Bochum. Ein Stadtviertel und eine Haltestelle der Linie 306 sind heute nach der Zeche Bochum-Präsident benannt. Schon 1844 wurde hier Kohle gefördert.
Heute erscheint die von einer alten Eisenbahnüberführung dominierte Gegend an der Dorstener Straße eher unspektakulär. Und doch stand „Bochum-Präsident“ einmal exemplarisch für die Gemengelage von Kohle, Stahl, Wohnen und Eisenbahn im alten, industriellen Ruhrgebiet.
Der Name geht auf die Zeche Vereinigte Präsident zurück, eines der ältesten Großbergwerke in Bochum, das nach dem Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, Freiherr von Vincke, benannt war. Bereits 1844 wurde die Förderung auf Schacht 1 aufgenommen. Die Zeche gehörte zu den ersten, die im Tiefbau die Mergeldecke durchstießen, um an die tiefer gelegenen Kohlevorkommen zu gelangen.
1929 war das Jahr der höchsten Förderung
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Der Schacht lag südlich der Chaussee nach Dorsten und Eickel (Dorstener Straße). Schacht Präsident 2 wurde 1871 geteuft, er befand sich 800 Meter östlich zwischen Hofsteder und Dorstener Straße. Die höchste Förderung wurde 1929 erzielt. 2504 Beschäftigte förderten 864 706 Tonnen Steinkohle.
Das Bergwerk war örtlich und geschäftlich eng mit dem Bochumer Verein verbunden, der nur wenige hundert Meter entfernt seine Produktionsstätten hatte. Gleich neben dem Zechenbahnhof befand sich der Verschiebe- und Rangierbahnhof des einst größten Bochumer Hütten- und Stahlbetriebs.
Um die Signalstraße entwickelte sich ein Wohngebiet
Die auf Präsident verkokte Kohle ging direkt in die Hochöfen. An diesen industriellen Knotenpunkt entwickelte sich um die Signalstraße ein größeres Wohnquartier, das im Volksmund ebenfalls „Präsident“ genannt wurde. Bis 1905 waren die gigantischen Industrieanlagen rundum von Wohnstraßen und -gebäuden umgeben.
Am 29. August 1943 wurde die Zeche durch einen Luftangriff zerstört. Die Anlagen wurden nicht wiederaufgebaut. Die Schächte II bis IV blieben zur Wasserhaltung offen, wurden erst 1966 verfüllt. Heute lassen sich nur noch wenige Spuren der Zeche finden. Am Standort der größeren Anlage mit den Schächten 1 und 4 befindet sich der „Gewerbepark Präsiden“. Bis auf die Schachtdeckel ist dort nichts mehr vorhanden.
Auf dem Areal des Schachtes 2 entstand die Grünanlage Präsident. Sie liegt etwas versteckt hinter den Häuserfronten der Halden-, Hofsteder und Dorstener Straße. Eine Tafel erinnert hier an die Zeche. Was kaum noch einer weiß: Es gab auch einen Personenbahnhof Präsident, der von einem Vorort-Triebwagen bedient wurde. Der Bau befand sich hinter der Bergbauschule, rechts der Dorstener Straße, und war bis in die 1970er Jahre in Betrieb. Auch von diesem Bauzeugnis blieb nichts übrig.
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