Laer. . Kundschaft hält dem von der Schließung bedrohten CAP-Markt in Laer die Treue. Täglich kaufen sie hier ein und freuen sich, auch andere Menschen zu treffen. Auch die Mitarbeiter kämpfen, damit sich doch noch alles zum Guten wendet. Doch die Zukunft liegt in den Händen des Insolvenzverwalters

Dienstagvormittag, es regnet. Kein Wetter, um einkaufen zu gehen. Im CAP-Markt am Lahariplatz ist trotzdem gut was los. „Die Kunden halten uns halt die Treue“, freut sich Karsten Bastian, stellvertretender Marktleiter. Die meisten Gesichter derer, die hier einkaufen, kennt er. Man grüßt sich freundlich, hält einen kurzen Plausch. Thema Nummer eins: die drohende Schließung des CAP-Marktes zum 1. August (wir berichteten).

Das mögliche Aus vor Augen, geben die 18 Mitarbeiter (neun von ihnen mit Handicap) alles, damit sich doch noch alles zum Guten wendet. „Viele von uns machen freiwillig Überstunden“, sagt Karsten Bastian. „Klar, alle sind geknickt, aber niemand lässt sich hängen. Wir kämpfen und sind sogar noch mehr zusammengerückt.“ Für alle, so Bastian, sei klar: „Wir wollen hier weitermachen.“

Bis zum 31. Juli sind die Löhne gesichert. Ob es darüber hinaus weitergeht, liegt nun in den Händen des Insolvenzverwalters. Falls nicht, gilt es für die Belegschaft neue Arbeitsplätze zu finden. Wie schwer das gerade für Menschen mit Behinderung ist, hat Karsten Bastian selbst erlebt. Er war Filialleiter bei einem Discounter, leidet aber an Epilepsie. Als sich die Anfälle häuften, wurde er arbeitslos, niemand wollte ihn mehr einstellen. Bis sich 2011 die Möglichkeit beim CAP-Markt in Laer auftat. „Ich hänge an dem Laden, habe ihn mit aufgebaut“, sagt Bastian.

„Die sind alle freundlich hier“

Auch Nicole Weißbach, die heute an der Kasse sitzt, ist von Anfang an dabei. Sie hat „nur“ Asthma. Und schrieb trotzdem unzählige Bewerbungen – vergeblich. Die Kundschaft, sagt sie, reagiere unterschiedlich auf die drohende Schließung des Supermarktes: „Viele sind empört, andere traurig, aber alle sprechen uns Mut zu.“

Werbegemeinschaft verfolgt Entwicklung besorgt

Besorgt verfolgt die Werbegemeinschaft die Entwicklung des CAP-Marktes. „Eine Schließung wäre insgesamt sehr traurig für den Stadtteil“, sagt Walter Wolf. „Als Vorsitzender der Werbegemeinschaft bin ich natürlich sehr daran interessiert, dass der Insolvenzverwalter den Standort als erhaltenswert einstuft und rettet.“ Wolfs Informationen zufolge soll weniger der CAP-Markt in Laer, sondern in erster Linie der ebenfalls auf der Kippe stehende Markt in Lünen defizitär wirtschaften. Für ihn wäre es schlimm, wenn Laer dadurch in Mitleidenschaft gezogen würde.

Eckhard Sundermann, Geschäftsführer der Diakonie Ruhr Werkstätten, bestätigt, dass es dem Lüner Betrieb „tendenziell“ schlechter geht. Grund sei ein neuer, riesiger Rewe-Markt in unmittelbarer Nachbarschaft. „Aber die Unterschiede zwischen beiden Märkten sind nicht so gravierend“, so Sundermann weiter. „Beide Betriebe sind eine Firma. Man muss also gucken, wie sie in Gänze dastehen.“

Auch Dieter Groß (68) und Manfred Ziegler (67), die jeden Morgen im CAP-Markt einkaufen und sich anschließend am Back-Shop niederlassen, um bei drei (!) Tassen Kaffee zu klönen. „Das ist eine Schweinerei“, macht Dieter Groß aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Das ist doch eine gute Sache, Leute mit Behinderung in die Arbeitswelt zu integrieren. So etwas kann man doch nicht mit einem Federstrich einfach beenden.“ Für ihn, der in der Gegend wohnt, sei der CAP-Markt bequem zu erreichen. „Und die Preise sind genauso hoch wie anderswo.“ Kritik, der Service sei verbesserungswürdig, ärgert ihn: „Die sind alle freundlich hier.“ Auch Manfred Ziegler lässt auf die Mitarbeiter nichts kommen: „Ich kann nicht klagen. Im Gegenteil.“

Für Dieter Groß und Manfred Ziegler ist der CAP-Markt viel mehr als nur Einkaufen. Er ist – wie es draußen über dem Laden steht – Lebensmittelpunkt. Nur ist leider ungewiss, wie lange noch . . .