Bochum. Auf dem Husemannplatz in Bochum haben Globalisierungsgegner u.a. von Occupy und Attac am Samstag gegen das geplante Freihandelsabkommen TTTIP demonstriert. Die meisten Passanten indes zeigten kaum Interesse.
Dunkelblaue Campingzelte der Occupy-Bewegung stehen am Samstag auf dem Husemannplatz. Plakate und Banner ragen in die Luft. „Chlorhühnchen!“, rufen die Aktivisten den vorbeilaufenden Passanten zu. Es geht um das geplante Freihandelsabkommen zwischen Nordamerika und Europa, über das zur Zeit größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt wird. Darum hat Occupy gemeinsam mit Attac zu einem europaweiten Aktionstag aufgerufen. Auch in der Bochumer Innenstadt fanden Aktivisten zusammen.
„Stop TTIP“, war auf zahlreichen Schildern zu lesen, die an einer Wäscheleine aufgehängt waren. TTIP – das steht für Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft. Diese soll zwischen Europa und Nordamerika entstehen. Darüber verhandeln EU-Kommission und US-Regierung seit Juli 2013. „Die Verhandlungen geschehen im Geheimen. Die EU-Kommission hat bisher keine Verhandlungstexte veröffentlicht“, ist auf einem Infoblatt von Occupy zu lesen. Darum gehen die Aktivisten auf die Straße. Sie wollen Menschen gegen TTIP mobilisieren, Unterschriften sammeln.
„Wir wollen die Leute zwingen, sich mit TTIP auseinanderzusetzen“
Chlorhuhn als Symbol für Widerstand
Das „Chlorhühnchen“ wird vielfach als Symbol des Missmuts für das geplante Freihandelsabkommen zwischen Nordamerika und Europa gesehen.
In den USA werden Hühner nach der Schlachtung in ein Chlorbad getaucht, um Keime abzutöten. In Deutschland werden andere Methoden genutzt.
„Es hat sich eine europaweite Bürgerinitiative gebildet, die sich gegen die völlig undemokratische Geheimhaltung stemmt“, sagt Aichard Hoffmann von Attac. Auch er sammelte mit Klemmbrett und Infobroschüren ausgerüstet Signaturen: „In ganz Europa sind die Menschen heute auf der Straße. Wir brauchen eine Million Unterschriften.“ Erst dann seien Handels- und Investitionsabkommen politisch nicht mehr durchsetzbar, erklärte er.
Auch Martin Budich von Occupy Bochum wollte seinen Widerstand zum Ausdruck bringen. „Wir wollen die Leute zwingen, sich mit TTIP auseinanderzusetzen“, sagte er. Seit etwa vier Wochen stecke Occupy in den Vorbereitungen für den Aktionstag.
Kritik an Geheimhaltung
Politische Parteien wie die Linke und die Grünen sowie Institutionen wie Greenpeace waren in der Innenstadt mit Infoständen präsent und sammelten Unterschriften. Spontan kam Richard Bregat von der IG-Metall-Vertretung Gevelsberg-Hattingen für den Aktionstag nach Bochum. Es ärgere ihn, dass Passanten manchmal stur an ihm vorbei gingen: „Die Leute haben keine Zeit und kein Interesse. Es geht hier um etwas Wichtiges“, empörte er sich. Als Arbeitnehmervertreter sehe er sich in der Pflicht, sich gegen die Geheimhaltung der Vertragsverhandlungen einzusetzen.
Aichard Hoffmann zeigte sich nach der Aktion dennoch zufrieden: „Viele Organisationen waren präsent in der ganzen Stadt. Wir haben die Leute informiert und relativ viele haben auch Interesse gezeigt und uns angesprochen.“