Bochum. Eine Großdemonstration und ein Benefizspiel für seine jesidischen Glaubensbrüder und -schwestern hat er bereits organisiert. Nun fliegt Fußballtrainer Farat Toku in den Nordirak, um die Caritas beim Verteilen von Hilfsgütern zu unterstützen.

Angst um sich hat er nicht. Sehr wohl aber vor den schmerzvollen Bildern des Todes, der Not, der Vertreibung, die ihn erwarten. Farat Toku fliegt in diesen Tagen in den Nordirak. In der Region Erbil unterstützt er die Caritas beim Verteilen von Hilfsgütern an jesidische Flüchtlinge, für die er sich in den letzten Wochen eingesetzt hat.

Über 200 in Bochum lebende Familien mit rund 1000 Angehörigen entstammen der kurdischen Religionsgemeinschaft, die in ihrer nackten Existenz bedroht ist. Im Nordirak werden die Jesiden, ebenso wie Christen, von der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) verfolgt und barbarisch hingerichtet. Über 200.000 Jesiden wurden in die Flucht getrieben; Zehntausende hielten sich wochenlang ohne Wasser und Essen im Gebirge versteckt. Viele Kinder sind verdurstet, heißt es. Tausende Männer sollen erschossen, ihre Frauen und Töchter versklavt worden sein.

„Das Verhungern und Verdursten in den Bergen hat zum Glück ein Ende. Aber die Zustände in den Flüchtlingscamps sind nach wie vor katastrophal“, weiß Farat Toku. Der Jeside, ehemaliger Mittelfeldspieler der SG Wattenscheid 09, ergriff im Sommer die Initiative. Im August organisierte er in der Innenstadt eine Kundgebung für seine notleidenden Glaubensbrüder und -schwestern im Nordirak. Im September stellte der Fußballtrainer in Kornharpen ein Benefizspiel mit ehemaligen Liga-Größen wie Ailton und Frank Mill auf die Beine.

5000 Euro Spenden und Erlöse

Über 5000 Euro wurden an Spenden und Erlösen verbucht. Jeden Cent hat der 34-Jährige auf das Sonderkonto der Caritas überwiesen, die damit insbesondere Babynahrung, Matratzen, Decken und warme Kleidung für den bevorstehenden bitterkalten Winter angeschafft hat.

Trainer hospitiert derzeit beim VfL Bochum

Die guten Wünsche des VfL Bochum begleiten Farat Toku bei seinem Hilfseinsatz im Nordirak.

Seit zwei Wochen hospitiert der 34-Jährige beim Fußball-Zweitligisten, begleitet intensiv das Training und die Ligaspiele.

Vor seinem Flug nach Erbil ist er am Freitagabend noch bei der Partie gegen Darmstadt dabei.

In Kürze fliegt Farat Toku – selbstverständlich komplett auf eigene Kosten – nach Erbil. Mit zwei Vertretern der Caritas, die mit ihm im Flieger sitzen, wird er die Flüchtlinge mit den Hilfsgütern versorgen. „Dabei will ich nicht nur in den Camps arbeiten. Ich will, dass auch den Menschen geholfen wird, die noch auf der Flucht sind und sich in Rohbauten oder unter Brücken vor dem IS verstecken“, kündigt Farat Toku an.

Er weiß: Er begibt sich in Gefahr, Nach seinem Engagement in Bochum sei es ihm aber „ein Herzensanliegen“, persönlich in der Kriegsregion im Einsatz zu sein. Drei Tage bleibt er vor Ort. Bei Treffen mit Freunden und Bekannten will er erkunden, wie die Hilfe von Bochum aus fortgesetzt werden kann.

Spendenkonto: Caritasverband für das Bistum Essen e.V., Stichwort: „Jesiden Nordirak“, IBAN-Nummer: DE75360602950000014400