Bochum. Gabelstapler ist nicht gleich Gabelstapler. Und ohnehin ist die korrekte Bezeichnung für die motorisierten Lastenesel auch Flurförderzeuge. Beim Gabelstapler-Vertrieb kennen sie sich mit allen aus. Ohne Gabelstapler wäre die fulminante Entwicklung der Logistik-Branche kaum möglich gewesen.

Gabelstapler ist nicht gleich Gabelstapler und wer von den motorbetriebenen Lastenesel spricht, sollte eigentlich auch besser „Flurförderzeug“ sagen – oder FFZ. Denn das ist der korrekte Oberbergriff. „Flur steht für Boden, förder für anheben und zeug weil es eine Art Fahrzeug ist“, erklärt Thomas Struck.

Aber Gabelstapler klingt nun mal griffiger. Und letztlich weiß auch jeder, was gemeint ist. Obwohl es da feine Unterschiede gibt. Es gibt die Ameise mit Trittbrett, den Schubmaststapler, den elektrisch angetriebenen, dreirädigen Stapler, den vierrädigen Diesel für größere Tonnagen und dann noch das, was in den Augen von Thomas Struck ein richtiger Gabelstapler ist: die schweren Jungs mit Tragkapazitäten von sechs Tonnen aufwärts. „Die sind immer noch unser Ding.“ So wie in Köln, wo der Bochumer Verleih einst für den Hafen Container-Stapler mit einer Tragkapazität von je 50 Tonnen unterhielt.

750 Kunden im Ruhrgebiet

Thomas Struck ist „Gabelstapler-Fuzzy“. Das hört sich despektierlich an. Ist es aber nicht: erstens, weil Struck die neue Web-Seite seiner Firma so genannt hat, nämlich „www.staplerfuzzy.de“. Und zweitens, weil er sich selbst scherzhaft so bezeichnet, eben als Gabelstapler-Fuzzi. Und als solcher hat er eine ganz Menge drauf. Etwa 750 Kunden vornehmlich aus dem Ruhrgebiet schätzen die Kompetenz des Gabelstapler-Vertriebs an der Bergmannstraße in Hofstede. Verkauf, Verleih und Reparatur, das ist das Geschäft von Struck und seiner dreiköpfigen Monteur-Crew. Im Verkauf bietet er mittlerweile zwar eine Hausmarke an – Maximal Lift. „Aber wir reparieren alles“, sagt der 46-Jährige. Und in der Regel kann er auch alle Modelle und Ersatzteile besorgen: von Jungheinrich bis Still und von Daewoo bis Toyota.

Die Strucks und Fahrzeuge, das passt schon seit fast einem halben Jahrhundert zusammen. „Das liegt unsere Familie im Blut“, so Thomas Struck. Sein Opa habe einst eine Tankstelle an der A 40 betrieben. Die Firma des Enkels feiert in diesen Tagen zwar erst ihr silbernes Jubiläum. Aber Firmengründer Heinz Struck, der Vater des heutigen Chefs, begann als Monteur schon vor 46 Jahren beim damaligen Alleinanbieter Still mit dem Schrauben an den in der modernen Arbeitswelt unverzichtbaren Transportern für die kurzen Wege. Ohne Gabelstapler wäre die fulminante Entwicklung der Logistik-Branche kaum möglich gewesen.

Erster Container-Stapler in Deutschland

Heinz Struck war der erste, der in Deutschland einen Container-Stapler verkauft hat – für den Koblenzer Hafen. Damals gingen die Geschäfte gut und die Marktmöglichkeiten schienen unbegrenzt. Heute sieht das etwas anders aus. Es gibt Firmen, die sich Geräte und Ersatzteile übers Internet besorgen. Große Unternehmen unterhalten nicht selten eigene Reparatur- und Instandhaltungsdienste.

Richtig zu schaffen gemacht hat der Branche und damit nicht zuletzt auch dem Gabelstapler-Vertrieb an der Bergmannstraße die Weltwirtschaftskrise. „Von 2005 bis 2008 hatten wir eine Mietflotte von 75 Geräten aufgestellt“, erinnert sich Thomas Struck. Ein Jahr später, als Märkte einbrachen und Firmen untergingen, gingen etliche Kunden verloren. „Viele haben gesagt, wir sollten unsere Stapler vom Hof holen.“ Am Ende waren es 23 Firmen. 23 insolvente Firmen. Mit dem Nachlassverwalter eines Unternehmens streitet sich Struck noch heute über die Auslösung seines Staplers. Harte Zeiten, auf die eine Neuausrichtung folgte. Mittlerweile bietet er seine Dienste nur noch regional an. „Und das funktioniert, weil sich hier doch Vieles knubbelt.“

Wichtig sei es, auf Kundenwünsche schnell zu reagieren. Denn: „Es gibt nichts Schlimmeres als ein Stapler, der nicht fährt.“

Keine Verträge – ein Handschlag muss reichen 

Umtriebigkeit ist eine hervorstechende Eigenschaft von Selbstständigen. Bei Thomas Struck scheint sie besonders ausgeprägt zu sein. Das war ihm vor einigen Monaten auf den ersten Blick nicht anzusehen. Denn da wog er noch 160 Kilogramm. „Ich habe stressbedingt immer gegessen“ sagt der 46-Jährige. Und das konnte und sollte nicht mehr so weiter gehen. 60 Kilo hat er mittlerweile runter, hat sein Arbeits- und Essverhalten verändert und will demnächst auch Sport treiben.

Wenn der gelernte Vermessungstechniker und Groß- und Einzelhandelskaufmann dafür Zeit findet. Denn zu tun hat Struck eigentlich immer. Im eigenen Betrieb, aber auch darüber hinaus. Er ist als SPD-Mitglied Vorsitzender der Selbstständigen im Unterbezirk Bochum, wurde unlängst in die Vollversammlung der IHK gewählt und blickt überhaupt gerne über den Tellerrand hinaus: etwa als Gründungsmitglied von Ruhrmobile-e, dem gemeinnützigen Verein zur Förderung der Elektromobilität.

E-Stapler gibt es schon sehr lange

Ein bisschen schüttelt er den Kopf über Automobilkonzerne und deren immer noch überschaubaren Fortschritte bei E-Mobilität. ,„Elektrisch betriebene Gabelstapler gibt es schon seit mehr als 40 Jahren. Die Dinger fahren, sie heben; die verwendete Technik ist nicht neu.“

Gerne sähe er es, wenn sich denn auch die Debatte über E-Autos weg von der Reichweitenproblematik („Wie viel fahren wir denn am Tag“) eher zu der über Ladetechnik und Infrastruktur verlagern würde. Das wäre aus seiner Sicht viel erfolgversprechender.

Aber nicht nur außerhalb des Tellerrands fühlt er sich wohl, sondern auch daheim. Nicht zu übersehen ist in der Werkstatt seines Betriebs die Ruhrpott-Fahne mit der Aufschrift „Meine Heimat, meine Liebe“. Zu dieser Bodenständigkeit gehört die Überzeugung, dass auch im Geschäftsleben ein Handschlag immer noch gelten muss („Ich mache keine Verträge“). Und wenn sein Mobiltelefon klingt, dann ertönen die unverkennbaren Klänge der markantesten aller Ruhrgebietshymen: Grönemeyers Bochum. Tief im Westen, das ist die Welt von Thomas Struck.