und Kreuzungen immer Erschütterungen entstehen. Das lässt sich auch nicht wegdiskutieren.“ Aber dieses Thema sei in der Planfeststellung umfangreich behandelt worden. Ein Gutachter habe festgestellt, dass an bestimmten Stellen Maßnahmen zur Reduzierung der Erschütterungen vorgenommen werden müssen. Volker Böhm: „Im Bereich der Gleiswechsel vor der Endhaltstelle Langendreer S-Bahnhof gibt es deshalb eine elastische Weichenlagerung – so wie es auch im Planfeststellungsbeschluss vorgesehen ist.“
Verminderung von Lebensqualität
Mit den Steiners hat die Bogestra vereinbart, sich in Kürze die Situation vor Ort anzusehen. Dann klärt sich vielleicht auch die Frage, warum die Erschütterungen von Bahn zu Bahn unterschiedlich heftig ausfallen. „Die Variobahn mit der Schalke-Arena-Werbung fährt am leisesten“, will Peter Steiner festgestellt haben. „Und die einzige Bahn, die ich gar nicht gemerkt habe, war ein Fahrschulwagen älteren Modells.“
Brigitte Steiner hofft sehr, dass das Problem gelöst wird. „Das bedeutet für uns, die wir jetzt im Ruhestand auch viel zu Hause sind, schon eine sehr verminderte Lebensqualität.“ Sie habe versucht, die Geräusche und Erschütterungen auszublenden. „Geht nicht.“
>>> INFO: Bezirksvertretung fordert Mitteilung von der Bogestra
Peter Steiner, ehemals Stadtplaner, trägt mit „Schuld“ daran, dass die Straßenbahn nun vor seinem Haus herfährt. „Ich hatte damals, 2002, bei der ersten Bürgerversammlung die Idee, dass Witten bei der Straßenbahnerweiterung mit einbezogen wird.“
Die Bezirksvertretung Ost nimmt das Erschütterungs-Problem sehr ernst und bittet die Bogestra um eine Mitteilung, wenn die Lage vor Ort unter die Lupe genommen wurde. Auch SPD-Ratsherr Jörg Czwikla ist an weiteren Informationen interessiert.