Bochum. . Im Vorfeld der Arbeiten für den Ausbau der Bahnstrecke für den Rhein-Ruhr-Express informierte die Bahn am Donnerstag über das Vorhaben im Bochumer Stadtgebiet. Investiert werden sollen bis zu 100 Millionen Euro. Ein Bahnsteig am Hauptbahnhof wird verlängert, in Langendreer kommt ein zusätzlicher Gleisbogen.
Genug Stühle hatte die Deutsche Bahn aufstellen lassen. Doch zur Bürgerinformationsveranstaltung am Donnerstagabend im Studioraum des Bahnhofs Langendreer zu den in Bochum vorgesehenen Arbeiten für die neue Zugverbindung Rhein-Ruhr-Express (RRX) erschienen lediglich rund 50 interessierte Bürger. Vielleicht, so vermutete eine Besucherin, lag es aber auch an der ihrer Meinung nach zu knapp terminierten Einladung der Bahn.
Der Zug soll frühestens 2021im 15-Minuten-Takt unter anderem zwischen Dortmund und Köln verkehren. Sechs Linien sind geplant. Allein in Bochum nimmt die Bahn knapp 100 Millionen Euro in die Hand, um das Streckennetz auszubauen und fit zu machen für den dann dichteren Zeittakt.
33,5 Kilometer Gleise betroffen
Im Bochumer Stadtgebiet sind rund 33,5 Kilometer Gleise betroffen. „Allerdings sind Umbauarbeiten lediglich auf einer Strecke von etwa vier Kilometern notwendig“, erläuterte RRX-Projektleiter Michael Kolle den Zuhörern. Dabei sind die Hauptarbeiten im Bereich des Bochumer Hauptbahnhofes, wo zusätzliche Weichen eingebaut werden und ein Bahnsteig über die Wittener Straße mit einer zusätzlichen Brücke zu verlängern ist. In Langendreer muss ein zusätzlicher Gleisbogen gebaut werden, damit die RRX-Züge sich reibungslos bewegen können.
Neue Schallschutzwände entstehen dabei bis zu einer Höhe von fünf Metern an rund 2,5 Kilometern des Baubereiches. Außerdem richtet sich die Bahn darauf ein, passive Schallschutzmaßnahmen, etwa besonders schallisolierte Fenster, an 109 Ein- Mehrfamilienhäusern einzubauen. Davon seien nach Auskunft des Schallgutachters Hans Högg rund 300 Wohneinheiten betroffen.
Neueste Möglichkeiten des Schallschutzes
Unter den Zuhörern befand sich am Donnerstagabend auch das Ehepaar Martin und Eva Kleingarn. Sie wohnen seit 24 Jahren am Wallbaumweg, nur rund 50 Meter von der Eisenbahntrasse entfernt. „Mit den Jahren sind die Erschütterungen immer heftiger geworden“, erzählt Martin Kleingarn. Nach einer Beschwerde habe es zwar kurzzeitig eine Verbesserung gegeben, die Situation sei nun wieder schlimmer. Ehefrau Eva erinnert sich noch gut an die Zeit vor über 20 Jahren: „Damals konnte man sich in der Wohnung nicht unterhalten, wenn ein Zug vorbeikam. Wenigstens das hat sich gebessert.“
Mit besonderer Aufmerksamkeit folgten die Anwohner daher den Ausführungen von Hans Högg, der auch die neuesten Möglichkeiten des Schallschutzes an den Bahnstrecken erläuterte.
Auf acht Kilometer kommen „Flüstergleise“
Um den Schall im Bereich der künftigen RRX-Strecke noch einmal zu reduzieren, setzt die Bahn auf das Konzept des „besonders überwachten Gleises“ (BüG). Diese „Flüstergleise“, so Schallgutachter Hans Högg, können den Lärm durch vorbeifahrende Züge an der Strecke noch einmal um drei Dezibel reduzieren.
Dabei ist das Prinzip ganz einfach. In regelmäßigen Abständen überprüft ein besonderer Schallmesszug die Gleise. Sollten die Werte nicht den Vorgaben entsprechen, wird das Gleis geschliffen. Je glatter die Oberfläche, desto deutlicher ist dabei die Lärmreduktion.
Bahnhof Wattenscheid muss auf RB 40 und Re 16 verzichten
Als Preis für die schnelle Taktung des RRX muss der Bahnhof Wattenscheid dann auf die beiden Regionalbahnen RB 40 und RE 16 verzichten. Diese werden künftig über die S-Bahnstrecke geführt und halten dann in Wattenscheid-Höntrop.
Wie die Bahn mitteilt, ist vorgesehen, als Ausgleich dafür mit dem RRX im Halbstundentakt den Wattenscheider Bahnhof zu bedienen. Dies sollen nach heutigem Planungsstand die beiden Linien RRX 1 (Aachen – Münster) und RRX 2 (Köln – Dortmund) sein. Im Bochumer Hauptbahnhof halten zusätzlich noch die beiden Linien RRX 4 (Köln/Bonn Flughafen – Hamm) und RRX 6 (Koblenz – Minden).
Die Bürgerversammlung verlief in einer sehr sachlichen Atmosphäre, wobei das Projekt insgesamt positiv aufgenommen wurde, in einzelnen Fällen es aber ganz offensichtlich noch Klärungsbedarf gibt.