Laer. . Nach vielen Verzögerungen macht das Ev. Johanneswerk Nägel mit Köpfen. 24 Menschen mit geistiger Behinderung finden in Laer eine neue Heimat.

Nein, ein Hingucker ist die umzäunte Brache im Herzen Laers, wo bis März 2015 noch die evangelische Kirche stand, wirklich nicht. Und sie verschandelt den Ortskern auch schon viel zu lange. Doch nun scheint die Leidenszeit der Laer’schen, die sich diesem Anblick tagtäglich ausgesetzt sehen, tatsächlich bald ein Ende zu haben.

Das Wohnheim für 24 Menschen mit geistiger Behinderung, das das Evangelische Johanneswerk dort schon seit Jahren bauen will, soll ab August entstehen. Diesen Termin gab Hans-Jakob Matthes, Regionalgeschäftsführer des Evangelischen Johanneswerks, jetzt bekannt.

Planungen begannen 2012/13

Aktuell werden die Ausschreibungen vorbereitet, nach Sichtung der Angebote dann die Aufträge vergeben. Und dann soll es losgehen. Endlich. „Mit den Planungen für das Wohnheim haben wir 2012/2013 begonnen“, sagt Matthes. „Einziehen wollten wir schon 2014“, ergänzt Sybille Milewski, die das neue Wohnheim leiten wird. Nur, damals stand die evangelische Kirche noch.

Nachdem sich deren Abriss verzögerte, traten auch im Vorfeld des Wohnheim-Baus Probleme auf: Erst fehlte die Baugenehmigung, dann das Okay der Zuschussgeber und aktuell ist es angesichts des Bau-Booms schwierig, Firmen zu finden. Deshalb wird der ganze Spaß auch teurer als – wie ursprünglich geschätzt – 2 Millionen Euro.

Bewohnerbeirat wurde als erstes informiert

Doch nun ist Hans-Jakob Matthes optimistisch, dass im September der Grundstein gelegt werden kann. Bezugsfertig soll das Wohnheim im Herbst 2018 sein. Der Bewohnerbeirat wurde als erstes über den nun feststehenden Bautermin informiert. Matthes: „Sie sind ja die künftigen Nutzer.“ Noch wohnen sie im inzwischen maroden Goerdt­hof in Altenbochum, dem der Abriss bevorsteht. Dort leben insgesamt 40 Personen. 24 von ihnen können nach Laer umziehen, für die übrigen 16 wird an selber Stelle neu gebaut.

Standort wurde bewusst gewählt

Wer von den Bewohnern mit Sybille Milewski und Mitarbeitern nach Laer wechseln wird, steht noch nicht fest. „Wir werden fragen, wer mitgehen möchte“, sagt Milewski. Hans-Jakob Matthes bezeichnet das künftige Wohnheim „als eines der schönsten Bauprojektes im Evangelischen Johanneswerk“. Man habe den Standort ganz bewusst gewählt. „Wir wollen am Miteinander in Laer mit Kirche, Jugendtreff, Kindergarten und dem Stadtteil teilhaben und helfen, das evangelische Leben dort zu gestalten“.

Motto: „Freiheit & Abenteuer“

Die Bewohner als neue Nachbarn für Laer sieht Matthes als große Bereicherung, gerade auch vor dem Inklusions-Gedanken. „Trotz ihrer unterschiedlich ausgeprägten geistigen Behinderung sehen sie entscheidende Dinge oft sehr klar“, sagt Matthes, der gerade bei der Einweihung eines Gebäudes in Herten erlebt hat, „wie schnell sie sich einer neuen Umgebung öffnen“. Die Bewohner werden in drei Wohngruppen leben. Das Motto lautet „Freiheit & Abenteuer“. Heißt: Sie sollen möglichst selbstständig wohnen. Das Wohnheim wurde entsprechend konzipiert.