Bochums Restaurant Kaiseraue war überregional bekannt
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Bochum. Das Gartenrestaurant hatte einiges zu bieten: Musikpavillon, Tennisplätze und Bootsverleih. Trotzdem wurde das Traditionshaus 1974 abgerissen.
An der Kaiseraue ist der Name einer Straße in Grumme, die die Heckert- mit der Josephinenstraße verbindet. Zwar ist sie nur klein, doch verweist ihr Name auf Größeres: Das Gartenrestaurant Kaiseraue, das bis in die Nachkriegsjahre hinein ein beliebtes Bochumer Ausflugsziel war.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Von dem einst schmucken Gebäude ist baulich nichts mehr übrig; außer der erwähnten Straße erinnert nur der Name des „Kaiserauenteichs“ an die vergangenen Zeiten. An der Ecke Josephinen-/Tenthoffstraße liegt dieses Gewässer als Teil der begrünten Regenrückhaltungsanlage „Grummer Teiche“, seit 1977 ein beliebtes Spaziergebiet.
Das Restaurant wurde 1902 eröffnet
Der ursprüngliche Teich war im 18. Jahrhundert als Mühlen- und Löschwasserteich angelegt worden, schon vor 1900 gab es an dieser Stelle ein „Bassin“, von dem aus Wasserleitungen abzweigten. 1902 hatte Theodor Helf schließlich sein Gartenrestaurant eröffnet, das als „Restauration Kaiseraue“ zu einem frühen Zeugnis Bochumer Freizeitkultur wurde.
Auf alten Postkarten kann man das hübsche, im Stil der Neurenaissance gebaute Haus sehen, Giebel hatte es und auch einen Aussichtsturm. In der „Aue“ des Teichs lag ein Park mit einem Denkmal Kaiser Karls des Großen – daher der Name „Kaiseraue“. Am Ufer gab’s eine offene Terrasse, die später durch einen geschlossenen Jugendstilsaal ersetzt wurde.
Sommerfeste und Feuerwerke waren überregional bekannt
Hier gab es nicht bloß Kaffee und Kuchen, vielmehr bot die Kaiseraue vor dem Ersten Weltkrieg so allerlei – Tennisplätze, einen Musikpavillon, auf dem Teich konnten Ruderboote gemietet werden. Die Sommerfeste und die Feuerwerke waren überregional bekannt und beliebt, wobei „überregional“ wörtlich zu verstehen ist, denn erst 1904 wurde Grumme nach Bochum eingemeindet. Zehn Minuten Fußweg waren es, aus Bochum kommend, von der Straßenbahnhaltestelle auf der Herner Straße in Höhe der Zeche Constantin bis zur Kaiseraue.
In der Zwischenkriegszeit, aber auch in den Wiederaufbaujahren blieb das Lokal frequentiert, aber Mitte der 60er Jahre ging’s bergab. Zwar gab es noch einen Gastronomiebetrieb, doch gleichzeitig funktionierte man das Gebäude zur „Gastarbeiter“-Unterkunft um. Mit der Schließung der Zeche Constantin 1967 übernahm die Friedrich Krupp Hüttenwerke AG den Besitz für wenige Jahre.
Im Sommer 1971 kam dann das endgültige Aus; das Haus stand längst leer, verkam zusehends. Rufe aus dem politischen Raum, den „Schandfleck“ endlich zu beseitigen, wurden immer lauter, aber es gab auch viele Grummer, die eine Renovierung und Umnutzung „ihres“ Traditionshauses forderten. Es hat nichts genutzt. Anfang 1974 wurde die Kaiseraus abgerissen und auf der Fläche die Straßenkreuzung neu gestaltet.
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