Laer. . Der Abriss der ev. Kirche Laer zieht sich hin. Es fehlen noch Gutachten für die Baugenehmigung des dort geplanten Behinderten-Wohnheims

Eigentlich hätte die ev. Kirche an der Grimmestraße längst dem Erdboden gleichgemacht sein sollen. Doch das in den 70er Jahren errichtete Gebäude steht noch immer. Über die Gründe wird in Laer fleißig spekuliert. „Hier sollen ganz seltene Vögel nisten und so den Abriss verhindern“, kam Jutta Jacobi, frühere Presbyterin der ev. Gemeinde Altenbochum-Laer, zu Ohren. „Keine Ahnung, wie dieses Gerücht entstand“, schmunzelt sie.

Wirklich zum Lachen findet den Zeitverzug allerdings kaum jemand. Am allerwenigsten Hans-Jacob Matthes vom Ev. Johanneswerk. Unter seiner Regie als Regionalgeschäftsführer soll an Stelle der Kirche ein dreigeschossiges Wohnheim für Behinderte entstehen. „Wir wollten längst weiter sein“, gesteht er. 24 Bewohner des Goerdthofes in Altenbochum, so ist es vorgesehen, sollen an der Grimmestraße eine neue, moderne Bleibe finden.

Wenn alles schief läuft, ist sogar das ganze Projekt in Gefahr: Denn noch wurde keine Baugenehmigung erteilt. „Wir stehen zunächst in der Nachweispflicht, dass es dort, wo jetzt noch die Kirche steht, keine Bergbauschäden gibt“, erklärt Hans-Jakob Matthes. Deshalb soll es in den nächsten Tagen zu Probebohrungen kommen, um die Stabilität des Untergrundes zu prüfen.

Zwei Flöze verlaufen unter dem Grundstück

Bekannt ist, dass unter dem Grundstück zwei Flöze verlaufen. „Deshalb mussten damals beim Bau der Kirche auch massenhaft Betonstreben ins Erdreich verlegt werden“, erinnert sich Karl Kosel, früherer Pfarrer der Laerschen Gemeinde. „Solche ,Apparate’, wie man sie an den Außenwänden der Kirche sieht. Alle durch Moniereisen miteinander verbunden.“ Das hat bisher funktioniert. „Doch ist die Kirche ein Leichtbau, jetzt jedoch sollen drei Stockwerke gebaut werden“, gibt Pfarrerin Christiane Cremer zu Bedenken. Wie viel Beton eventuell noch zu verfüllen ist? Die Bohrungen sollen Aufschluss darüber geben.

Wer zahlt den Spaß?

Dann erst wird man auch einen Überblick haben, wie sehr das Ganze finanziell ins Kontor haut. Und vor allem: bei wem? Christiane Cremer rechnet mit Zusatzkosten von bis zu 200 000 Euro, die auf die ev. Kirchengemeinde Altenbochum-Laer zukommen könnten, hofft aber, „dass wir deutlich darunter bleiben“. Hans-Jakob Matthes will noch gar nicht über mögliche Summen spekulieren. „Wie wir mit der Kostenverteilung umgehen, entscheiden wir, wenn wir Ergebnisse haben und genaue Zahlen kennen.“

Ziel bleibt: Baubeginn noch dieses Jahr

Von seinem Ziel, noch in diesem Jahr mit dem Bau des Wohnheimes zu beginnen, rückt Hans-Jakob Matthes – allen Widrigkeiten zum Trotz – nicht ab. „Ich halte an unserem Plan A fest und will mich noch nicht mit einem Plan B beschäftigen. Ich werde für das Projekt kämpfen.“

Fürs Erste wird die Kirche an der Grimmestraße also noch stehen bleiben. Die seltenen Vögel, die dort ja nisten sollen, dürfte das freuen.

Info: 40 Menschen mit Behinderung wohnen im Goerdt­hof in Altenbochum, der, so Hans-Jakob Matthes vom Ev. Johanneswerk, „in die Jahre gekommen ist“. 24 von ihnen sollen in das neue Wohnheim ziehen, das an der Grimmestraße in Laer geplant ist.

Für die übrigen 16 Bewohner soll in den nächsten drei Jahren ein weiteres Wohnheim entstehen.