Bochum. Über 100 Jugendliche und junge Erwachsene haben sich am Freitag in der Bochumer Innenstadt an einem Casting für die RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) beteiligt. Es sollte der erste Schritt zur erträumten Karriere sein.

Ihr Berufswunsch? „Klar: Star!“, strahlt Jessica, die sich in ein hautenges rosa Top gezwängt und ihre Lippen passend bepinselt hat. Im März ist sie 16 geworden. Endlich darf die Gerther Gesamtschülerin am Casting für „Deutschland sucht den Superstar“ teilnehmen. Endlich will sie „dem Dieter zeigen, was ich drauf habe. Als Sängerin und so“.

DSDS: Der Traum von der Karriere generiert auch nach elf Jahren Quote und Werbekohle. Am Freitag hielt die Mutter aller Casting-Shows in der Innenstadt Ausschau nach Kandidaten. Einer von zwei Trucks, die seit Juni in über 50 Städten unterwegs sind, steuerte am Nachmittag den Husemannplatz an.

Mit Schminke und Kappe

Schon vor dem Start um 14 Uhr warten etliche Jessicas auf ihre große Chance. Zwar hat RTL die Altersgrenze für die neue, zwölfte Staffel auf 40 Jahre angehoben. Doch es sind fast ausschließlich Jugendliche, die vor der Anmeldung Schlange stehen. Die Mädels mächtig aufgebretzelt. Die Jungs cool mit Kappe und Klampfe. Alle aufgeregt. Alle mit Herzklopfen. „Der Dieter wird Augen machen“, grinst Natalia (17), die aus Russland stammt und noch nicht mitbekommen hat, dass Herr Bohlen heute nicht in dem riesigen blau-weißen DSDS-Brummi hockt. Beim offenen Casting sind es zwei Mitarbeiter von RTL und der Produktionsfirma UFA, die die Kandidaten in Augenschein nehmen.

Jährlich 30.000 Bewerber wollen zu DSDS

Mehr als 30.000 Bewerber beteiligen sich nach RTL-Angaben an der jährlichen Gesangsshow.

Das letzte der mehr als 50 offenen Castings findet heute in Mönchengladbach statt.

Die zwölfte Staffel wird Anfang des nächsten Jahres bei dem Privatsender ausgestrahlt.

In der Jury sitzt neben Dieter Bohlen u.a. der Volksmusik- und neuerdings Rocksänger Heino.

Die Erstbeschau, noch ohne Fernsehkameras, dauert wenige Minuten. Ein, zwei Lieder. Dann das Urteil. Daumen runter: Tut uns leid, das war’s. Daumen hoch: Glückwunsch, Qualifikation für das „Callback“ in Köln. Erst wer dort stimmlich besteht oder als unfreiwillige Witzfigur ausgemacht wird, darf im Herbst vor Bohlen & Co. (auf)treten, kommt mit etwas Glück in die Sendung und mit etwas Können in die Finalshows, bei denen dem Sieger 500.000 Euro winken.

"Das es immer noch so viele Bekloppte gibt"

Es ist eine der wenigen Zahlen, die RTL preisgibt. Wie viele Bewerber in Bochum ihr Glück versuchten? Wie viele weitergekommen sind? „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir für die einzelnen Städte keine Zahlen rausgeben.“

Bis zum Abend sind es nach WAZ-Schätzung deutlich über 100 Hobbysängerinnen und -sänger, die auf dem Husemannplatz getestet werden. „Dass es immer noch so viele Bekloppte gibt! Die werden doch verheizt“, lästert eine Passantin, während Jessica traurig aus dem Truck trottet. Ihre Interpretation von Katy Perrys „Birthday“ hat nicht den erhofften Anklang gefunden. Ihren zweiten Song, „Mein Herz“ von Beatrice Egli, durfte sie gar nicht mehr vorsingen.

Jessicas Star-Karriere muss noch warten. „2015 komme ich wieder.“