Weitmar. .
Mannshoch steht die Figur im Sonnenschein. Grimmig schaut das hölzerne Gesicht, den Mund weit aufgerissen, zeigt die großen Zähne. Daneben weitere Figuren, die ähnlich dreinblicken. Oben drauf sitzt ihr Erschaffer. Denis Walter ist Tiki-Schnitzer. Tikis, so heißen die in Holz geschnitzten oder in Stein gemeißelten Ahnenfiguren der Völker Polynesiens.
Der 33-Jährige wohnt in Hattingen, arbeitet aber an der Rathenaustraße in Eppendorf/Grenze Weitmar. Vor einem Jahr hat er seine Begeisterung für die Figuren entdeckt. „Damals habe ich mir einen Tiki gekauft und gedacht: Das kann ich auch.“ Gesagt, getan, entwickelte er seine eigenen Figuren. „Am Anfang habe ich sie auf der Terrasse mit der Hand geschnitzt. Aber das war mir schnell zu langweilig.“ Seitdem greift er zur Motorsäge. „Davon waren die Nachbarn aber schnell genervt.“
Deshalb entstehen die Figuren jetzt an der Rathenausstraße – vor der Garage, in der er seit Jahren an alten Autos und selbst gestalteten Motorrädern schraubt. Zwei Lkw-Ladungen Lärchenholz hat der gelernte Zimmermann zuletzt aus einem Forstbetrieb in Coesfeld kommen lassen. „Das ist wetterfest und reißt nicht so wie zum Beispiel Tanne.“
Mit dem Holz, das Pfingststurm „Ela“ unlängst hinterlassen hat – meist Laubbäume –, kann er nicht viel anfangen: „Das ist das falsche Holz.“ Aus den Lärchenstämmen sägt er Figuren, die zwischen 80 Zentimetern und drei Metern groß sind. „Kleiner mache ich es nicht mehr, nur größer.“
Die Stämme werden dazu erst von der Rinde befreit und dann grob vorgesägt. Die Gesichtszüge zeichnet ihr Erschaffer grob vor – ohne irgendeine Vorlage, ganz einfach so, wie es ihm gerade in den Sinn kommt. „Am Anfang denke ich bei jedem, das wird nichts. Aber wenn er fertig ist, ist er doch gut.“
Nach dem Grobschnitt mit der Motorsäge wird das Holz vorgeschliffen und später geglättet. Lackiert werden müssen die Holzarbeiten nicht, „höchstens geölt“. Für die drei kleinen Tikis, die einmal als Barhocker dienen sollen und gerade in der Sonne trocknen, hat er nur einen Tag benötigt. Für einen Zwei-Meter-Tiki gehen auch schon mal anderthalb Tage drauf. „Nach zehn bis zwölf Tikis ist aber auch die Säge platt. Dann brauche ich eine neue.“ Der größte Tiki, den er bisher geschnitzt hat, war 3,40 Meter hoch. Dann ist vor allem die Handhabung eine Herausforderung: „Zum Bearbeiten kann ich den Stamm rollen. Aber das Bewegen geht dann nur noch mit dem Gabelstapler.“
Immerhin wiegen bereits die kleinen Barhocker-Tikis um die 60 Kilogramm. Sein Traum abseits der Tiki-Figuren: „Ich möchte einen drei Meter großen Kontrabass schnitzen – mit goldenen Saiten.“